dung ruft > dies iſt die Aufgabe einer wahrhaft deutschen Politik
nach der Landoner Conferenz, auf welcher Desterreich nach ofsiciöſen
Berliner Bekenntnissen sein Beſtes gethan hat.“ y
Ja , und während Graf Bismarck in officieller Weise Deſter-
reich für seine freundliche Vermittelung und uneigennützige Frie-
densbemühung warmen Dank ausgesprochen hat, entblödet sich ein
ministerielles badiſches Blatt, das Mannheimer Journal, in einem
längeren Leitartikel (Nr. 134) nicht, neben Frankreich das Land
der deutſchen Kaiser, Deſterreich, als den ,schlimmſten Erbfeind
deutſcher Einheit und Größe“ zu beschimpfen. Schmählicher kann
die Parteileidenſchaft zur Verkeßerung der Wahrheit und der ge-
ſchichtlichen Thatsachen wohl nicht mißbraucht werden, als dies|
hier geſchehen iſt. Wer hat denn die Türken vom Herzen Deutſch-|
lands mit Aufopferung aller Kräfte ferne gehalten? Desterreich!
Wer hat den Uebermuth Ludwig's XIV. gebrochen und Deutſch-
land damals vor der Franzosenherrsſchaft gerettet ? Deſsterreich!
Wesſen Name lebt jezt noch im Liede des Volkes ? „Prinz Eugen
der edle Ritter“, der Heerführer O esterreichs! Wer hat den
Kampf bis zum Mesſſer, wenn auch unglücklich, so doch immer
wieder mit neuer Zähigkeit gegen die Heere der französischen Re-
publik und Bonaparte's zum Schutze Deutſchlands fortgeführt ?
Desterreich! Wer iſt dagegen schuld an dem ſchlechten Ausgang
jener Kriege, weil er sich ſchon zu Anfang zu seiner eigenen Ver-
größerung zurückgezogen und das übrige Deutschland im ſchmäh-
lichen Basler Frieden preisgegeben hatte? Preußen!
Doch genug davon, ~ was nügtt es die blinde Parteileiden-
ſchaft überzeugen zu wollen? Hier kann man eben jene Leiden-
ſchaft nur constatiren, niemals eines Beſſeren belehren wollen.
Thatſache iſt jedenfalls dies : die letzte Kriegsbedrohung durch
Frankreich hat gezeigt, daß Süddeutſchland durch Preußen nicht
hinlänglich geſchütt werden kann, daß die Klugheit alſo Preußen
sogar gebieten würde, dasselbe an Deſsterreich zu überlasſen. Nur
der Neid, der einem Andern das mißgönnte, was für Preußen
ſelbſt nicht haltbar iſt, mag bisher die Schuld getragen haben,
daß der geographiſchen und politiſchen Lage zum Trotz Öeſterreich
von Süddeutſchland völlig getrennt gehalten wurde.
Wort: die Probe für die neugeſchaffenen Zuſtände ist gekommen,
und sie beweiſt, was auch in Berlin kein Geheimniß sein dürfte,
daß Süddeutſchland für Preußen unnüy , ja, eine Laſt iſt, daß
Preußen Süddeutſchland nicht zu ſchüten vermag, während dieses
an Preußen den Schutz nicht gefunden hat, den es durch die
Allianzverträge ſuchte. Wer muß also die Lücke ergänzen ? Ant-
wort: Deſsterreich!
Mit einem
x Etwas für das kurze Gedächtniß unserer
Gegner.
Es ist den Verehrern des Großprerênthums MÄ|...iß;ig wohl
und sie ſchwimmen mit einer merkwürdigen Behaglichkeit im ver-
kleinerten, unter die preußiſche Pickelhaube eingepreßten Deutſch-
land herum. Um ja nicht aus der Rolle zu fallen, führen sie
einen garſtigen Lärm- gegen die „Ultramontanen“ auf, als hätten
dieſe im Bunde mit Frankreich weiß Gott was für verderbliche
Pläne geſchmiedet, deshalb die alten Titel „vaterlandsloſe Men-
ſchen, Verräther“ 2c. Dieſe Herren mit ihrem Geſchrei haben
nebſt Mangel an Charakter offenbar ein sehr kurzes Gedächtniß,
und es iſt nun Nflicht und Schuldigkeit sie hieran zu erinnern.
