cor
die Localität derart iſt, daß in jenem Falle für einen großen
Theil der unteren Stadt wohl das Schlimmſte zu befürchten gewe-
EY wure zruchſat ; 23. Jan. An bevorzugtem Plate, mit hril-|
lant ankündenden Buchstaben zeigte der Kraichgaubote vorläufig an,
daß dem hohen Adel und Publikum Bruchsals und der Umgegend
die weltberühmte Menagerie von Creuzberg, die größte in Eu-
ropa, in diesen Tagen zur Schau und zahlreichem Beſuche vor-
geführt werde. Wie man sich in Bruchſal um das liebe Vieh
nicht wenig intereſſirt ( erbarmt sich ja der Kraichgauer in einem
so gefühlvollen, ſelbſt einen ſsemitiſchen Buſen rührenden Aufrufe
der Noth unserer armen Vögelein in dieser rauhen Winterszeit !),
so war denn auf die vorläufige Anzeige und Maueranſchläge des
Kraichgauers Alles voll gespannter Erwartung auf das wilde Ge-
thier, das von Stuttgart her ankommen werde. Jung und Alt
spricht immer von der großen Menagerie, die Knaben wissen sich
Wunderdinge von dem Ungeheuer eines Elephanten zu erzählen
und plagen die Mütter um's Eintrittsgeld , Rodrian druckt An-
ſchlagszettel auf Preß und gar groß dazu, weil der Rieſenelephant
ſselbſt auf der Abbildung einen ungeheuren Platz einnimmt, auf
dem Viehmarkt wächſt eine nie gesehene Bretterbude aus der Erde,
Tag und Nacht, ſelbſt bei der empfindlichsten Kälte wird gear-
beitet, Jud und Chriſt drängen sich bereits, um ein Profitchen
bei den Lieferungen an Heu, Brod, Fleiſch u. dgl. m. zu erjagen,
und der Geschäftsführer des Herrn Creuzberg hat vollauf zu thun.
Doch zur rechten Zeit stand Alles, Dank der Energie und dem Ge-
ſchicé des Geschäftsführers, in bester Bereitſchaft und man harrte
nun der wilden Thiere, und siehe, ſie kommen nicht und selbst
der so warm erſehnte Elephant iſt ausgeblieben. Vorläufig beſteht
die ganze Menagerie aus einem ungeheuren Bären, der dem
Kraichgauer und Genossen feſt aufgebunden wurde. Draußen auf
dem Viehmarkte stehen sie nun, Maul und Nase offen, voll ,sitt-
licher Entrüſtung“, vor der großen aber doch eleganten Bretter-
bude, nein, jammert da ein Lieferant, dort ein Geschäftsmann,
hier ein Gaſtwirth, so etwas iſt ſelbſt in Bruchſal nie da ge-
wesen, das geht noch über den Leihhausſchwindel! ~ Auch ein
schönes Geldchen soll sich der Geschäftsführer bei diesem und jenem
Bürger nebenbei erborgt haben, man erfährt eben nicht Alles,
was in so kurzer Zeit zu Stande gebracht wurde und zu nicht
geringem Herzeleid iſt und bleibt der V orläufer verſchwunden.
Die Polizei hat ihn bis jetzt ebenſo wenig zu erhaſchen verſtanden,
als den Dieb, welcher die Kaſſe des hieſigen Rathſchreibers wie-
der in Ordnung brachte.
