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Die Zeit der Gegenreformation und der
Religionskriege

Das romäscAe DeasscAsam and Ate Ae/ormaA'on
Über das Verhalten der römischen Deutschen zur lutherischen
Kirchenverbesserung liegen ausdrückliche Nachrichten nicht vor; man
ist darauf angewiesen, zwischen den Zeilen der Geschichtsquellen zu
lesen. Aber auf diesem Wege gelangt man doch zu Ergebnissen, die
über den Wert von Vermutungen weit hinausgehen. Zunächst darf man
nicht glauben, daß das Deutschtum der päpstlichen Hauptstadt von
der mächtigen geistigen und politischen Bewegung des Heimatlandes
unberührt geblieben und gleichgültig beiseitegestanden sei, wie sehr
auch die römische Regierung sich wohl bemüht haben mag, ihm die
Berührung mit den im Deutschen Reich geborenen kirchenrevolutio-
nären Gedanken abzuschneiden. Durchgedrungen ist die Kunde davon
doch; dafür sorgte schon der lebhafte diplomatische Verkehr, der seit
dem Anschlag der 95 Thesen an der Schloßkirche zu Wittenberg
zwischen Deutschland und Rom hin und her ging, denn die geistlichen
Sendlinge aus dem Reich haben gewiß während ihres Aufenthalts am
Tiber den Verkehr und Gedankenaustausch mit ihren Landsleuten, die
in den Kanzleien der Kurie beschäftigt waren, nicht gemieden und
auch nicht vermeiden können. Man darf daher als gewiß annehmen,
daß in den Zusammenkünften der Anima-Brüder, teils mit Sorge, teils
mit Hossnung, von der Gärung in der heimatlichen Kirche geredet
wurde. Auf einen unvorbereiteten Boden fielen die Nachrichten von
dort ja nicht. Waren doch die letzten Ursachen der damaligen Los-
von-Rom-Bewegung, die Ausbeutung des deutschen Volkes durch die
Habgier des verweltlichten Papsttums, den römischen Deutschen
keineswegs unbekannt; sie haben sie am eigenen Leibe gespürt. Wie die
Gesandten des Deutschen Ordens in Rom, so hatten auch die Vorsteher
der Anima-Bruderschaft darüber zu klagen, und ihr Bittgesuch um
den kaiserlichen Schutz 1518 gründete sich gerade auf die Besorgnis,
von der höchsten Kirchenbehörde weiterhin geschädigt und vergewal-
tigt zu werden. Es dürfte doch kein zufälliges zeitliches Zusammen-
treffen sein, wenn dies Gesuch an Kaiser Maximilian und seine Ge-

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