den hat Aber eines Geburtstages wollen wir doch Er-
waͤhnung thun/ den ein lieber guͤter Schneidermeifter, der
neben anderen Vorzügen auch noch den hat, Abonnent
unſeres Blattes zu ſein, kürzlich recht eigenthümlich beging.
Und das kam ſo Der waͤckere Maun hatte ſeit einigen
Wochen bedenklich unter der Plage gewiſſer Nagethiere, die
der Volkswitz, Ratten zugenannt hat, zu leiden, und eine
Anſammlung von Lebensmittelvorräthen. war ebenſo un-
möglich geworden, wie eine ruhige Nachtruhe im ehelichen
Lager Frau Babette, ſeit 20 Jaͤhren die getreuliche beſ-
jere und auch beleibtere Haͤlfte des Hoſenbauers, kam nun
auf eine nicht allzufern liegende aber gute Idee, den Tag
zu feiern, an dem ihr Eheherr vor 43 Jahren als ſieben-
pfündiger Weltbürger ſich von der Mutter unabhäugig er-
Härt- und ſeinen erſten Weltanſchauungen in kraͤftigem
Rattenfalle ſollte zwiſchen der obligaten Geburtstags-
bretzel und dem blühenden Roſenſtock auf dem Feſttiſch lie-
gen und unter Zuziehung einer alten ſchwerhörigen Tante:
und zweier Nachbarinnen machte ſich die ſorgliche Haus-
ſrau alsbald auf den Weg zum Ankauf Ddiejer nüßzlichen
Liebesgabe. Sie hatte auch bald eine beſonders ſchoͤne
große Rattenfalle gefunden, deren einfache Conſtruktion —
zwei federne Eiſenreife und in der Mitte ein Lockhaken für
den Speck — ihren Preis nicht zu rechtfertigen ſchien.
Aber was zahlt man nicht, ein geliebtes Herz zu erfreuen
und eine Ratte dabei zu fangen. Triumphirend brachte ſie
die erworbenen Fangreife nach Haus und — während ihr
Mann unten in der Werkſtatt mit unnachahmlicher Kunſt
blaue Hoſenbeine aneinander fügte — putzte ſie die Reife
blitzblank mit großem Aufwand von Kraft und Armees
Putzpulver. Dann röſtete ſie ein Stücklein Speck, um es
an den Haken zu befeſtigen, damit am nächſten Morgen ihr
Mann, wenn er das Geſchenk erblickte, auch wiſſe, zu wel-
chem Zweck es erbaut ſei. Gerade wie ſie noch dabei war,
hört ſie die Schritte des Alten auf der Treppe. Raſch die
Jalle im Bett des Gatten unter die Decken verſteckt und
ein ganz unſchuldiges Geſicht gemacht! Strahlend tritt der
Gatte ein; er fommt, um von einer ehrenden Beſtellung
auf einen grasgrünen Sommerüberzieher für die Civilgar-
nitur eines Leutenauts zu berichten; und unter hoffuungs-
vollen Geſprächen eſſen die beiden Leutchen zu Nacht Wie
die Domuhr zehn ſchlägt, ſagt der Eheherr wie alle Abend:
Es iſt ſpät Alte, wir gehn zu Bett.“ Und ſie ſind müd,
wie Seute, die rechtſchaffen gearbeitet und ein gutes Ge-
wiſſen haben. Wie der tüchtige Schneider ſchon auf den
Bettrand ſitzt und ſeinen zweiten und letzten Strumpf be-
hutſam über die Stuhllehne hängt, lacht er vergnügt: „Iſt
doch komiſch, wenn man ſo denkt; Morgen haſt du Ge-
burtstag. Was dır mir wohl wieder ausgeſucht haſt Und
damit puſtet er ins Licht, einmal, zweimal, bis es ausgeht
und — drin iſt er im Bett. Aber nur einen Augenblick,
dann ſchreit er, als wenn ihn der Satan in den Krallen