+ Karlsruhe, 22. Jan. Das eigentliche Schooßkind der
alten Base iſt die Büreaukratie. Der Grund iſt greifbar : die
Büreaukratie herrſcht mit ihrem Schweife in allen Staaten Deutſch-
lands ; sie herrſcht in den Kammern, sie herrſcht in dem obersten
Rathe der Fürſten, sie herrſcht im Amt- wie im Rathhaus , sie
herrſcht auch in der Schule. Für das Volk reichen ſchöne Worte
aus, für die Büreaukratie gibt es Th aten. Wer sich gegen die
Protection der letzteren erhebt, ist ein „Reactionär“, iſt ein „Ul-
tramontaner“. Die unglückliche Lage der Beamten wird mit grel-
len Farben gemalt und die hülfreiche Hand mit pathetiſchen Ge-
bärden dargereicht. Aber für den Bauer , den eine Mißerndte an
den Bettelſtab bringt, für den Gewerbtreibenden, der vergeblich
nach Arbeit sucht, werden höchſtens die Achseln bedauerlich ge-
zuckt. Jetzt macht das Abzugsfünftel an den Staatsdienerpensio-
nen der alten Baſe wieder Bauchgrimmen. Offen dafür. .in. die
Schranken zu treten, wagt ſie noch nicht; aber sie läßt sich in
Nr. 18 aus der Baar ( daß Gatt erbarm! ) einen geschraubten Ar-
tikel ſchreiben, der von vorneherein anerkennt, daß der Staats-
beutel durch Nachzahlung des Abzugsfünftels ganz bedeutend in
Anspruch genommen werden würde, der aber ſchlauerweiſe hinzu-
fügt, die Billigkeit ſpreche gegen das Abzugsfünftel; ja am Schlusse
wird eine abermalige Erhöhung der Staatsdienerbeſoldungen an-
empfohlen. Um den richtigen Begriff über die Billigkeit herzuſtel-
len, möge die Landeszeitung uns die Frage beantworten, ob die
öfteren reichlichen Besoldungszulagen gewährt worden wären, wenn
das Abzugsfünftel nicht beſtanden hätte? Darin sind wir einver-
ſtanden, daß die Lage der Staatsdiener in mancher Beziehung
verbeſſert werden ſollte, aber dann darf man nicht mit koſtſpieli-
gen YOrganiſationen, welche die Zahl der Staatsdiener in's Un-
endliche vermehren, beginnen, sondern man muß bei der Aus-
führung des Grundsatzes der Selbstverwaltung dafür Sorge tragen,
daß der Staatsdienerſtand auf ein Minimum reducirt wird.
Schreiber dieses hat längere Zeit in der Schweiz gelebt und kennt
die dortigen Zustände sehr genau, er empfiehlt das Studium die-
ſer Zuſtände und schlägt vor, statt, wie es geschehen iſt, eine
Commission nach Hannover zu ſchicken, um die dortige Gerichts-
verfaſſung kennen zu lernen, einige helle Köpfe in die Schweiz
abzuordnen, um von dort Einrichtungen auf Baden zu übertragen
die ebenso wohl den Volksgeldbeutel zu schonen, als die wahre
Selbſtverwaltung im Staate herzuſtellen geeignet sind. :
Karlsruhe , 23. Jan. Die in dem außerordentlichen Budget
des Kriegs ministeriums pro 1866/67 festgeſtelltten, aber bisher
nicht in Angriff genommenen Bauten werden, wie wir erfahren, mit
Eintritt der günstigen Witterung zur Ausführung kommen. Es
ſind dies der Kaſernenbau in Freiburg und der Bau einer Mili
tärbäckerei in Karlsruhe (in der Nähe des NMilitärlazareths). (K. Z.)
D e u t ſ < l a n d.
Frankfurt, 21. Jan. Demnächſt werden in den ehemaligen
Bundesfeſtungen Verkäufe von unbrauchbaren oder unhaltbaren
Vorräthen und zwar entweder im Wege der öffentlichen Verſ=teige-
rung oder auf Grund vorgängiger Summiſssionsverhandlungen an-
geordnet werden; nur ausnahmsweise soll der Verkauf aus freier
Hand stattfinden. Die Localcommissionen haben die Anträge zum
Verkauf zu stellen und den muthmaßlichen Erlös anzugeben. Die
Veräußerungen ſelbſt aber werden durch die betreffenden Feſtungs-
behörden vorgenommen. Wie für Uebernahme der Bettzeugvor-
räthe (über 1 Mill. fl. im Werth) in den Festungen auf eigene
Rechnung, so scheinen sich auch die betreffenden Regierungen bereit
zu erklären (wie bereits von Preußen für Mainz und Luxemburg
und von Baden für Rastatt geſchehen), die zur Auffriſchung über-
nommenen Proviantgegenstände gegen Vergütung besonders zu ver-
einbarender Preise (dreijähriger Durchschnitts- Marktpreis) für eigene
Verwaltung zu übernehmen.
Wiesbaden , 20. Jan. Die neueſten Nachrichten über die
Herzogin lauten wieder betrübend. Der „Rh. Kur.“ hat ein
Telegramm aus Rumpenheim vom Geſtrigen, wonach der Zuſtand
der Kranken derart iſt, daß die Hoffnungen wieder „ernſtlichen
Befürchtungen“ Platz gemacht haben.