Sie besſchuldigen die Katholiken eines Einverſtändniſses mit Frank-
reich gegen Deutſchland, bleiben aber den Beweis hübſch schuldig
aus dem einfachen Grunde, weil sie keinen aufbringen können.
Mir dagegen erinnern sie an die vollendete Thatſache, daß im
vorigen Jahre Bis ma r >, der Verkleinerer Deutſchlands, im
Bunde mit Frankreich, Italien und der revolutionären Partei in
Ungarn Krieg gegen Deutſchland führte, um ein Großpreußenthum
mit Ausſchluß von eilf Millionen Deutſchen zu gründen. +) Warum
ſagt Ihr, Verehrer Bismarcks, hievon Euern Lesſern nichts? Es
iſt dies leicht zu errathen, weil es eben nicht zu Euerm Kram
paßt. Allein wenn man in der That mit Hilfe der deutſchen
Erbfeinde am erwünſchten Ziele sich angelangt sieht, so ſollte man
doch so viel Zurückhaltung zeigen, Andere nicht derſelben unpa-
triotiſchen Handlungen beſchuldigen zu wollen, deren man ſich
ſelbſt schuldig gemacht hat. Freilich habt nicht Ihr, Verehrer des
Großpreußenthums , selbſt die ſauberen Bündniſſe mit den Frem-
den geſchloſſen, wohl aber habt Ihr den Erfolgen zugejubelt , die
mit Hilfe jener erreicht worden sind, und an dieſem von Euch be-
jubelten Erfolg haftet ein ſchwarzer Fleck, den die politischen
Windfahnen überſehen, Männer von Ehre und Charakter jedoch
nicht unbeachtet laſſen können. Wir zählen uns zu den letzteren
und verzichten dabei auf die Gunst in höheren Kreiſen, von wo
aus unsere Gegner das Geld und die Parole erhalten, um gegen
uns vorzugehen und alles aufbieten, um uns verſtummen zu| Ë
großen, sondern auch in kleinen Städten täglich sich mehr und
mehr entfaltet, das beweiſen die vielen mitunter sehr zahlreich
machen. Es wird dies nicht gelingen, und ob es in den gothai-
schen Ohren auch widerlich klingt, wir werden nicht ermüden, auf
*) Wozu jetzt noch Luxemburg geopfert wird. Die Red.
23268 êM
diejenigen am grellſten begangen
die Sünden fort und fort aufmerksam zu machen, ge
haben, die ſich- auf Ru nen
Deutschlands als die untrüglichen Volksbeglücker ſelbſt bewech
rauchen und durch bezahlte Preßtrabanten aller Orten die Fälſchung
der öffentlichen Meinung sich angelegen sein lassen. Die in Fluß
gebrachte Verläumdung der „Ultramontanen“ wird auch ihre
Grenzen finden und zwar um so eher, als unter dem Vorritt der
amtlichen und nichtamtlichen Preßwerkzeuge mit jedem neuen Tage
neue Unehrlichkeiten zum Vorſchein kommen, auf welche hinzuwei-
sen wir immer uns die Freiheit nhmm. . .
Süddeutſchland.
. “* Heidelberg, 17. Mri. Die Karlsruher Zeitung bringt
einen Artikel über die Thätigkeit des landſtändischen Ausschusses,
der jezt zur Anhörung der finanziellen Rechenſchaftsberichte ver-
ſammelt iſte Jn dem betr. Berichte iſt die an Preußen bezahlte
Kriegskostenentſchäödigung mit 6 Millionen Gulden unter den
neuen Passiven aufgeführt, welcher sehr realpoli tiſchen That-
ſache als Gegengewicht der Berichterstatter die Errungenſchaft einer
ſtarken Einigung Deutschlands gegenüberftellt. Schon
das Wort ,„Errungenſch aft“ muß nothwendig allgemeine
Heiterkeit erregen, weil es allzuſehr an die „Märzerrungenſchaften“
des Jahres 48 erinnert. Du gerechter Strohſack ! Deſterreich
ausgeschloſſen, Preußen mit seinem kometengeschwänzten Anhängsel
H
, durch die Mainlinie begränzt, Süddeutschland für ſich ohne inneres
Band hin- und herschaukelnd, Luxemburg preisgegeben – das iſt
„die Errungenſchaft einer starken Einigung Deutschlands !“ Wenn
das keine Jdealpolitik iſt, dann gibts keine mehr, und für solche
„Errungenſchaften“ sollen wir noch froh sein, unsere 6 Millionen
Gulden hingeben zu dürfen!
