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Pfälzer Bote für Stadt und Land — 1867

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No. 90-103 (1. August - 31. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43882#0364

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dem sie sich nicht ſo bald erholen wird. In circa 190 Bijouterie-
fabriken, in denen in früheren Zeiten gegen 7000 Arbeiter be-
ſchäftigt waren, finden sich jezt deren noch ungefähr 3000; und
ſelbſt diesen wissen ihre Herren oft nicht die paar Wochen Be-
ſchäftigung zu gewähren. Zwar finden die Bijouteriewaaren im-
mer noch nach einzelnen Gegenden Absatz, aber da bei der allge-
mein herrſchenden Geldcalamität in der Regel die Baarsendungen
ausbleiben , ſo iſt dies vom schlimmsten Einfluß auf den Gang der
Geschäfte. Daß die berührten Uebelstände der Sittlichkeit hiesiger
Stadt keinen Vorsſchub leiſten, versteht sich von ſelbſt. Mancher
Arbeiter sieht sich gegen seinen Willen genöthigt, sich auch an
Werktagen im Wirthshauſe aufzuhalten , und da bei der Verdienſt-
loſigkeit die Geldnoth groß, ſo mehren sich troß der unermüdlichen
Thätigkeit der Polizei die Diebſtähle in erſchreckender Weise. Da
nur ein fester und dauernder Friede diesen Mißſtänden abzuhel-
fen vermag, ein solcher aber nur durch Krieg geschaffen werden
kann, so sieht man in den hiesigen Kreiſen einem solchen mit
ziemlicher Ruhe entgegen. jdue

Vom ſüdlichen Schwarzwald, 29. Juli. Man liest von
einem „internationalen Friedenscongreß“ , der sich in Genf ver-
ſammeln sol. Das wäre ſchon recht; wenn man aber die Namen
Derjenigen liest, die sich als Väter des Friedens zuſammenthun
wollen, z. B. Garibaldi, ſo muß man lachen über diese Friedens-
congreßler. Wer da meinen kann, es gebe ohne Chriſtenthum und
lebendige Bethätigung christlicher Grundsätze jemals einen dauern-
den Frieden, mit desſen Denkvermögen muß es übel beſtellt sein.
Ö Welches sind denn die Ursachen des Krieges seit Kain seinen Bruder
erſchlug, bis zur Schlacht bei Königgräßü? – Die Leidenſchaften,
die ewig hungern und nie satt werden. So lange der Hochmuth
in der Welt iſt und die Habsucht und die Großmannssucht und
der Neid gegen Besitende und ähnliche Leidenschaften, wird es
Prozeſſe und Händel und Raufereien und Todtſchläge geben zwi-
ſchen Individuen, und Kriege zwischen Völker und Nationen. Da
hilft keine Staatsform und kein Staatsrecht, und kein internatio-
les Völkerrecht, da hilft kein Reden halten und keine Beschlüsſe-
faſſen, da hilft keine Diplomatie, da würde nur das lebendige
Chriſtenthum helfen. Man verwandle alle Monarchien in Repu-
bliken und man wird den Krieg erſt recht haben. Man denke an
Rom und Karthago. Darum iſt es lächerlich, wenn Todtfeinde
des Chriſtenthums Friedensapoſtel sein wollen. Das iſt Bornir-
heit. (Bad. Beob.)

Tübingen, 30. Juli. Heute ist hier der gewesene März-
minister Dr. Paul Pfizer, Verfaſſer des Briefwechſels zweier Deut-
ſchen, gestorben.

Meuünchen, 29. Juli.
von Paris hier ankommt, wird Dienstag Nachmittags 4 Uhr der
Bestattung des Königs Otto beiwohnen. Deſssen Leiche, seit gestern
in der Schloßkapele zu Bamberg ausgestellt, wird durch den
Obersſt-Hofmarſchall v. Malsen, den Generaladjutanten Grafen
Pappenheim, die Kämmerer Frhr. v. Grainger und Graf Seyſſel,
und den Kammerjunker Grafen Pocci hieher geleitet, welche sich
deßhalb heute nach Bamberg begeben. Mittwoch um 11 Uhr
Vormittags findet das Traueramt ſtatt.

Norddeutſcher Bund.

Frankfurt, 30. Juli. Das erſte Blatt der heutigen Num-

mer der ,„JFrkf. Ztg.“ iſt polizeilich mit Beschlag belegt worden.

Großherzogthum Luremburg.
Luxemburg, 27. Juli. Mit der Räumung der Feſtung iſt
es den Preußen, wie ſehr auch französiſche Blätter daran zwei-
feln mochten, denn doch ernst und aufrichtig gemeint, da man nun
auch mit der Wegſchaffung der Pulvervorräthe begonnen hat.
Außerdem iſt auch am 19. d. eine koloſſale Versteigerung von
Geſchützrohren, Eiſenmunition, Shrapnels, Mörſerlaffetten, Wall-
gewehren, Sturmgeräthen u. v. a. angekündigt, und hier und in
gandern preugßiſchen Städten öffentlich bekannt gemacht. Wie ein
hieſiges Blatt vernimmt, hat die Liquidationscommiſssion des frühern
deutſchen Bundesstaats Luremburg die Summe von etwa 200,000

Der König, welcher heute Abend







> Ji

iſche Gouvernements-Hotel
zugeſprochen. ..
e ſt err e i <. y
Wien, 30. Juli. Das heutige Abendblatt der „Preſſen.

meldet: Es bestätigt sich, daß der Kaiſer Napoleon am ?. August
nicht nach Ischl, sondern nach Salzburg kommt. J. F

î_ Wien, 30. Juli. Der Sultan wohnte heute dem durch das
Pioniercorps ausgeführten Brückenſchlage über die Donau be.
Nachmittags fand große Hoftafel zu Schönbrunn, darnach Fahrt
in den Prater und schließlich Beſuch des Vorstadttheaters ſtatt.