München, 21. Jan. In den Parteiverſammlungen der
Abgeordneten wird heute Abend über die Frage berathen werden,
in welcher Weiſe nach der Erklärung des Staatsministers des
Aeußern in der Samſtags-Sitzung der Antrag bez. der Entlassung
einer Adresſe beschieden werden soll. In der Kammer wird die ver-
tagte Debatte über den Antrag am Mittwoch oder Donnerſtag
wieder aufgenommen werden.
München, 23. Jan. In der heutigen Sitzung der Abge-
ordnetenkammer entwickelte der Abgeordnete Umbſcheiden den Stand-
punkt der Antragsteller in der Adreßdebatte und jſprach sich, mit
Rückſicht auf die Erklärung des Fürſten Hohenlohe, dahin aus,
daß man sich jezt mit dem Ministerium vertragen müſſe. Der
Fürſt Hohenlohe dankte für das in ihn gesezte Vertrauen und er-
klärte, indem er seine früheren Erklärungen präcisirte: bei einer
bundesmäßigen Einigung Deutſchlands müſſe auch Bayern Opfer
bringen; unter Kriegen, bei welchen das bayeriſche Heer, gegen
Garantie der Integrität Bayerns, unter preußiſche Führung zu
ſtellen sei, verstehe die Regierung ſelbſtverſtändlich solche Kriege,
wodurch die Integrität Deutſchlands bedroht iſt. Wiederholt maynte
er von einer Discuſſion der Adreſſe ab, welche der Förderung der
Politik der Regierung nur hinderlich wäre. Nach diesen Erktlä-
rungen wurde der Adreßantrag zurückgezogen.
Koburg, 20. Jan. Durch Miniſterialverordnung wird für
die Herzogthämer Koburg - Gotha der 12. Febr. als Termin für
die Wahlen zum norddeutschen Parlament feſtgeſetßt.
Berlin, 21. Jan. Die Eröffnung des Parla me n ts ſoll
um den 24. Februar zu erwarten ſein. (Krlsr. Ztg.)
Berlin, 22. Jan. Jn der heutigen Sitzung des Abgeord-
netenhauſes kam die Frankfurter Kriegscontributions-Angelegenheit
zur Verhandlung. Der Referent Lüning stellt Namens der Com-
mission den Antrag auf motivirte Tagesordnung. Hoverbeck ſtellte
hierzu ein Amendement, welches gleichfalls die motivirte Tages-
ordnung will, aber die Rückzahlung der 6 Millionen Galden an die
Stadt Frankfurt empfiehlt. Claſsſen-Kappelmann erklärt ſich. für
das Amendement Hoverbecks. Der Regierungscommiſſär hob her-
vor, daß die bekannte Aeußerung des Miniſterpräsſidenten (preu-
hiſche Städte ſollen keine Contributionen zahlen) sich nur auf die
Zeit bezogen habe, seit Frankfurt eine preußiſche Stadt geworden
ſei. Die eingezogenen Contributionen hätten bereits geſetzliche Ver-
wendung gefunden, eine Rückzahlung der 6 Millionen oder deren
Verwendung zum ausschließlichen Vortheil Frankfurts könne daher
nicht in Aussicht geſtellt werden. Nachdem Hoverbeck ſeinen Antrag
zurückgezogen, wird bei der Abstimmung die motivirte Tagesord-
nung angenommen. i
Wien, 20. Jan. Es iſt hier dem Vernehmen nach schon
vor einigen Tagen eine vertrauliche Mittheilung aus München
eingegangen, welche das seitdem der bayeriſchen Kammer vorgelegte
Programm des Miniſteriuums Hohenlohe anticipirt und gleichzeitig
commentirt. Zu einer formellen Rückäußerung iſt in Wien keine
Veranlaſſung vorhanden erkannt, und so hat man sich, wie wir
hören, auf die einfache Erwiederung beſchränkt, daß man die
dankenswerthe Eröffnung mit regem Jntereſſe und mit um ſo auf-
richtigeren Wünſchen für die Ziele der bayriſchen Politik entgegen-
genommen, als man feſt überzeugt sei, daß ſich dieselbe jederzeit
die in Nikolsburg und Prag der Neugestaltung Deutſchlands ge-
zogenen Grenzen gegenwärtig halten werde. (Krlsr. Ztg.)
