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der ganzen Anstalt auf den preußischen Staat. Die ersten königlichen
Beamten des Instituts waren Wilhelm Henzen, der 1867 sein silbernes
Jubiläum gefeiert hatte, und Wolfgang Helbig, der Nachfolger Brunns,
der 1865 einen Ruf an die Universität München angenommen hatte.
Mit dem jungen Helbig, der seit Oktober 1862 am Institut tätig war,
zog neues Leben in die Gasa Tarpeja ein; er war eine bewegliche Natur
von geselliger Begabung, verstand es gut, mit den archäologischen
Kreisen Italiens und anderen fremden Fachgenossen Fühlung zu unter-
halten, und gewann durch seine Heirat mit der russischen Fürstin
Nadina Schachowskoi 1866 die Mittel, um aus seinem Hause einen
beliebten Verkehrsmittelpunkt für die beste römische Gesellschaft zu
machen. Die Aufnahme der Gräfin Ersilia Lovatelli, einer Tochter
Michelangelo Caetanis, in das Archäologische Institut 1864 trug auch
dazu bei. die Beziehungen desselben zur römischen Gelehrtenwelt, die
sich im Salon der Gräfin zu versammeln pflegte, enger zu gestalten.
Eine andere Gründung Bunsens, die deutsche Biühosheh, kam am
Anfang dieses Zeitraums in unmittelbare Verbindung mit der preußi-
schen Gesandtschaft und der deutschen Kulturstätte auf dem Kapitol.
Seit dem Bibliotheksstreit des Jahres 1832 waren die Gesandtschaften
von den betreffenden Regierungen in Deutschland als Aufsichts- und
Schutzbehörde der von Bunsen und Passavant geschasfenen Bücherei
ausdrücklich anerkannt. Sie befand sich bis zu Kestners Tod 1853 in
dessen Wohnung in Via Gregoriana, wurde durch einen Ausschuß von
Landsleuten verwaltet und durch die Mitgliederbeiträge finanziell
erhalten; Emil Braun war Bibliothekar. Als Kestner gestorben war,
ordnete der preußische Gesandte, um die Büchersammlung in Sicher-
heit zu bringen, ihre Überführung in den Palazzo Gaffarelli an, wo
Braun bis zu seinem Tod seines Amtes weiter waltete. Die Künstler-
schaft, die fast ausnahmslos im Fremdenviertel wohnte, sah die Ent-
fernung der Bücher aus der bequem gelegenen Via Gregoriana auf den
Kapitolinischen Hügel nur ungern und bemühte sich, durch Vor-
stellungen bei dem Gesandten die Unterbringung in einem näher
gelegenen Raum durchzusetzen. Sie dachte dabei zunächst an den
Wohnsitz des Deutschen Künstlervereins, der seit der Schenkung aus
dem Nachlaß des Prinzen Heinrich schon eine ansehnliche eigene
Bibliothek besaß, auch boten die Künstler das zur Villa Malta gehörige
Gebäude in Via Sistina 92 an. In diese Bemühungen spielten ohne
Zweifel dieselben Bestrebungen hinein, die zwanzig Jahre zuvor die
Trennung der Bunsenschen Bibliothek und die Gründung einer beson-
deren ,,Bibliothek der deutschen Künstler" in der bayerischen Villa
Malta herbeigeführt hatten; die leidige Eifersucht zwischen Süd und
Nord war daran nicht unbeteiligt. Die preußische Gesandtschaft be-
harrte dagegen auf dem Standpunkt, daß die Bücher unter ihrer
unmittelbaren Obhut stehen müßten, auch dann noch, als im Februar
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