hätte, ſpringt aus dem Bett heraus und beginnt im Dunkeln
einen wilden Tanz durchs Zimmer, und wenn er nicht alle
Heiligen um Hilfe gerufen hätte, man wäre verſucht ge-
weſen, ihn für einen Siouxtrieger zu halten, der um die
Marterpfahle der Blaßgeſichter tanzt. Die Frau ſchlaͤgt
raſch Licht und leuchtet hinter dem wie beſeſſen Springen-
den her. Heiliger Hieronhmus, was iſt's? Was ift’8 ?“
ſchreit das Schneiderlein und greift verzweifelnd nach dem
Mittelpunkt ſeiner Kehrſeite. Und zum erſten Mal in
langer Ehe ereignet ſichs, daß die Fraͤu ihn auslacht, ja
wahrhaftig ſie kann ſich nicht helfen vor Laͤchen und finkt
auf einen Stuhl. Jetzt wird der geängſtigte und ſchmerzlich
gepeinigte Schneider wild: „Zum Donnerwetter, ſo maͤch's
kodt, haue doch drauf! Was ift’8 denn?“ Du haſt — *
ſchluchzte die Frau vor Lachen — „Philipp, Du haſt —“
„Ia was hab ich denn? 5n Dein Geburtstagoͤgeſcheuk
haſt Du Dich gefegt.“ .. Der Schneider ſoll die ber-
empfunden haben, wo uoch kein Seelenanalytiker das Gemüth
lokaliſirt hat. *
— Das Mittagsſchlaͤfchen naͤhert ſich beſonders in
den warmen Tagen ſanft dem Menſchen, daß er, ohne e&
ſelbſt zu merken, ſelig hinüberſchlummert in das Reich der
Träume. Dieſe kurze Erholungspauſe findet jedoch ganz ver-
ſchiedene Beurtheilung. Waͤhrend die Alten ſagten: „Nach
dem Eſſen ſoll man ſtehn oder hundert Schril weit geh'n,
findet jetzt das Mittagsſchlafchen allgemeine Anerkennung.
Wenn ſich das Bedürfniß einſtellt, ſo iſt das Verlangen der
Natur auch ein gerechtfertigtes Dann iſt das Mitags-
ſchläfchen auf alle Fälle gut, und man fühlt ſich geſtaͤrkt.
wenn es nicht ſo lange ausgedehnt wird. Im letzteren Falle
allerdings wirkt der Schlaf nach dem Eſſen jedes Mal er-
mattend Es macht ſich aber auch die Frage geltend. oh es
nicht beſſer ſei, ſo zu eſſen, daß ſich das Gefühi der Müdig-
keit überhaupt nicht einſtellt. Viele Menſchen, beſonders die
jugendlichen friſchen, fühlen nicht das geringſte Bedürfuiß
nach Schlaf; ja, ſelbſt wenn ſie es woͤllten, ſie können e&
nicht, ebenſo eie Vegetaier. Das bedeutet: der Magen hat
die Kraft, das Genoͤßene zu verarbeiten, ohne das Wohlbe-
finden zu beeinträchtigen, oder der Magen befindet ſich nach
der Speiſe · Aufnahme noch im normalen Verhältniß zum
übrigen Koͤrper, wiederum ein Zeichen, daß er vollſtändig
leiſtungsfähig iſt, oder daß man ihn nicht widernatürlich
überladen hat. Viel eſſen, überhaupt viel Fleiſch und fette
Sauceuſtellen an die Verdauung größe Auforderungen da-
egen wenig, langſam eſſen, gut kauen, viel Gemüſe, Mehl-
ſpeiſen, Früchte, reichlich Kompott mindern das Verdauungs-
fieber. Das Schlafbedürfniß nach Tiſch iſt ein Zeichen,
daß der Magen zu ſehr in Anſpruch genommen iſt und
er die Kräfte der anderen Organe für ſich abſorbiren
muß. Darum, bei vorhandenem Bedürfniß iſt der Mittags-
ſchlaf gut, beſſer aber iſt, ſo zu eſſen, daß dieſes Verlangen
nicht eintritt, ausgenommen vielleicht durch Mangel an
Nachtſchlaf.
