Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gegangen. Gleichzeitig mit Elsheimer und von ihm beeinflußt lebte der
Antwerpener Paul Brill am Tiber, der als Künstler nicht auf gleicher
Höhe stand, aber in längerer Wirksamkeit und vom Glück mehr
begünstigt ein umfangreiches Werk daselbst hinterlassen konnte. Er
war gegen 1580 seinem älteren Bruder Matthäus nach Rom gefolgt, der
in der Galeria Geographica des Vatikans mit einem großen Fresken-
werk beschäftigt war, und erhielt, nachdem er dem Bruder hierbei
geholfen hatte, bald ansehnliche Aufträge zu selbständiger Ausführung.
Mehr als dreißig Jahre lang hat Paul Brill nach dem frühen Tod des
Bruders an der Spitze der dekorativen Landschaftsmalerei in Rom
gestanden und in der dortigen Kunstwelt ein Ansehen genossen, wel-
ches den deutlichsten Ausdruck in seiner Wahl zum Princeps der
Akademie S.Luca für 1620 fand; er scheint der erste Ausländer auf
diesem Ehrenplatz gewesen zu sein. Wie sein Bruder hat Paul vor
nehme Kundschaft gehabt; für Papst Clemens VIII. malte er in einem
Saal des Vatikans das große Fresko des Martertodes des hl. Clemens,
für den Fürsten Rospigliosi mehrere landschaftliche Fresken in dessen
Palast und Gartenhaus, ähnliche Arbeiten für den Kardinal Mattei und
die Familie Borghese, außerdem führte er Landschaften und Seestücke
mit Heiligenhistorien in den Kirchen S.Cecilia, Gesu, S. Maria Mag-
giore, S. Vitale und der Scala Santa aus und hat in seiner letzten Lebens-
zeit zahlreiche Tafelbilder auf Kupfer gemalt, die in römische Galerien
kamen. War der Meister in seiner eigenen Tätigkeit vom Glück be
günstigt, so hat er doch an den Söhnen, die ihm die Goldschmieds-
tochter Ottavia Sbarra geboren hatte, wenig Freude erlebt; Rutilio
geriet in die Gefangenschaft der Türken, und Ciriaco, der die Kunst
des Vaters erlernt hat, ist uns nicht durch eigene Werke, wohl aber aus
römischen Prozeßakten und aus den Rechnungsbüchern der Campo-
Santo-Bruderschaft und der Akademie S. Luca bekannt, die ihm Al
mosen gespendet haben. Jedoch gingen die von Brill und Elsheimer der
römischen Kunst gegebenen Anregungen nicht verloren; auf sie ist die
Landschaftsmalerei der folgenden Jahrzehnte, das Wirken eines
Claude Lorrain, Nicolas Poussin, dessen Schwagers Gaspar Dughet-
Poussin und Agostino Tassis zurückzuführen, und in den von dem
trefslichen Frankfurter Meister gezeigten Wegen wandelte eine Schar
von nordischen Künstlern weiter, die zum Teil noch seinen persön
liehen Einfluß erfahren haben, wie Hendrik van Goudt, der mehrere
von Elsheimers Gemälden durch den Stich vervielfältigt hat, der
Schwabe Thomann von Hagelstein, der Nürnberger Johann König,
Comelis Poelenburg, Johann Pinas, Pieter Lastmann und David
Teniers der Ältere. Römische Zeitgenossen Brills und Elsheimers waren
Jakob Franckaert, der 1601 in Via del Babuino starb, sein gleich-
namiger Sohn und sein Schwiegersohn Wenzel Cobergher, der als
Maler, Stecher, Baumeister und Archäologe eine vielseitige Tätigkeit

128
 
Annotationen