* Heidelberg, 17. Mai. Das Mannheimer Journal ver-
legt sich auf Schreckſchüsſſe, die alte Weiber ängstigen könnten, aber
nicht opferfähige, entſchloſſenee Männer. Es ſchreibt, bei den
„anſtändigen Leuten“ mache sich eine ,sehr kriegeriſche Luft“ gegen
diejenigen Politiker geltend, „die die Sache Deutſchlands“ bei der
lezten kriegeriſchen Verwickelung im Stiche gelaſſen hätten. Will
das Mannheimer Journal vielleicht mit Windmühlen fechten ? oder
meint es vielleicht den Grafen Bismarck und die preußiſchen Poli-
tiker, welche „die Sache Deutſchlands“ durch das Preisgeben
Luxemburg’'s allerdings im Stiche gelaſſen haben ? Das Mann-
heimer Journal gibt darüber keinen Aufschluß; dagegen will es
gehört haben, ohne dies jedoch verbürgen zu können ( offenbarer
Schreckſchuß !), es sei bereits gegen die eine oder die andere Per-
ſon solcher ,„,„Politiker“ “", die ihre Gesinnung zu förmlicher Auf-
wiegelung ausbeuteten, ſtrafgerichtliche Verfolgung eingeleitet..
| Aufgewiegelt wurde nur von der Landesbaſe und einigen ihr ver-
wandten Blättern, die tagtäglich den Krieg gegen Frankreich pre-
digten, ja, die alte Baſe hat jeden Morgen zum Frühſtück Dutzende
von Zuaven und Turkos wie Auſtern oder halt ! wie „saure Jur-
ken“ versſpeiſt, ohne Furcht vor Unverdaulichkeit. Sollte man da-
her nicht die „Aufwiegler“ in Macklot’'s Expeditionsbüreau am
Kragen faſſen? Sollte nicht der Eine oder Andere jener „Poli-
tiker“ sogar aus der Schulſtube des Lyceums mit Polizeidienern
herausgeholt werden müssen? Holt die krächzenden Raben und
ſperrt sie ein; die Ultramontanen dagegen haltet hoch in Ehren ;
denn sie sind die weißen Friedenstauben gewesen! ief 3:1
* Heidelberg, 18. Mai. Vir haben bisher der evangeliſch-
proteſtantiſchen Generalſynode mit keiner Sylbe Erwähnung ge-
than und gedenken auch nach Beendigung ihrer Arbeiten in unserem
Schweigen zu beharren. Wir ſind zu gewisſenhaft , als daß wir
uns in die Angelegenheiten einer anderen Confeſſion einmengen,
wenn auch unsere Gegner es von jeher geliebt haben, im Gegen-
ſaße zu dieser Handlungsweise sich beſtändig in rein katholiſche
Dinge §inzalsfey.e und zwar in der feindſeligſten und ſchmähsüch-
tigſten Weise.
uguen. wahrlich Gelegenheit genug gehabt, bei der protestantischen
Generalſynode unsere Spott- und Lachluſt zu befriedigen; wir
haben es unterlaſſen + aus dem angegebenen Grunde. Den Ka-
tholiken aber wird ſich von ſelbſt der. für sie günſtige Vergleich
aufdrängen , daß in ihrer Kirche Dinge des Glaubens, wie ſie
der Katechismus schon für die zarteſte Jugend aufstellt, nicht den
wandelbaren Tagesmajoritäten unterworfen ſind, die mit einer
jeweiligen liberalen oder reactionären „Aera“ zu wechseln pflegen.