Gumeoriſtiſches.
Scherzfrage
Wer iſt zufriedener, der Beſitzer einer Million oder der Mann
mit ſiehen Toͤchtern?
Offenbar der letztere denn er hat genug, während jener noch
mehr haben möchte.
* * *
SGeradeaus.
Bater: „Sie wollen meine Tochter heirathen, junger? Welches
ſind Ihre Ausſichten?
o 74— Ich habe Ausſicht auf eine ſehr reiche Erb-
8 *
Vater: „Bon wem gedenken Sie zu erben?
Freier: Von Ihnen.“
* 7 *
Gekränktes Zartgefühl..
Ach Herr Doktor, konnen Sie mir denn gar nichts gegen
meine Nerven verſchreiben?
„Sa, Fraͤulein das Uebel ijtgbei Ihnen veraltet”
Veraltet, Herr Doktor, — ih muß doch ſehr bitten!
Verantwortlicher Redatteur: Ju lius Zecker in Heidelberg.
Druck und Verlag von Gebr Huber Heidelberg.
9}1“32.
© Kirchenkalender.
6. Auguſt. 11.Sonntag nach Pfingſten Evangelium.
Jeſus heilt einen Taubſtummen! Voll Verwunderung ruft
das Volk: „Er macht alles wohl.” Feſt der Verklaͤrung
Chriſti. Gedächtnis des hlgen. Märtyrerz Xyſtus und Ge-
noſſen.
. Auguſt. Montag. Feſt der hlgen. Afra. Sie lebte
als eine große Sünderin in Augsburg. Durch den hlgen.
Narziſſus wird ſie bekehrt und führt von da an ein ſtrenges
Bußleben und wurde ihres Glaubens wegen durch den
Feuertodt gemartert Ihre Mutter und ihre Dienerin folg-
en ihr bald nach. Zugleich Gedaͤchtniß des hlgen. Dona-
tus.
S. Auguft. Dienſtag. Feſt des hlgen. Märtyrers
Cyriakus und ſeiner Gefährten.
9. Auguſt. Mittwoch. Feſt des hlgen Kajetan geb.
1480 aus einer vornehmen Familie; weihte ſich aber ganz
Gott, wird Prieſter und gründet voll hlgem. Eifer die
Seelen zu retten den Orden der Theatiner + 1547.
10. Auguſt. Donnerſtag Feſt des hlgen. Diacons
u. Märtyrers Laurentius. Er wurde auf einen glühenden
Roſt gelegt und ſo bei lebendigem Leibe gebraten. Nachdem
der hlge. Diacon längere Zeit ſtillſchweigend dieſe grauen-
volle Qual erduldet hatte, ſprach er lächelnd zum Richter.
Jetzt karnſt Du mich umwenden, mein Leib iſt auf dieſer
Seite genug gebraten Hierauf erhob er ſeine Augen in
innigem Gebet zum Himmel für die Bekehrung ſeiner Peini-
ger und ſtarb ſo den Martertodt im Jahre 358.
II. Auguſt. Freitag. Gedächtniß der hlgen Maͤr⸗
tyrer Tiburtius und Suſanna.
12. Auguſt. Samſtag. Feſt der higen Klara, geb.
in Affifi lebte ſie zur Zeit des hlgen Franziskus von Aſſiſi.
Sie erhielt von ihm auch das Ordeusgewandt und wurde
die erſte arme Klariſſin.
Liberalismus und Freiheit.
