bemüht war, mit dem Status quo auf der Apenninenhalbinsel sein
eigenes Übergewicht daselbst zu erhalten, so erlosch der italienische
Haß gegen die Tedeschi nicht, sondern glühte im stillen fort, um beim
nächsten Anlaß desto stärker aufzulodern. Er machte sich einige Male
gar mit Bombenanschlägen Luft. Im Mai 1850 schon wurden die Be-
wohner des Palazzo Simonetti durch die Entladung einer Bombe vor
ihren Fenstern erschreckt; da außer dem französischen Komman-
danten auch der Deutsche Künstlerverein seinen Wohnsitz in diesem
Gebäude hatte, blieb es zweifelhaft, gegen welchen von den beiden
fremden Bedrückern die gefährliche Kundgebung gerichtet war. Als
aber am Tag darauf das Schaufenster der Spithöverschen Buchhand-
lung am Spanischen Platz, wo neben den Jesuitenschriften die Bildnisse
Radetzkys und anderer österreichischer Generale ausgestellt waren,
durch eine Bombe zerstört wurde, lag es klar zutage, daß der politische
Haß den Deutschen so gut wie den Franzosen galt. Spithövers Laden,
in dem sich regelmäßig ein Kreis von Priestern und deutschen katholi-
schen Künstlern versammelte, wurde von den Italianissimi und Radi-
kalen als ein Herd der Reaktion und pfäfßschen Gesinnung angesehen
und darum noch öfter mit Bombenangriffen bedacht. Solche Ereignisse
mußten dazu beitragen, die Scheidung der Geister unter den Deutschen
zu beschleunigen, die sich unter der Einwirkung der rückschrittlichen,
von den Jesuiten geleiteten Kirchenpolitik und der inneren Vorgänge
im Deutschen Bund auch bei der deutschen Siedelung am Tiber zu
vollziehen begann. Mehr und mehr spaltete sie sich in zwei scharf ge-
trennte Gruppen, die immer weiter voneinander abrückten, in eine dem
Vatikan und Österreich bedingungslos ergebene katholische, deren
Mittelpunkt die alten Nationalstiftungen aus der Zeit des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation waren, und andererseits eine
liberale und protestantische, die hoffnungsvoll nach dem aufsteigenden
Stern Preußens schaute, die italienischen Einheitsbestrebungen mit
Wohlwollen zu beurteilen begann und das Ende des altersschwachen
Priesterstaates herbeiwünschte. Diese letztere Gruppe sammelte sich
vorwiegend um den Deutschen Künstlerverein, der zwar unter der
Obhut und Bürgschaft der österreichischen Botschaft ins Leben ge-
treten, nach zwanzigjährigem Bestehen sich unter den Schutz des
Königs von Preußen begab. Seit der Gründung des Königreichs Italien
unter dem sardinischen Herrscherhaus und dem Regierungsantritt
Wilhelms I., die zeitlich zusammenfallen, prägte sich die neue Orien-
tierung des römischen Deutschtums immer deutlicher aus, wenn auch
die konservativen Kreise Preußens dem mit Hilfe der Revolution
geschaffenen Reich Viktor Emanuels noch ablehnend gegenüber-
standen und ihre Parteinahme für die alten Dynastien Italiens als Ver-
treter des Legitimitäts- und Autoritätsprinzips nicht verhehlten. So ist
es begreiflich, daß beim Ausbruch des Krieges 1859 die italienischen
eigenes Übergewicht daselbst zu erhalten, so erlosch der italienische
Haß gegen die Tedeschi nicht, sondern glühte im stillen fort, um beim
nächsten Anlaß desto stärker aufzulodern. Er machte sich einige Male
gar mit Bombenanschlägen Luft. Im Mai 1850 schon wurden die Be-
wohner des Palazzo Simonetti durch die Entladung einer Bombe vor
ihren Fenstern erschreckt; da außer dem französischen Komman-
danten auch der Deutsche Künstlerverein seinen Wohnsitz in diesem
Gebäude hatte, blieb es zweifelhaft, gegen welchen von den beiden
fremden Bedrückern die gefährliche Kundgebung gerichtet war. Als
aber am Tag darauf das Schaufenster der Spithöverschen Buchhand-
lung am Spanischen Platz, wo neben den Jesuitenschriften die Bildnisse
Radetzkys und anderer österreichischer Generale ausgestellt waren,
durch eine Bombe zerstört wurde, lag es klar zutage, daß der politische
Haß den Deutschen so gut wie den Franzosen galt. Spithövers Laden,
in dem sich regelmäßig ein Kreis von Priestern und deutschen katholi-
schen Künstlern versammelte, wurde von den Italianissimi und Radi-
kalen als ein Herd der Reaktion und pfäfßschen Gesinnung angesehen
und darum noch öfter mit Bombenangriffen bedacht. Solche Ereignisse
mußten dazu beitragen, die Scheidung der Geister unter den Deutschen
zu beschleunigen, die sich unter der Einwirkung der rückschrittlichen,
von den Jesuiten geleiteten Kirchenpolitik und der inneren Vorgänge
im Deutschen Bund auch bei der deutschen Siedelung am Tiber zu
vollziehen begann. Mehr und mehr spaltete sie sich in zwei scharf ge-
trennte Gruppen, die immer weiter voneinander abrückten, in eine dem
Vatikan und Österreich bedingungslos ergebene katholische, deren
Mittelpunkt die alten Nationalstiftungen aus der Zeit des Heiligen
Römischen Reiches Deutscher Nation waren, und andererseits eine
liberale und protestantische, die hoffnungsvoll nach dem aufsteigenden
Stern Preußens schaute, die italienischen Einheitsbestrebungen mit
Wohlwollen zu beurteilen begann und das Ende des altersschwachen
Priesterstaates herbeiwünschte. Diese letztere Gruppe sammelte sich
vorwiegend um den Deutschen Künstlerverein, der zwar unter der
Obhut und Bürgschaft der österreichischen Botschaft ins Leben ge-
treten, nach zwanzigjährigem Bestehen sich unter den Schutz des
Königs von Preußen begab. Seit der Gründung des Königreichs Italien
unter dem sardinischen Herrscherhaus und dem Regierungsantritt
Wilhelms I., die zeitlich zusammenfallen, prägte sich die neue Orien-
tierung des römischen Deutschtums immer deutlicher aus, wenn auch
die konservativen Kreise Preußens dem mit Hilfe der Revolution
geschaffenen Reich Viktor Emanuels noch ablehnend gegenüber-
standen und ihre Parteinahme für die alten Dynastien Italiens als Ver-
treter des Legitimitäts- und Autoritätsprinzips nicht verhehlten. So ist
es begreiflich, daß beim Ausbruch des Krieges 1859 die italienischen