Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
jachmännt

vehtun

——

lberg:
130.

ſch


er“

m.
ithe-
nimtli

2
che

inen
yidirte

irre
th




aständer
ßl'd%

e
Nal

+

r

A
‚unt9
onöfer
öfen,

hleubrurr

4
liitt

2



Alerbeſten. Der Wirth warf einen Blick auf den Bruder
Studio, der nicht gerade danach ausſah, als ob in ſeinem
Beutel das Gold wild wüchſe. Doch was blieb dem Wirth
übrig, als ihm die Weinkarte vorzulegen und den edelſten
Johannisberger, den der flotte Studig nach kurzer Prüfung
beſtellte, aus dem Keller holen zu laſſen. Da nun die
Flaſche auf die Neige ging, und der Wirth um den Tiſch
herum ſcherwenzelte ſolltẽ e& an's Bezahlen gehen. Der
Student ſprach: „Bezahlen? Ein Muͤſenſohn kann auch
anders bezahlen, als mit gemeinem Geld, wie philiſtröſe
Philiſter. Wie wäre es, Herr Wirth, wenn ich Sie mit
einem goldenen Liede bezahlte?“ Der Wirth berbat ſich
den Witz und verlangte baares Geld. Aber der Studio
blieb dabei und ſagte; „Es ſteht ja in ihrer Hand, Herr
Wirth, ob Sie mein Lied als Zahlung annehmen woͤllen
odex nicht. Wenn ich eines ſinge, von dem Sie ſelbſt ſagen
müſſen: das gefällt mir! dann gibt's kein Geld. Sagen
Sie aber: es gefällt mir nicht! dann bekommen Sie ihre
Zeche. Laſſen Sie die Schmurren,“ entgegnete der
Wirth, „ich bitte mir kurz und rund mein Geld aus!“ —
Die Geſellſchaft in der Weinſtube war auf das ſonderbare
Geſpräch aufmerklam geworden, hatte ihren Spaß daran
und redete dem Wirthe zu, quf den Handel einzugehen;
er könne ja bei jedem Lied erklären: es gefällt mir nicht!
Da gab der Wirth nach, und der Studio begann zu ſingen:
„Roſen auf den Weg geſtreut und des Harms vergeſſẽn!“
— „Gefällt mir nicht!“ rief der Wirth. — „Nun, dann
ein anderes,“ ſagte der Student und hub an: „Zu Straß-
burg auf der Schanz, da ging mein Trauern an.“ —
„Sefällt mir gar nicht!“ uͤnterbrach ihn der Wirth. —
Der Studig ließ ſich nicht irre machen, ſondern ſtimmte mit
tiefem Gefühl an: „Muß i denn, muß i denn zum Städtle
hinaus, und Du, mein Schatz, bleibſt hier!' —. „Pfui!“
rief der Wirth, „das garſtige Lied gefällt mir erſt recht
nicht! Bezahlen, bezahlen!“ Hierauf machte der Student
ein trübſeliges Geſicht und ſpraͤch: „Nun, dann muß ich


an aufzuzaͤhlen und ſang nach der Melodie, von „Flieg
auf, flieg auf, Frau Schwalbe mein“: „Thu' auf, thır
auf das Beutlein dein, der Wirth, der will bezahlet ſein!“
— HSa, das gefällt mir !“ rief der Wirth. Algbald ſtrich
der Student lachend ſein Geld wieder ein, rief laut die
Geſenſchaft zum Zeugen an, daß er den Vertrag ehrlich
erfüllt habe, und ſchriit gemächlich zur Thür hinaus, wäh-
rend der Wirth mit offenem Munde daſtand und ſich
nicht wenig ärgerte, weil ihm das Lied „gefallen?
atte.

— Kaum glaublich. Aus Sagan in Schleſien wird
folgende wie ein Märchen klingende Geſchichte mitgetheilt:
Als am 1. d. Mts. ein hieſiges Dienſtmädchen ſeinen Lohn
erhielt, erklärte es, mit einem geringeren Lohne, als dem
vereinbarten, ſich zufrieden ſtellen zu wollen. Als Grund
für das freiwillige Angebot der Lohnreduktion gab das
Unikum von einer Küchenfee an, durch die Erxichlung der
neuen Waſſerleitung von der unangenehmen Beſchäͤftigung
des Waſſertragens befreit zu ſein.











Erzaͤhlung „Sin ehrlicher Name“ ; Alex. Braun bietet eine
tiefſinnige ſpaniſchẽ Voltslegende „Die Zweifel des heil.
Petrus (nach Antonio de Trueba), O. Landsmann eine
Erzählung „Der Nihilijft“, Frohn die Humoreske „Falſch
jpeculirt“. An Lebensbildern bringen dieſe Hefte die Bio-
graphie des hervorragenden Weihbiſchofs von Köln, Dr.
Baudri, und der öſterreichiſchen Schrifiſtellerin Hermine
Proſchko, beide aus bewährter Feder. Auch für Belehrung
und Anregung iſt reichlich geſorgt, durch die Bilder aus
der Natur„Das Aluminium“ (I. Biegberg) und „Der
fliegende Sommer“ (Remagen), die hiſtoriſchen Schilderun-
gen Der ungariſche Bauernaufſtand“ (3. Maurer („Heraldik
der Arbeit? henanus) und „Die Wiederaufrichtuͤng des
hl. Kreuzes (Wörndle); Joſef Bergmann plaudert über
„Das Glück?, B. Schlegel führt uns in das Reich der
„&Zräume“. Auch die fleißig geführte, Katholiſche Chronik“
verdient alles Lob. Mehrere hübſche Gedichte von Nagele,
Schaumbach, Weis u. a. ſowie Illuſtrationen geben bunte
Abwechslung. — Wir empfehlen die „Warte“ wiederholt
zum Abonnement. Frühere Jaͤhrgänge eignen ſich im hüb-
ſchen Originalbande als paſſendes Weihnaͤchgeſchenk.