Der Liberalismus hat ſeinen Namen von dem lateini-
ſchen Worte „liberalis“ auf deutſch die Fretheit“betreffend
Uuter einem „Siberalen“ verſteht man bei uns einen Geg-
ner der römiſch⸗katholiſchen Kirche Der Liberalismus alg
Syſtem will die geſammten bürgerlichen und geſellſchaftli-
chen Verhältuiſſe aufbauen, ohne Chriſtus und die Kirche
und ſchmückt ſich mit dem Namen „ Freiheit“.
An Freiheit hat uns der Liberalismus beſcheert die
WuchHer freiheit, namlich die Freiheit, dem geldbedürftigen
*4 Manne die Haut abzuziehen unter dem Schutze des
Geſetzes.
Der Liberalismus hat uns beſchenkt mit der Gewerbe-
—
Kapital zu verdrängen, ader es durch Pfuſchen zu
ruiniren
Beglückt haben uns die Liberalen mit der Haufit?
freiheit, das iſt die Freiheit, den kleinen Kaufmann und Ge-
ſchäftsman auf das Trockne zu ſetzen und das unwiſſende
Volk durch Schwindler anzuſchmieren.
Wie darum heutzutag ein verſtaͤndiger Menſch noch auf
den Liheralismus ſtolz fein kann, das leuchtet uns nicht ein.
Wenn Börſenmänner, Gründer und Schwindler liberal ſind
ſo iſt der Grund hiervon kein Geheimuiß, deun dieſe Leute
haben ihren Profit dabei. Wenn aber ein Theil des Vol-
fes dem Liberalismus anhäugt, ſo müſſen wir dieſe Leute
für unſelbſtſtändig und Höchft unreif halten. Der Liberas
lismus iſt eine banferotte, moraliſch tadte Partei; um
das einzuſehen, braucht man nicht viel Verſtand.“
Die verkaufte Naſe.
Zur Zeit, als die „Commis- Voyageurs? noch alle
Länder unſicher machten — heute ſind ſie ausgeſtorben
und an ihre Stelle die „Geſchaͤfts⸗Reiſenden „getreten —,
jaßen an der Table d’hHote des Hotels einer kleinen franzö-
ſiſchen Stadt etwa ein Dutzend Commis-Voyageurs, welche
der Zufall hier zuſammengeführt hatte. Das Diner waͤr
zu Ende und der Champagner, der nicht geſpart wurde, be-
gann ſeine Wirkung zu üben. Die Unterhaltung wurde im-
mer lebhafter. ;
Zwiſchen zwei Gäſten entſpann ſich folgendes Ge-
„Ja, mein Herr!
Worin reiſen Sie?“
„Ich reiſe in Naſen.“
„In Maskennaſen für den Carneval?
Nein in Naſen von Fleiſch, oder deutlicher geſagt:
in Meuſchennaſen.“
Die zunächſt Sitzenden, welche die Unterredung mit an-
gehoͤrt haften, brachen in ein gellendes Gelächter aus, der
Naſen⸗Reiſende aber wandte ſich mit der ernſteſten Miene
an ſeinen Nachbar zur Linken, der ſich ſich des Beſitzes
einer Rieſennaſe erfreute, und fuhr fort:
„Wenn Sie wollen, können wir ein Geſchäft machen
Obwohl Ihre Naſe nicht von der erſten Aualitaͤt iſt und
einer Sorte angehört, welche ſelten verlangt wird — will
ich ſie Ihnen doch abkaufen.
Meine Naſe?“
„Ja, mein Herr, Ihre Naſe!“
Bie ean 2n
Nach Ihrem Tode,“
„Das laͤßt ſich Hören.“
Und zahlbar ſofort.“
„Sehr angenehm. Was iſt der Preis?“
„Genau nach dem Tarif...“
Der Commis⸗Voyageur 30g einen Maßſtab hervor
und maß die Naſe ſeines Nachbars, und nachdem er in
ſprä
reih eit, das iſt die Freiheit, das kleine Gewerbe durch das
ſeinem Notizbuch nachgeſehen, ſagte er:
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waͤhnung thun/ den ein lieber guͤter Schneidermeifter, der
neben anderen Vorzügen auch noch den hat, Abonnent
unſeres Blattes zu ſein, kürzlich recht eigenthümlich beging.