Wir hätten, wenn wir Revanche hätten haben
Wer die aufgestellten Glaubenssätze bei uns annimmt, iſt Katho-
lik; wer nicht, iſt kein Katholik; das iſt das Einfachſte was es
geben kann. Werden wir in kurzem vielleicht preußiſch, dann
bleibt's bei den Katholiken nach wie vor beim Alten; die Grund-
| ſäße der proteſt. Generalſynode werden dagegen in dem paoſitiv-
chriſtlichen Preußen nie und nimmermehr aufgestellt werden. Auch
Schenkel wird dann nicht mehr bleiben können , obgleich er ſelbſt
sagte , daß sein Ruf ſchlimmer sei als er selbe. :
î Q. Waibstadt. Daß der kath. Geiſt nicht uur in den
beſuchten Vereine und Caſinos. Auch in dem Städtchen Waib-
ſtadt beſtehen mehrere Vereine, worunter auch der katholiſche Män-
nach der Landoner Conferenz, auf welcher Desterreich nach ofsiciöſen
Berliner Bekenntnissen sein Beſtes gethan hat.“ y
Ja , und während Graf Bismarck in officieller Weise Deſter-
reich für seine freundliche Vermittelung und uneigennützige Frie-
densbemühung warmen Dank ausgesprochen hat, entblödet sich ein
ministerielles badiſches Blatt, das Mannheimer Journal, in einem
längeren Leitartikel (Nr. 134) nicht, neben Frankreich das Land
der deutſchen Kaiser, Deſterreich, als den ,schlimmſten Erbfeind
deutſcher Einheit und Größe“ zu beschimpfen. Schmählicher kann
die Parteileidenſchaft zur Verkeßerung der Wahrheit und der ge-
ſchichtlichen Thatsachen wohl nicht mißbraucht werden, als dies|
hier geſchehen iſt. Wer hat denn die Türken vom Herzen Deutſch-|
lands mit Aufopferung aller Kräfte ferne gehalten? Desterreich!
Wer hat den Uebermuth Ludwig's XIV. gebrochen und Deutſch-
land damals vor der Franzosenherrsſchaft gerettet ? Deſsterreich!
Wesſen Name lebt jezt noch im Liede des Volkes ? „Prinz Eugen
der edle Ritter“, der Heerführer O esterreichs! Wer hat den
Kampf bis zum Mesſſer, wenn auch unglücklich, so doch immer
wieder mit neuer Zähigkeit gegen die Heere der französischen Re-
publik und Bonaparte's zum Schutze Deutſchlands fortgeführt ?
Desterreich! Wer iſt dagegen schuld an dem ſchlechten Ausgang
jener Kriege, weil er sich ſchon zu Anfang zu seiner eigenen Ver-
größerung zurückgezogen und das übrige Deutschland im ſchmäh-
lichen Basler Frieden preisgegeben hatte? Preußen!
Doch genug davon, ~ was nügtt es die blinde Parteileiden-
ſchaft überzeugen zu wollen? Hier kann man eben jene Leiden-
ſchaft nur constatiren, niemals eines Beſſeren belehren wollen.
Thatſache iſt jedenfalls dies : die letzte Kriegsbedrohung durch
Frankreich hat gezeigt, daß Süddeutſchland durch Preußen nicht
hinlänglich geſchütt werden kann, daß die Klugheit alſo Preußen
sogar gebieten würde, dasselbe an Deſsterreich zu überlasſen. Nur
der Neid, der einem Andern das mißgönnte, was für Preußen
ſelbſt nicht haltbar iſt, mag bisher die Schuld getragen haben,
daß der geographiſchen und politiſchen Lage zum Trotz Öeſterreich
von Süddeutſchland völlig getrennt gehalten wurde.
Wort: die Probe für die neugeſchaffenen Zuſtände ist gekommen,
und sie beweiſt, was auch in Berlin kein Geheimniß sein dürfte,
daß Süddeutſchland für Preußen unnüy , ja, eine Laſt iſt, daß
Preußen Süddeutſchland nicht zu ſchüten vermag, während dieses
an Preußen den Schutz nicht gefunden hat, den es durch die
Allianzverträge ſuchte. Wer muß also die Lücke ergänzen ? Ant-
wort: Deſsterreich!
Mit einem
x Etwas für das kurze Gedächtniß unserer
Gegner.
Es ist den Verehrern des Großprerênthums MÄ|...iß;ig wohl
und sie ſchwimmen mit einer merkwürdigen Behaglichkeit im ver-
kleinerten, unter die preußiſche Pickelhaube eingepreßten Deutſch-
land herum. Um ja nicht aus der Rolle zu fallen, führen sie
einen garſtigen Lärm- gegen die „Ultramontanen“ auf, als hätten
dieſe im Bunde mit Frankreich weiß Gott was für verderbliche
Pläne geſchmiedet, deshalb die alten Titel „vaterlandsloſe Men-
ſchen, Verräther“ 2c. Dieſe Herren mit ihrem Geſchrei haben
nebſt Mangel an Charakter offenbar ein sehr kurzes Gedächtniß,
und es iſt nun Nflicht und Schuldigkeit sie hieran zu erinnern.
Sie besſchuldigen die Katholiken eines Einverſtändniſses mit Frank-
reich gegen Deutſchland, bleiben aber den Beweis hübſch schuldig
aus dem einfachen Grunde, weil sie keinen aufbringen können.
