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Panofsky, Erwin; Saxl, Fritz
Dürers "Melencolia I": eine quellen- und typengeschichtliche Untersuchung — Teubner, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.31125#0116
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Das Mclancholie'problem des Aristoteles
ternheit schlaff und schweigsam
sind, und haben sie von ihm ein
wenig zu viel getrunken, so macht
er sie gesprächiger; trinken sie noch
ein wenig' mehr, so werden sie red-
selig und unverschämt, schließlich
so frech, daß sie zu Tätlichkeiten
übergehen; trinken sie noch mehr,
so werden sie gänzlich ungezügelt
und schließlich rasend. Eine große
Menge ruft Ohnmacht hervor und
macht einen stumpfsinnig. So ge-
schieht es mit denen, die von Kind-
heit an Epileptiker sind oder von
melancholischen Anfällen geplagt
werden. Wie nun der einzelne
Mensch seinen Charakter beim
Trinken ändert, wenn er eine be-
stimmte Menge Wein getrunken
hat, so ist es mit dem Charakter
mancher Menschen überhaupt.
Denn so wie ein Mensch nur im
Augenblicke der Trunkenheit ist,
so ist ein anderer seiner Natur
nach: dereine geschwätzig, ein an-
derer in einem Erregungszustand,
ein dritter stets zu Tränen geneigt.
Denn auch in diese Lagen kann der
Wein die Menschen bringen, wes-
wegen auch Homer gedichtet hat:

„Auch möchte sie sagen: mir tränten die
Augen vom Weinrausch.“

Denn manchmal werden sie auch
mitleidig oder aufbrausend oder
schweigsam. Denn einige versinken
in völliges Schweigen, und haupt-
sächlich die Melancholiker, die in
Ekstase geraten. Der Wein ruft
aber auch die Neigung zur Liebes-
befriedigung hervor. Ein Beweis
dafür ist, daß der Trinkende sich

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