Und das kam ſo Der waͤckere Maun hatte ſeit einigen
Wochen bedenklich unter der Plage gewiſſer Nagethiere, die
der Volkswitz, Ratten zugenannt hat, zu leiden, und eine
Anſammlung von Lebensmittelvorräthen. war ebenſo un-
möglich geworden, wie eine ruhige Nachtruhe im ehelichen
Lager Frau Babette, ſeit 20 Jaͤhren die getreuliche beſ-
jere und auch beleibtere Haͤlfte des Hoſenbauers, kam nun
auf eine nicht allzufern liegende aber gute Idee, den Tag
zu feiern, an dem ihr Eheherr vor 43 Jahren als ſieben-
pfündiger Weltbürger ſich von der Mutter unabhäugig er-
Härt- und ſeinen erſten Weltanſchauungen in kraͤftigem
Rattenfalle ſollte zwiſchen der obligaten Geburtstags-
bretzel und dem blühenden Roſenſtock auf dem Feſttiſch lie-
gen und unter Zuziehung einer alten ſchwerhörigen Tante:
und zweier Nachbarinnen machte ſich die ſorgliche Haus-
ſrau alsbald auf den Weg zum Ankauf Ddiejer nüßzlichen
Liebesgabe. Sie hatte auch bald eine beſonders ſchoͤne
große Rattenfalle gefunden, deren einfache Conſtruktion —
zwei federne Eiſenreife und in der Mitte ein Lockhaken für
den Speck — ihren Preis nicht zu rechtfertigen ſchien.
Aber was zahlt man nicht, ein geliebtes Herz zu erfreuen
und eine Ratte dabei zu fangen. Triumphirend brachte ſie
die erworbenen Fangreife nach Haus und — während ihr
Mann unten in der Werkſtatt mit unnachahmlicher Kunſt
blaue Hoſenbeine aneinander fügte — putzte ſie die Reife
blitzblank mit großem Aufwand von Kraft und Armees
Putzpulver. Dann röſtete ſie ein Stücklein Speck, um es
an den Haken zu befeſtigen, damit am nächſten Morgen ihr
Mann, wenn er das Geſchenk erblickte, auch wiſſe, zu wel-
chem Zweck es erbaut ſei. Gerade wie ſie noch dabei war,
hört ſie die Schritte des Alten auf der Treppe. Raſch die
Jalle im Bett des Gatten unter die Decken verſteckt und
ein ganz unſchuldiges Geſicht gemacht! Strahlend tritt der
Gatte ein; er fommt, um von einer ehrenden Beſtellung
auf einen grasgrünen Sommerüberzieher für die Civilgar-
nitur eines Leutenauts zu berichten; und unter hoffuungs-
vollen Geſprächen eſſen die beiden Leutchen zu Nacht Wie
die Domuhr zehn ſchlägt, ſagt der Eheherr wie alle Abend:
Es iſt ſpät Alte, wir gehn zu Bett.“ Und ſie ſind müd,
wie Seute, die rechtſchaffen gearbeitet und ein gutes Ge-
wiſſen haben. Wie der tüchtige Schneider ſchon auf den
Bettrand ſitzt und ſeinen zweiten und letzten Strumpf be-
hutſam über die Stuhllehne hängt, lacht er vergnügt: „Iſt
doch komiſch, wenn man ſo denkt; Morgen haſt du Ge-
burtstag. Was dır mir wohl wieder ausgeſucht haſt Und
damit puſtet er ins Licht, einmal, zweimal, bis es ausgeht
und — drin iſt er im Bett. Aber nur einen Augenblick,
dann ſchreit er, als wenn ihn der Satan in den Krallen
hätte, ſpringt aus dem Bett heraus und beginnt im Dunkeln
einen wilden Tanz durchs Zimmer, und wenn er nicht alle