A u sl an d.

Paris, 30. Juli. Die „France“ sagt, nachdem sie die gestrige
Moniteur:Note wiedergegeben hat :

Die Geister werden erſt dann gänzlich beruhigt sein, wenn die Maßnah-
men und die Haltung des Berliner Cabinets den loyalen Absichten des Tui-
leriencabinets entsprechen, und wenn der „Preuß. Staatsanzeiger“ eben so
unumwunden ſein wird, wie der französiſche „Moniteur.! Frankreich will
den Frieden, es nimmt aufrichtig den Stand der Dinge hin, wie ihn die Er-
eigniſſe in Deutſchland geschaffen haben; aber es iſt nothwendig, daß Preußen
ſich in die Grenzen des Prager Friedensvertrags einſchließe und es ſich wohl
geſagt ſein laſſe, daß es keine Groberungen mehr zu machen hat.

_ Paris, 30. Juli. Der kleine „Moniteur“ veröffentlicht heute
eine Depeſche des Hrn. Dano aus Mexiko, 27. Juni.,; die
geſtern mit der Poſt hier eingetroffen iſt. Sie enthält folgende
Mittheilungen: :

Als die Nachricht von der Uebergabe Queretaro's und der Gefangennahme
Maximilians nach Meriko gelangt war, wurde sie ſofort von den kaiſerl. Stadt-
behörden dementirt. Indessen erhielt der preußiſche Gesandte, Hr. v. Magnus,
am 29. Mai ein Telegramm aus Queretaro vom 2., durch welches der Kaiser
ihn einlud, sich so ſchnell wie möglich mit dem Advokaten Don Mariano Riva
Palacio und Martinez de la Torre zu ihm zu begeben. Erst am 1. Juni ge-
lang es ihnen, alle Hindernisse zu beseitigen, die man ihnen in den Weg legte,
und die Hauptstadt zu verlassen. Viele Leute wollten noch immer nicht an
die Einnahme von Queretaro glauben, und der Zweifel dauerte länger als
einen Monat fort. Durch telegraphiſche Linien, Dampfschiffe und das trans-
atlandiſche Cabel mußte man in Europa genau unterrichtet ſein, als man in
der Stadt Mexiko noch nichts Beſtimmtes über ein ſo wichtiges Ereigniß wußte,
das ſich in einer Entfernung von 57 Stunden zugetragen hatte. Mit Ausnahme
einiger kleinen Briefe,, die in Form von Cigaretten zuſammengerollt waren
und durch Vermittlung der Amerikaner über Tacubaja kamen, wurde Alles
mit Beschlag belegt. Die Wahrheit wurde jedoch bald ſo offenkundig, daß
man sie eingeſtehen mußte. Die Behörden weigerten sich immer noch, die
Stadt zu übergeben, wiewohl die Einwohnerschaft durch den Mangel an Lebens-
mittel schrecklich leiden mußte. Endlich kam am 19. die Nachricht von der
Cinnahme Queretaro's in zuverlässiger Weiſe an. Die liberalen Streitkräfte
hielten am 21. ihren Einzug in Mexiko, nachdem ſich die Stadt auf Gnade
und Ungnade übergeben hatte und am 24. erfuhr man die Hinrichtung des
Kaisers. Die imperialiſtiſchen Führer Marquez, d'Horran, Lacunza, Irrebaren
und Lares sind bis jetzt allen Nachſtelungen entgangen. Hr. Eloin, Pater
Fiſcher und General Favera sind verhaftet. Es iſt noch kein Tribunal zu ihrer
Aburtheilung eingeſeßt und man ſagt, daß keine weitere Hinrichtung in Quere-
taro stattgefunden hat. Juarez wird vor einiger Zeit nicht in Mexiko erwartet.
Ciner der erſten Akte der Liberalen bestand darin, die Dinge in den frühern
Zuſtand zurückzuverſeßen. Die Nationalgüter wurden, ohne weitere Förmlich-
keit, Denen, die sie vordem erstanden hatten, wieder zurückgegeben. Die Ordens-
geiſtlichen erhielten eine Friſt von 48 Stunden, um ihre Klöster zu räumen.

St. Petersburg, 30. Juli. Der Kaiser iſt heute Nach-
mittag nach der Krimm abgereist; er wird mehrere Tage in Moskau
Aufenthalt nehmen. |

New-York, 18. Juli. Die Rekrutirungen zu Expeditionen
gegen Mexiko dauern fort. Das Repräſentantenhaus erſuchte den
Präsidenten, dagegen einzuſchreiten. Die öſterreichiſche Fregatte
Eliſabeth nimmt Flüchtlinge aus Mexiko auf.

New-York. Der ,, Mesſag. franco-améric.“

Mexiko, daß Hr. Dano, der franzöſiſche Gesandte, wirklich am

Fr., sowie das frühere preuß
theil am Bundeseigenthum

j

meldet aus

27. Juni benachrichtigt worden iſt, er dürfe unter keinem Vor-

wand das Land verlaſſen. Mexiko habe mit Frankreich wegen
deſſen Intervention und des Schadens, den diese an Menſchen-
leben und Eigenthum dem Land zugefügt, abzurechnen. Die mexi-
kaniſche Regierung werde also, wenn ihr nicht sofort Genugthuung
und Entschädigung zu Theil werde, alles Besitthum französiſcher
Staatsangehörigen in Mexiko mit Beſchlag belegen. Bis dahin
werde Hr. Dano gefangen bleiben. G



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U. huu:118. 27/2282
 
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