, Wien, 21. Jan. Frankreich hat dem Vernehmen nach
seinen Repräsentanten in Konstantinopel angewieſen – und es
ſcheint sich bei diesem Vorgehen der Mitwirkung Desterreichs ver-
sichert zu halten ~, der Pforte anheimzugeben, diejenigen ſspeciel-
len Zugeständnisse zu formuliren, welche sie auf Grund des betref-
die Localität derart iſt, daß in jenem Falle für einen großen
Theil der unteren Stadt wohl das Schlimmſte zu befürchten gewe-
EY wure zruchſat ; 23. Jan. An bevorzugtem Plate, mit hril-|
lant ankündenden Buchstaben zeigte der Kraichgaubote vorläufig an,
daß dem hohen Adel und Publikum Bruchsals und der Umgegend
die weltberühmte Menagerie von Creuzberg, die größte in Eu-
ropa, in diesen Tagen zur Schau und zahlreichem Beſuche vor-
geführt werde. Wie man sich in Bruchſal um das liebe Vieh
nicht wenig intereſſirt ( erbarmt sich ja der Kraichgauer in einem
so gefühlvollen, ſelbſt einen ſsemitiſchen Buſen rührenden Aufrufe
der Noth unserer armen Vögelein in dieser rauhen Winterszeit !),
so war denn auf die vorläufige Anzeige und Maueranſchläge des
Kraichgauers Alles voll gespannter Erwartung auf das wilde Ge-
thier, das von Stuttgart her ankommen werde. Jung und Alt
spricht immer von der großen Menagerie, die Knaben wissen sich
Wunderdinge von dem Ungeheuer eines Elephanten zu erzählen
und plagen die Mütter um's Eintrittsgeld , Rodrian druckt An-
ſchlagszettel auf Preß und gar groß dazu, weil der Rieſenelephant
ſselbſt auf der Abbildung einen ungeheuren Platz einnimmt, auf
dem Viehmarkt wächſt eine nie gesehene Bretterbude aus der Erde,
Tag und Nacht, ſelbſt bei der empfindlichsten Kälte wird gear-
beitet, Jud und Chriſt drängen sich bereits, um ein Profitchen
bei den Lieferungen an Heu, Brod, Fleiſch u. dgl. m. zu erjagen,
und der Geschäftsführer des Herrn Creuzberg hat vollauf zu thun.
Doch zur rechten Zeit stand Alles, Dank der Energie und dem Ge-
ſchicé des Geschäftsführers, in bester Bereitſchaft und man harrte
nun der wilden Thiere, und siehe, ſie kommen nicht und selbst
der so warm erſehnte Elephant iſt ausgeblieben. Vorläufig beſteht
die ganze Menagerie aus einem ungeheuren Bären, der dem
Kraichgauer und Genossen feſt aufgebunden wurde. Draußen auf
dem Viehmarkte stehen sie nun, Maul und Nase offen, voll ,sitt-
licher Entrüſtung“, vor der großen aber doch eleganten Bretter-
bude, nein, jammert da ein Lieferant, dort ein Geschäftsmann,
hier ein Gaſtwirth, so etwas iſt ſelbſt in Bruchſal nie da ge-
wesen, das geht noch über den Leihhausſchwindel! ~ Auch ein
schönes Geldchen soll sich der Geschäftsführer bei diesem und jenem
Bürger nebenbei erborgt haben, man erfährt eben nicht Alles,
was in so kurzer Zeit zu Stande gebracht wurde und zu nicht
geringem Herzeleid iſt und bleibt der V orläufer verſchwunden.
Die Polizei hat ihn bis jetzt ebenſo wenig zu erhaſchen verſtanden,
als den Dieb, welcher die Kaſſe des hieſigen Rathſchreibers wie-
der in Ordnung brachte.
