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i.

Der deutsche Bestand in Rom ain Ende
des Mittelalters
Für das mittelalterliche Europa waren die Kirche und ihr Oberhaupt
in Rom die Zentralsonne, um welche die Völker und ihre staatlichen
Bildungen wie Planeten kreisten. Die ehemalige politische Hauptstadt
der Alten Welt war zu einem Mittelpunkt für religiöses und geistiges
Lehen der gesamten Christenheit geworden; auf die Stadt am Tiber,
wo die Gebeine der Apostelfürsten ruhten, richtete sich die fromme
Sehnsucht der Gläubigen ebenso inbrünstig wie nach den heiligen
Stätten im Morgenland. Zudem hatte die kluge und zähe Machtpolitik
der römischenPäpste die Kirche in einerWeise geordnet, daß Menschen
und Staaten durch tausend Fäden mit Rom aufs engste und festeste ver-
knüpft waren. In der volkstümlichen Bezeichnung ,,Ewige Stadt" ist
der Gedanke ausgedrückt, daß der Imperialismus der Cäsaren in den
Trägern der Tiara seine Fortentwicklung gefunden hat; wie jene ge-
boten sie urbi et orbi, in Glaubenssachen wie in irdischen Angelegen-
heiten. Das besondere Verhältnis Deutschlands zu Rom ist durch die
Formel,,Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation" kurz und bündig
umschrieben.

Die uüen Sh'/tunpen; der Campo Santo
Die Römerzüge der deutschen Kaiser, ihre Kämpfe um die Herr-
schaft in Italien, ihr Eingreifen in die Angelegenheiten des Patri-
monium Petri, die Einsetzung deutscher Päpste, die Pilgerfahrten zu
den Jubeljahren, aber auch die laufenden Geschäfte der deutschen
Kirchenprovinzen, der geistlichen und Ritterorden, alles das bewirkte
ein andauerndes Hin- und Herfluten deutschen Volkstums zwischen
dem Reich und den Sieben Hügeln. Wie die Ströme den Sand, so
setzte die Völkerflut bei jeder Bewegung Bestandteile auf dem römi-
schen Grund ab. Unter den mannigfachen fremdvölkischen Siedelungen
in der gemeinsamen Hauptstadt der Christenheit haben daher die
deutschen von jeher durch die Zahl und Bedeutung ihrer Angehörigen
eine hervorragende Stellung eingenommen. Zur Zeit Karls des Großen
bildeten die Niederlassungen deutscher Stämme, der Angelsachsen^


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