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Langobarden, Franken und Friesen, eine kleine Stadt für sich an der
Südseite der Peterskirche, wo nebeneinander ihre Kirchen, Pilger-
häuser und wehrhafte Wohnbauten lagen; die Erinnerung daran lebt
heute noch fort in den Namen der Kirchen S. Michele in Sassia und
S. Spirito in Sassia. In den politischen und kriegerischen Wirren
schwankten die Geschicke dieser Siedelungen auf und nieder; das
meiste davon ist zugrunde gegangen, ein Rest nur blieb bis in unsere
Tage erhalten, der deutsche Campo Santo bei St. Peter. Dieser Friedhol,
der Erde aus dem Heiligen Land enthalten sollte, war ursprünglich
den verschiedenen Niederlassungen deutscher Stämme gemeinsam; int
Laufe der Zeit schrumpfte sein Umfang immer mehr zusammen, er
war auch mitunter sehr verwahrlost, so daß noch gegen die Mitte des
15. Jahrhunderts häußge Besuche von Füchsen und Wölfen die Auf-
führung einer Schutzmauer nötig machten. Um die Mitte des 14. Jahr-
hunderts, vermutlich im Zusammenhang mit den Pilgerzügen des
Jubeljahrs 1350, war neben dem Gottesacker und seinem alten Kirch
lein ein neues Pilgerhaus Hospitium B. Mariae Teutonicorum ent-
standen, und als 1448 Rom von der Pest heimgesucht worden war,
gründete im Jahr darauf der Beichtvater der Peterskirche Johann
Goldener vom Augustinerorden im Anschluß daran die Arme-Seelen-
Bruderschaft, die nun der alten Stiftung aus Kaiser Karls Zeiten neues
Lehen gab. Die junge Bruderschaft war stark genug, um nicht nur
zunächst die baufällige Kirche wiederherzustellen, sondern auch 1475
schon den Grundstein zu einem Neubau zu legen, wofür Baccio Pintelü
den Plan entworfen haben soll. Zugunsten des Baues gewährte Papst
Alexander VI. einen Ablaß, und am 8. Dezember 1501 konnte das
Gotteshaus S. Maria della Pieta in Campo Santo dei Teutonici geweiht
werden. Ist diese Wiederbelebung der alten deutschen Siedelungen „in
Sassia" am Ende des Mittelalters ein rühmliches Zeugnis für die Stärke
der damaligen deutschen Bevölkerung Roms, für ihre wirtschaftliche
Leistungsfähigkeit, ihr Volksbewußtsein und ihren christlichen Ge-
meinsinn, so gesellen sich dazu noch andere Beweise gleicher Art für
das selbständige Erstarken des Deutschtums in der Ewigen Stadt zu
einer Zeit, als das Kaisertum schon darauf verzichten mußte, die
früheren Herrschaftsansprüche in Italien geltend zu machen, und den
Volksgenossen im Ausland keine unmittelbare Unterstützung durch
machtvolles Auftreten mehr bieten konnte.

Ss.-Andrea$-Hospsz und S. Murm ded'Ammu
Um das Jubeljahr 1350 wirkte als Kaplan an der Kirche S. Lorenzo
in Panisperna ein Priester aus Kulm in Preußen, Nikolaus Henrici, der
durch seine Einkünfte aus Pfründen zur Wohlhabenheit gelangte und

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