Heiligen um Hilfe gerufen hätte, man wäre verſucht ge-
weſen, ihn für einen Siouxtrieger zu halten, der um die
Marterpfahle der Blaßgeſichter tanzt. Die Frau ſchlaͤgt
raſch Licht und leuchtet hinter dem wie beſeſſen Springen-
den her. Heiliger Hieronhmus, was iſt's? Was ift’8 ?“
ſchreit das Schneiderlein und greift verzweifelnd nach dem
Mittelpunkt ſeiner Kehrſeite. Und zum erſten Mal in
langer Ehe ereignet ſichs, daß die Fraͤu ihn auslacht, ja
wahrhaftig ſie kann ſich nicht helfen vor Laͤchen und finkt
auf einen Stuhl. Jetzt wird der geängſtigte und ſchmerzlich
gepeinigte Schneider wild: „Zum Donnerwetter, ſo maͤch's
kodt, haue doch drauf! Was ift’8 denn?“ Du haſt — *
ſchluchzte die Frau vor Lachen — „Philipp, Du haſt —“
„Ia was hab ich denn? 5n Dein Geburtstagoͤgeſcheuk
haſt Du Dich gefegt.“ .. Der Schneider ſoll die ber-
empfunden haben, wo uoch kein Seelenanalytiker das Gemüth
lokaliſirt hat. *
— Das Mittagsſchlaͤfchen naͤhert ſich beſonders in
den warmen Tagen ſanft dem Menſchen, daß er, ohne e&
ſelbſt zu merken, ſelig hinüberſchlummert in das Reich der
Träume. Dieſe kurze Erholungspauſe findet jedoch ganz ver-
ſchiedene Beurtheilung. Waͤhrend die Alten ſagten: „Nach
dem Eſſen ſoll man ſtehn oder hundert Schril weit geh'n,
findet jetzt das Mittagsſchlafchen allgemeine Anerkennung.
Wenn ſich das Bedürfniß einſtellt, ſo iſt das Verlangen der
Natur auch ein gerechtfertigtes Dann iſt das Mitags-
ſchläfchen auf alle Fälle gut, und man fühlt ſich geſtaͤrkt.
wenn es nicht ſo lange ausgedehnt wird. Im letzteren Falle
allerdings wirkt der Schlaf nach dem Eſſen jedes Mal er-
mattend Es macht ſich aber auch die Frage geltend. oh es
nicht beſſer ſei, ſo zu eſſen, daß ſich das Gefühi der Müdig-
keit überhaupt nicht einſtellt. Viele Menſchen, beſonders die
jugendlichen friſchen, fühlen nicht das geringſte Bedürfuiß
nach Schlaf; ja, ſelbſt wenn ſie es woͤllten, ſie können e&
nicht, ebenſo eie Vegetaier. Das bedeutet: der Magen hat
die Kraft, das Genoͤßene zu verarbeiten, ohne das Wohlbe-
finden zu beeinträchtigen, oder der Magen befindet ſich nach
der Speiſe · Aufnahme noch im normalen Verhältniß zum
übrigen Koͤrper, wiederum ein Zeichen, daß er vollſtändig
leiſtungsfähig iſt, oder daß man ihn nicht widernatürlich
überladen hat. Viel eſſen, überhaupt viel Fleiſch und fette
Sauceuſtellen an die Verdauung größe Auforderungen da-
egen wenig, langſam eſſen, gut kauen, viel Gemüſe, Mehl-
ſpeiſen, Früchte, reichlich Kompott mindern das Verdauungs-
fieber. Das Schlafbedürfniß nach Tiſch iſt ein Zeichen,
daß der Magen zu ſehr in Anſpruch genommen iſt und
er die Kräfte der anderen Organe für ſich abſorbiren
muß. Darum, bei vorhandenem Bedürfniß iſt der Mittags-
ſchlaf gut, beſſer aber iſt, ſo zu eſſen, daß dieſes Verlangen
nicht eintritt, ausgenommen vielleicht durch Mangel an
Nachtſchlaf.