Mir dagegen erinnern sie an die vollendete Thatſache, daß im
vorigen Jahre Bis ma r >, der Verkleinerer Deutſchlands, im
Bunde mit Frankreich, Italien und der revolutionären Partei in
Ungarn Krieg gegen Deutſchland führte, um ein Großpreußenthum
mit Ausſchluß von eilf Millionen Deutſchen zu gründen. +) Warum
ſagt Ihr, Verehrer Bismarcks, hievon Euern Lesſern nichts? Es
iſt dies leicht zu errathen, weil es eben nicht zu Euerm Kram
paßt. Allein wenn man in der That mit Hilfe der deutſchen
Erbfeinde am erwünſchten Ziele sich angelangt sieht, so ſollte man
doch so viel Zurückhaltung zeigen, Andere nicht derſelben unpa-
triotiſchen Handlungen beſchuldigen zu wollen, deren man ſich
ſelbſt schuldig gemacht hat. Freilich habt nicht Ihr, Verehrer des
Großpreußenthums , selbſt die ſauberen Bündniſſe mit den Frem-
den geſchloſſen, wohl aber habt Ihr den Erfolgen zugejubelt , die
mit Hilfe jener erreicht worden sind, und an dieſem von Euch be-
jubelten Erfolg haftet ein ſchwarzer Fleck, den die politischen
Windfahnen überſehen, Männer von Ehre und Charakter jedoch
nicht unbeachtet laſſen können. Wir zählen uns zu den letzteren
und verzichten dabei auf die Gunst in höheren Kreiſen, von wo
aus unsere Gegner das Geld und die Parole erhalten, um gegen
uns vorzugehen und alles aufbieten, um uns verſtummen zu| Ë
großen, sondern auch in kleinen Städten täglich sich mehr und
mehr entfaltet, das beweiſen die vielen mitunter sehr zahlreich
machen. Es wird dies nicht gelingen, und ob es in den gothai-
schen Ohren auch widerlich klingt, wir werden nicht ermüden, auf
*) Wozu jetzt noch Luxemburg geopfert wird. Die Red.
23268 êM
diejenigen am grellſten begangen
die Sünden fort und fort aufmerksam zu machen, ge
haben, die ſich- auf Ru nen
Deutschlands als die untrüglichen Volksbeglücker ſelbſt bewech
rauchen und durch bezahlte Preßtrabanten aller Orten die Fälſchung
der öffentlichen Meinung sich angelegen sein lassen. Die in Fluß
gebrachte Verläumdung der „Ultramontanen“ wird auch ihre
Grenzen finden und zwar um so eher, als unter dem Vorritt der
amtlichen und nichtamtlichen Preßwerkzeuge mit jedem neuen Tage
neue Unehrlichkeiten zum Vorſchein kommen, auf welche hinzuwei-
sen wir immer uns die Freiheit nhmm. . .
Süddeutſchland.
. “* Heidelberg, 17. Mri. Die Karlsruher Zeitung bringt
einen Artikel über die Thätigkeit des landſtändischen Ausschusses,
der jezt zur Anhörung der finanziellen Rechenſchaftsberichte ver-
ſammelt iſte Jn dem betr. Berichte iſt die an Preußen bezahlte
Kriegskostenentſchäödigung mit 6 Millionen Gulden unter den
neuen Passiven aufgeführt, welcher sehr realpoli tiſchen That-
ſache als Gegengewicht der Berichterstatter die Errungenſchaft einer
ſtarken Einigung Deutschlands gegenüberftellt. Schon
das Wort ,„Errungenſch aft“ muß nothwendig allgemeine
Heiterkeit erregen, weil es allzuſehr an die „Märzerrungenſchaften“
des Jahres 48 erinnert. Du gerechter Strohſack ! Deſterreich
ausgeschloſſen, Preußen mit seinem kometengeschwänzten Anhängsel
H
, durch die Mainlinie begränzt, Süddeutschland für ſich ohne inneres
Band hin- und herschaukelnd, Luxemburg preisgegeben – das iſt
„die Errungenſchaft einer starken Einigung Deutschlands !“ Wenn
das keine Jdealpolitik iſt, dann gibts keine mehr, und für solche
„Errungenſchaften“ sollen wir noch froh sein, unsere 6 Millionen
Gulden hingeben zu dürfen!
