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Wirksamkeit. Sein seelsorgerischer Eifer fand in allen Schichten der
Deutschen Kolonie Anerkennung, einen treuen Anhang hatte er unter
den Künstlern, doch fehlte es auch ihm nicht an Widersachern und
Schwierigkeiten. Über seine amtliche Tätigkeit geriet er manchmal in
Zwiespalt mit dem Gesandten von Canitz, denn nicht alles, was er für
geistliche Pflicht hielt, wurde von dem Diplomaten gutgeheißen; über
die Einsegnung gemischter Ehen waren sie verschiedener Meinung,
auch sah es der Gesandte nicht gern, daß der Prediger den protestan-
tischen Soldaten von der französischen Besatzung einen besonderen
Gottesdienst hielt. Goltz' christliche Gesinnung sah über die politischen
und nationalen Abgrenzungen hinweg, auch den in Rom weilenden
Dänen hat er 1864 trotz dem Krieg in der preußischen Gesandtschafts-
kapelle gepredigt. An seine Stelle trat im Herbst 1865 W. Leipoldt, dem
vier Jahre später der Braunschweiger A. Jeep folgte. Gastpredigten in der
Kapelle des Palazzo Caffarelli von theologischen Rombesuchern boten
in jenen Jahren gelegentlich eine willkommene Abwechslung; im
Winter 1862/63 bestieg Adolf Stöcker und im April 1863 Bernhard
Rogge die Kanzel, beide später preußische Hofprediger. Seinen Amts-
bruder Stöcker suchte von der Goltz in Rom zu halten, um ihm die
Leitung einer evangelischen deutschen Schute anzuvertrauen, aber
ohne Erfolg. Diese Schule war ihm vom Beginn seiner Tätigkeit auf
dem Kapitol eine ernste Herzensangelegenheit, an deren Verwirk-
lichung er unermüdlich arbeitete. Den Mangel einer Unterrichtsanstalt
für die deutschen Kinder hatte schon Bunsen empfunden und abzu-
stellen gedacht, ohne daß er mit dem Plan zustande gekommen war.
Nach seinem Abgang von Rom wurde das Bedürfnis mit dem An-
wachsen der Kolonie dringender, aber keiner der Gesandten oder
Prediger nahm Bunsens Gedanken wieder auf, obgleich auch die
deutsche Tagespresse ihn erörterte. Die ,,Augsburger Allgemeine Zei-
tung" brachte im Juli 1852 einen Artikel, worin sie beklagte, daß die
ansehnlichen Einkünfte der alten deutschen Stiftungen nicht für die
Errichtung einer deutschen Schule verwandt wurden. Es konnte sich
hier nach Lage der Dinge nur um eine katholische Schule handeln, die,
wenn sie zustande gekommen wäre, den berechtigten Wünschen der
evangelischen Eltern nicht entsprochen hätte. Evangelische Stiftungen
gab es in der Stadt der Päpste nicht, von der Goltz war daher für die
von ihm geplante Schule teils auf die Selbsthilfe der beteiligten Eltern,
teils auf die Unterstützung der Berliner Regierung angewiesen. Ein
kleiner Anfang war bei seiner Ankunft in Rom schon vorhanden,
worauf er weiterbauen konnte. Der Schweizer Wirz, Kandidat der
Theologie, der bis 1860 Hauslehrer der beiden Söhne Salomon Gor-
rodis gewesen war, hatte die Absicht, dort zu bleiben und eine Privat-
schule zu gründen; er fing mit sechs Kindern von Deutschen und
Schweizern an, und der Gesandtschaftsprediger glaubte mit seiner

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