Gumeoriſtiſches.
Scherzfrage
Wer iſt zufriedener, der Beſitzer einer Million oder der Mann
mit ſiehen Toͤchtern?
Offenbar der letztere denn er hat genug, während jener noch
mehr haben möchte.
* * *
SGeradeaus.
Bater: „Sie wollen meine Tochter heirathen, junger? Welches
ſind Ihre Ausſichten?
o 74— Ich habe Ausſicht auf eine ſehr reiche Erb-
8 *
Vater: „Bon wem gedenken Sie zu erben?
Freier: Von Ihnen.“
* 7 *
Gekränktes Zartgefühl..
Ach Herr Doktor, konnen Sie mir denn gar nichts gegen
meine Nerven verſchreiben?
„Sa, Fraͤulein das Uebel ijtgbei Ihnen veraltet”
Veraltet, Herr Doktor, — ih muß doch ſehr bitten!
Verantwortlicher Redatteur: Ju lius Zecker in Heidelberg.
Druck und Verlag von Gebr Huber Heidelberg.
9}1“32.
© Kirchenkalender.
6. Auguſt. 11.Sonntag nach Pfingſten Evangelium.
Jeſus heilt einen Taubſtummen! Voll Verwunderung ruft
das Volk: „Er macht alles wohl.” Feſt der Verklaͤrung
Chriſti. Gedächtnis des hlgen. Märtyrerz Xyſtus und Ge-
noſſen.
. Auguſt. Montag. Feſt der hlgen. Afra. Sie lebte
als eine große Sünderin in Augsburg. Durch den hlgen.
Narziſſus wird ſie bekehrt und führt von da an ein ſtrenges
Bußleben und wurde ihres Glaubens wegen durch den
Feuertodt gemartert Ihre Mutter und ihre Dienerin folg-
en ihr bald nach. Zugleich Gedaͤchtniß des hlgen. Dona-
tus.
S. Auguft. Dienſtag. Feſt des hlgen. Märtyrers
Cyriakus und ſeiner Gefährten.
9. Auguſt. Mittwoch. Feſt des hlgen Kajetan geb.
1480 aus einer vornehmen Familie; weihte ſich aber ganz
Gott, wird Prieſter und gründet voll hlgem. Eifer die
Seelen zu retten den Orden der Theatiner + 1547.
10. Auguſt. Donnerſtag Feſt des hlgen. Diacons
u. Märtyrers Laurentius. Er wurde auf einen glühenden
Roſt gelegt und ſo bei lebendigem Leibe gebraten. Nachdem
der hlge. Diacon längere Zeit ſtillſchweigend dieſe grauen-
volle Qual erduldet hatte, ſprach er lächelnd zum Richter.
Jetzt karnſt Du mich umwenden, mein Leib iſt auf dieſer
Seite genug gebraten Hierauf erhob er ſeine Augen in
innigem Gebet zum Himmel für die Bekehrung ſeiner Peini-
ger und ſtarb ſo den Martertodt im Jahre 358.
II. Auguſt. Freitag. Gedächtniß der hlgen Maͤr⸗
tyrer Tiburtius und Suſanna.
12. Auguſt. Samſtag. Feſt der higen Klara, geb.
in Affifi lebte ſie zur Zeit des hlgen Franziskus von Aſſiſi.
Sie erhielt von ihm auch das Ordeusgewandt und wurde
die erſte arme Klariſſin.
Liberalismus und Freiheit.