+ Karlsruhe, 22. Jan. Das eigentliche Schooßkind der
alten Base iſt die Büreaukratie. Der Grund iſt greifbar : die
Büreaukratie herrſcht mit ihrem Schweife in allen Staaten Deutſch-
lands ; sie herrſcht in den Kammern, sie herrſcht in dem obersten
Rathe der Fürſten, sie herrſcht im Amt- wie im Rathhaus , sie
herrſcht auch in der Schule. Für das Volk reichen ſchöne Worte
aus, für die Büreaukratie gibt es Th aten. Wer sich gegen die
Protection der letzteren erhebt, ist ein „Reactionär“, iſt ein „Ul-
tramontaner“. Die unglückliche Lage der Beamten wird mit grel-
len Farben gemalt und die hülfreiche Hand mit pathetiſchen Ge-
bärden dargereicht. Aber für den Bauer , den eine Mißerndte an
den Bettelſtab bringt, für den Gewerbtreibenden, der vergeblich
nach Arbeit sucht, werden höchſtens die Achseln bedauerlich ge-
zuckt. Jetzt macht das Abzugsfünftel an den Staatsdienerpensio-
nen der alten Baſe wieder Bauchgrimmen. Offen dafür. .in. die
Schranken zu treten, wagt ſie noch nicht; aber sie läßt sich in
Nr. 18 aus der Baar ( daß Gatt erbarm! ) einen geschraubten Ar-
tikel ſchreiben, der von vorneherein anerkennt, daß der Staats-
beutel durch Nachzahlung des Abzugsfünftels ganz bedeutend in
Anspruch genommen werden würde, der aber ſchlauerweiſe hinzu-
fügt, die Billigkeit ſpreche gegen das Abzugsfünftel; ja am Schlusse
wird eine abermalige Erhöhung der Staatsdienerbeſoldungen an-
empfohlen. Um den richtigen Begriff über die Billigkeit herzuſtel-
len, möge die Landeszeitung uns die Frage beantworten, ob die
öfteren reichlichen Besoldungszulagen gewährt worden wären, wenn
das Abzugsfünftel nicht beſtanden hätte? Darin sind wir einver-
ſtanden, daß die Lage der Staatsdiener in mancher Beziehung
verbeſſert werden ſollte, aber dann darf man nicht mit koſtſpieli-
gen YOrganiſationen, welche die Zahl der Staatsdiener in's Un-
endliche vermehren, beginnen, sondern man muß bei der Aus-
führung des Grundsatzes der Selbstverwaltung dafür Sorge tragen,
daß der Staatsdienerſtand auf ein Minimum reducirt wird.
Schreiber dieses hat längere Zeit in der Schweiz gelebt und kennt
die dortigen Zustände sehr genau, er empfiehlt das Studium die-
ſer Zuſtände und schlägt vor, statt, wie es geschehen iſt, eine
Commission nach Hannover zu ſchicken, um die dortige Gerichts-
verfaſſung kennen zu lernen, einige helle Köpfe in die Schweiz
abzuordnen, um von dort Einrichtungen auf Baden zu übertragen
die ebenso wohl den Volksgeldbeutel zu schonen, als die wahre
Selbſtverwaltung im Staate herzuſtellen geeignet sind. :
Karlsruhe , 23. Jan. Die in dem außerordentlichen Budget
des Kriegs ministeriums pro 1866/67 festgeſtelltten, aber bisher
nicht in Angriff genommenen Bauten werden, wie wir erfahren, mit
Eintritt der günstigen Witterung zur Ausführung kommen. Es
ſind dies der Kaſernenbau in Freiburg und der Bau einer Mili
tärbäckerei in Karlsruhe (in der Nähe des NMilitärlazareths). (K. Z.)
D e u t ſ < l a n d.
Frankfurt, 21. Jan. Demnächſt werden in den ehemaligen
Bundesfeſtungen Verkäufe von unbrauchbaren oder unhaltbaren
Vorräthen und zwar entweder im Wege der öffentlichen Verſ=teige-
rung oder auf Grund vorgängiger Summiſssionsverhandlungen an-
geordnet werden; nur ausnahmsweise soll der Verkauf aus freier
Hand stattfinden. Die Localcommissionen haben die Anträge zum
Verkauf zu stellen und den muthmaßlichen Erlös anzugeben. Die
Veräußerungen ſelbſt aber werden durch die betreffenden Feſtungs-
behörden vorgenommen. Wie für Uebernahme der Bettzeugvor-
räthe (über 1 Mill. fl. im Werth) in den Festungen auf eigene
Rechnung, so scheinen sich auch die betreffenden Regierungen bereit
zu erklären (wie bereits von Preußen für Mainz und Luxemburg
und von Baden für Rastatt geſchehen), die zur Auffriſchung über-
nommenen Proviantgegenstände gegen Vergütung besonders zu ver-
einbarender Preise (dreijähriger Durchschnitts- Marktpreis) für eigene
Verwaltung zu übernehmen.
Wiesbaden , 20. Jan. Die neueſten Nachrichten über die
Herzogin lauten wieder betrübend. Der „Rh. Kur.“ hat ein
Telegramm aus Rumpenheim vom Geſtrigen, wonach der Zuſtand
der Kranken derart iſt, daß die Hoffnungen wieder „ernſtlichen
Befürchtungen“ Platz gemacht haben.