* Heidelberg, 17. Mai. Das Mannheimer Journal ver-
legt sich auf Schreckſchüsſſe, die alte Weiber ängstigen könnten, aber
nicht opferfähige, entſchloſſenee Männer. Es ſchreibt, bei den
„anſtändigen Leuten“ mache sich eine ,sehr kriegeriſche Luft“ gegen
diejenigen Politiker geltend, „die die Sache Deutſchlands“ bei der
lezten kriegeriſchen Verwickelung im Stiche gelaſſen hätten. Will
das Mannheimer Journal vielleicht mit Windmühlen fechten ? oder
meint es vielleicht den Grafen Bismarck und die preußiſchen Poli-
tiker, welche „die Sache Deutſchlands“ durch das Preisgeben
Luxemburg’'s allerdings im Stiche gelaſſen haben ? Das Mann-
heimer Journal gibt darüber keinen Aufschluß; dagegen will es
gehört haben, ohne dies jedoch verbürgen zu können ( offenbarer
Schreckſchuß !), es sei bereits gegen die eine oder die andere Per-
ſon solcher ,„,„Politiker“ “", die ihre Gesinnung zu förmlicher Auf-
wiegelung ausbeuteten, ſtrafgerichtliche Verfolgung eingeleitet..
| Aufgewiegelt wurde nur von der Landesbaſe und einigen ihr ver-
wandten Blättern, die tagtäglich den Krieg gegen Frankreich pre-
digten, ja, die alte Baſe hat jeden Morgen zum Frühſtück Dutzende
von Zuaven und Turkos wie Auſtern oder halt ! wie „saure Jur-
ken“ versſpeiſt, ohne Furcht vor Unverdaulichkeit. Sollte man da-
her nicht die „Aufwiegler“ in Macklot’'s Expeditionsbüreau am
Kragen faſſen? Sollte nicht der Eine oder Andere jener „Poli-
tiker“ sogar aus der Schulſtube des Lyceums mit Polizeidienern
herausgeholt werden müssen? Holt die krächzenden Raben und
ſperrt sie ein; die Ultramontanen dagegen haltet hoch in Ehren ;
denn sie sind die weißen Friedenstauben gewesen! ief 3:1
* Heidelberg, 18. Mai. Vir haben bisher der evangeliſch-
proteſtantiſchen Generalſynode mit keiner Sylbe Erwähnung ge-
than und gedenken auch nach Beendigung ihrer Arbeiten in unserem
Schweigen zu beharren. Wir ſind zu gewisſenhaft , als daß wir
uns in die Angelegenheiten einer anderen Confeſſion einmengen,
wenn auch unsere Gegner es von jeher geliebt haben, im Gegen-
ſaße zu dieser Handlungsweise sich beſtändig in rein katholiſche
Dinge §inzalsfey.e und zwar in der feindſeligſten und ſchmähsüch-
tigſten Weise.
uguen. wahrlich Gelegenheit genug gehabt, bei der protestantischen
Generalſynode unsere Spott- und Lachluſt zu befriedigen; wir
haben es unterlaſſen + aus dem angegebenen Grunde. Den Ka-
tholiken aber wird ſich von ſelbſt der. für sie günſtige Vergleich
aufdrängen , daß in ihrer Kirche Dinge des Glaubens, wie ſie
der Katechismus schon für die zarteſte Jugend aufstellt, nicht den
wandelbaren Tagesmajoritäten unterworfen ſind, die mit einer
jeweiligen liberalen oder reactionären „Aera“ zu wechseln pflegen.
Wir hätten, wenn wir Revanche hätten haben
Wer die aufgestellten Glaubenssätze bei uns annimmt, iſt Katho-
lik; wer nicht, iſt kein Katholik; das iſt das Einfachſte was es
geben kann. Werden wir in kurzem vielleicht preußiſch, dann
bleibt's bei den Katholiken nach wie vor beim Alten; die Grund-
| ſäße der proteſt. Generalſynode werden dagegen in dem paoſitiv-
chriſtlichen Preußen nie und nimmermehr aufgestellt werden. Auch
Schenkel wird dann nicht mehr bleiben können , obgleich er ſelbſt
sagte , daß sein Ruf ſchlimmer sei als er selbe. :
î Q. Waibstadt. Daß der kath. Geiſt nicht uur in den
beſuchten Vereine und Caſinos. Auch in dem Städtchen Waib-
ſtadt beſtehen mehrere Vereine, worunter auch der katholiſche Män-