Der Liberalismus hat ſeinen Namen von dem lateini-
ſchen Worte „liberalis“ auf deutſch die Fretheit“betreffend
Uuter einem „Siberalen“ verſteht man bei uns einen Geg-
ner der römiſch⸗katholiſchen Kirche Der Liberalismus alg
Syſtem will die geſammten bürgerlichen und geſellſchaftli-
chen Verhältuiſſe aufbauen, ohne Chriſtus und die Kirche
und ſchmückt ſich mit dem Namen „ Freiheit“.
An Freiheit hat uns der Liberalismus beſcheert die
WuchHer freiheit, namlich die Freiheit, dem geldbedürftigen
*4 Manne die Haut abzuziehen unter dem Schutze des
Geſetzes.
Der Liberalismus hat uns beſchenkt mit der Gewerbe-
—
Kapital zu verdrängen, ader es durch Pfuſchen zu
ruiniren
Beglückt haben uns die Liberalen mit der Haufit?
freiheit, das iſt die Freiheit, den kleinen Kaufmann und Ge-
ſchäftsman auf das Trockne zu ſetzen und das unwiſſende
Volk durch Schwindler anzuſchmieren.
Wie darum heutzutag ein verſtaͤndiger Menſch noch auf
den Liheralismus ſtolz fein kann, das leuchtet uns nicht ein.
Wenn Börſenmänner, Gründer und Schwindler liberal ſind
ſo iſt der Grund hiervon kein Geheimuiß, deun dieſe Leute
haben ihren Profit dabei. Wenn aber ein Theil des Vol-
fes dem Liberalismus anhäugt, ſo müſſen wir dieſe Leute
für unſelbſtſtändig und Höchft unreif halten. Der Liberas
lismus iſt eine banferotte, moraliſch tadte Partei; um
das einzuſehen, braucht man nicht viel Verſtand.“
Die verkaufte Naſe.
Zur Zeit, als die „Commis- Voyageurs? noch alle
Länder unſicher machten — heute ſind ſie ausgeſtorben
und an ihre Stelle die „Geſchaͤfts⸗Reiſenden „getreten —,
jaßen an der Table d’hHote des Hotels einer kleinen franzö-
ſiſchen Stadt etwa ein Dutzend Commis-Voyageurs, welche
der Zufall hier zuſammengeführt hatte. Das Diner waͤr
zu Ende und der Champagner, der nicht geſpart wurde, be-
gann ſeine Wirkung zu üben. Die Unterhaltung wurde im-
mer lebhafter. ;
Zwiſchen zwei Gäſten entſpann ſich folgendes Ge-
„Ja, mein Herr!
Worin reiſen Sie?“
„Ich reiſe in Naſen.“
„In Maskennaſen für den Carneval?
Nein in Naſen von Fleiſch, oder deutlicher geſagt:
in Meuſchennaſen.“
Die zunächſt Sitzenden, welche die Unterredung mit an-
gehoͤrt haften, brachen in ein gellendes Gelächter aus, der
Naſen⸗Reiſende aber wandte ſich mit der ernſteſten Miene
an ſeinen Nachbar zur Linken, der ſich ſich des Beſitzes
einer Rieſennaſe erfreute, und fuhr fort:
„Wenn Sie wollen, können wir ein Geſchäft machen
Obwohl Ihre Naſe nicht von der erſten Aualitaͤt iſt und
einer Sorte angehört, welche ſelten verlangt wird — will
ich ſie Ihnen doch abkaufen.
Meine Naſe?“
„Ja, mein Herr, Ihre Naſe!“
Bie ean 2n
Nach Ihrem Tode,“
„Das laͤßt ſich Hören.“
Und zahlbar ſofort.“
„Sehr angenehm. Was iſt der Preis?“
„Genau nach dem Tarif...“
Der Commis⸗Voyageur 30g einen Maßſtab hervor
und maß die Naſe ſeines Nachbars, und nachdem er in
ſprä
reih eit, das iſt die Freiheit, das kleine Gewerbe durch das
ſeinem Notizbuch nachgeſehen, ſagte er:
— — 2
S \ SS
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