München, 21. Jan. In den Parteiverſammlungen der
Abgeordneten wird heute Abend über die Frage berathen werden,
in welcher Weiſe nach der Erklärung des Staatsministers des
Aeußern in der Samſtags-Sitzung der Antrag bez. der Entlassung
einer Adresſe beschieden werden soll. In der Kammer wird die ver-
tagte Debatte über den Antrag am Mittwoch oder Donnerſtag
wieder aufgenommen werden.
München, 23. Jan. In der heutigen Sitzung der Abge-
ordnetenkammer entwickelte der Abgeordnete Umbſcheiden den Stand-
punkt der Antragsteller in der Adreßdebatte und jſprach sich, mit
Rückſicht auf die Erklärung des Fürſten Hohenlohe, dahin aus,
daß man sich jezt mit dem Ministerium vertragen müſſe. Der
Fürſt Hohenlohe dankte für das in ihn gesezte Vertrauen und er-
klärte, indem er seine früheren Erklärungen präcisirte: bei einer
bundesmäßigen Einigung Deutſchlands müſſe auch Bayern Opfer
bringen; unter Kriegen, bei welchen das bayeriſche Heer, gegen
Garantie der Integrität Bayerns, unter preußiſche Führung zu
ſtellen sei, verstehe die Regierung ſelbſtverſtändlich solche Kriege,
wodurch die Integrität Deutſchlands bedroht iſt. Wiederholt maynte
er von einer Discuſſion der Adreſſe ab, welche der Förderung der
Politik der Regierung nur hinderlich wäre. Nach diesen Erktlä-
rungen wurde der Adreßantrag zurückgezogen.
Koburg, 20. Jan. Durch Miniſterialverordnung wird für
die Herzogthämer Koburg - Gotha der 12. Febr. als Termin für
die Wahlen zum norddeutschen Parlament feſtgeſetßt.
Berlin, 21. Jan. Die Eröffnung des Parla me n ts ſoll
um den 24. Februar zu erwarten ſein. (Krlsr. Ztg.)
Berlin, 22. Jan. Jn der heutigen Sitzung des Abgeord-
netenhauſes kam die Frankfurter Kriegscontributions-Angelegenheit
zur Verhandlung. Der Referent Lüning stellt Namens der Com-
mission den Antrag auf motivirte Tagesordnung. Hoverbeck ſtellte
hierzu ein Amendement, welches gleichfalls die motivirte Tages-
ordnung will, aber die Rückzahlung der 6 Millionen Galden an die
Stadt Frankfurt empfiehlt. Claſsſen-Kappelmann erklärt ſich. für
das Amendement Hoverbecks. Der Regierungscommiſſär hob her-
vor, daß die bekannte Aeußerung des Miniſterpräsſidenten (preu-
hiſche Städte ſollen keine Contributionen zahlen) sich nur auf die
Zeit bezogen habe, seit Frankfurt eine preußiſche Stadt geworden
ſei. Die eingezogenen Contributionen hätten bereits geſetzliche Ver-
wendung gefunden, eine Rückzahlung der 6 Millionen oder deren
Verwendung zum ausschließlichen Vortheil Frankfurts könne daher
nicht in Aussicht geſtellt werden. Nachdem Hoverbeck ſeinen Antrag
zurückgezogen, wird bei der Abstimmung die motivirte Tagesord-
nung angenommen. i
Wien, 20. Jan. Es iſt hier dem Vernehmen nach schon
vor einigen Tagen eine vertrauliche Mittheilung aus München
eingegangen, welche das seitdem der bayeriſchen Kammer vorgelegte
Programm des Miniſteriuums Hohenlohe anticipirt und gleichzeitig
commentirt. Zu einer formellen Rückäußerung iſt in Wien keine
Veranlaſſung vorhanden erkannt, und so hat man sich, wie wir
hören, auf die einfache Erwiederung beſchränkt, daß man die
dankenswerthe Eröffnung mit regem Jntereſſe und mit um ſo auf-
richtigeren Wünſchen für die Ziele der bayriſchen Politik entgegen-
genommen, als man feſt überzeugt sei, daß ſich dieselbe jederzeit
die in Nikolsburg und Prag der Neugestaltung Deutſchlands ge-
zogenen Grenzen gegenwärtig halten werde. (Krlsr. Ztg.)
, Wien, 21. Jan. Frankreich hat dem Vernehmen nach
seinen Repräsentanten in Konstantinopel angewieſen – und es
ſcheint sich bei diesem Vorgehen der Mitwirkung Desterreichs ver-
sichert zu halten ~, der Pforte anheimzugeben, diejenigen ſspeciel-
len Zugeständnisse zu formuliren, welche sie auf Grund des betref-