— — —

Humoriſtiſches.

Majorin (die Befuch hHat): „Johann, gehe in den Wein-
keller und hohe ein Glas Wein Herauf.“
Nach einer Weile erſcheint Zohann)
„Waiorin: Nun, was willſt Du ?“
„SohHannı: „Önädige Frau, ich kriege den Stopfen von dem
„Weinkeller nicht auf.“
*

* *
Beruhigend.
Zechpreller ſim Reftaurant): „Kellnerin, Sie brauchen mich


nicht durch — ich zahle morgen!“

8 *
Zerſtreut.

Ein Liefexant begegnet einem Architekten mit welchem er ein
Geſchaͤft abſchließen möchte und ſagt! „Ich werde Sie morgen
auf Ihrem Bureau bejuchen.“ *

Axcbitekt:Thut mir leid, aber morgen reiſe ich nach Neapel.“

Lieferant: Gut, ſo komme ich übermorgen.“

* *

*
Räthſel.
Was iſt ein Dienſtmann in dem Moment, als er einen
preſſanten Auftrag erhält?
(aaununꝛſꝭ oquamvpaos U19)
* *

*
Aus iunger Ehe.

Frau Leher: „Sie haben alſo auf Ihrer Hochzeitsreiſe den
Harz und Thüringen beſucht? Nun was hat Zhuen unterwegs
am beſten gefallen?

Junge Frau (erröthend): Mein Mann !“

* *
*
Dieeinzige Zeit.

Frau Miller:Das iſt eine ſchreckliche Angewohnheit von
Dir, Iranz, daß du immer im Schlafe {prichft.“ . —

Herr Müller: „Da haſt Du freilich Recht, meine Liebe, aber
das iſt auch die einzige Zeit, wo ich zu Worte komme.“

* *

*
Eingeplaster Menſch.

Frau (zärtlich): Könntelt Du. denn nicht einmal zu Haus
bleiben, Männden? Ihr Habt doch heute Feinen Stat Keinen
Kegelabend, überhaupt Feine Vereinsſisung! . *

Mann! Eben deshalb/ mein Herz! Willſt Du mir auch noch
den einzigen eicn Abend..der Woche verkümmern??



Verantwortliher Redakteur: 3 Feder in —



Druck und Verlag von Gebr. H ub er in Heidelberg.






Yır 45.









Pfälzer Holen.














© Kirchenkalender.

5. November. 24. Sonntag nach Pfingſten. Evan-
gelium vom Sturme auf dem Meere. Feſt zu Ehren der
Reinheit Mariens.

6. November. Montag. Feſt des hl. Leonhard,
Prieſter und Einſiedler. Nachdem er aus Liebe zum gött-
lichen Heiland und Erlöſer den Glanz des Hofes mit der
Einöde vertauſcht hatte, leuchtete er durch große Wunder-
+ 559,

7. November. Dienftag. Feſt des hl. Florentius.
Zuerſt Einſiedler und ſpäter Biſchof.

S. November. Mittwoch. Oktavtag von Aller-
heiligen.

9. November. Donnerſtag. Feſt zu Ehren der
Einweihung der Baſilika zu Ehren unſeres heiligſten Er-
löſers. Gedächtniß des hl. Theodor, Soldat im Heere des
Kaiſers Galarius. Er endete durch den Feuertod 306.

10. November. Freitag. Feſt des hl. Andreas
Avellinus geb. 1521 wurde er, alle irdiſchen Anträge ver-
ſchmähend, Prieſter, trat in den Orden der Theatiner und
zehrte ſich auf im Dienſte Gottes und der Seelen. Obwohl
ſtets im Beſitze der Taufunſchuld und ein Heiliger übte er
doch bis in ſein höchſtes Alter ſtrenge Buße. + 1590.

11. November. Samſtag. Feſt des hl. Martinus
Biſchof von Tours. Zuerſt Soldat. Bekannt iſt ſeine
Nächſtenliebe, die er ſchon als Soldat übte. Ju einem
ſtrengen Winter ritt er mit einer Abtheilung ſeiner Reiterei
nach Amiens. Unter dem Stadtthor begegnete ihm ein
Bettler, der halb nackt war. Martin hatte bereits alles her-
gegeben. Nichts beſaß er mehr als ſeine Kriegskleiduug.
Durchdrungen von Mitleid theilte er ſeinen Mantel und
gab die eine Hälfte dem Armen. In der folgenden Nacht
erſchien ihm der göttl. Heiland mit dieſer Hälfte ſeines
Mantels. Er verließ danach den Weltdienſt, um ſich ganz
Gott zu weihen. Nachdem er unzählige Seelen dem Him-
mel zugeführt, wurde ſeine Seele, wie der hl. Severin ſah,
von den Engeln in den Himmel getragen 402.



Fie wiſſen nicht, was ſie thun!

Es war in der Tertia. Wie zündende Blitze flogen
die Fragen des Lehrers durch die Klaſſe, uud Schlag aͤuf
Schlaͤg folgten die Antworten; eine rechte Herzensfreude
für den Lehrer, der ſich verſtanden ſah, eine Herzeusfreude
aber auch für uns Schüler, daß wir verſtehen konnten.
Da war Nichts von ſchlaͤfriger Gedankenloſigkeit auf unſerer
lein polterndes Aufmuntern und Antreiben auf der anderen





Seite. Immer trafen die Fragen den dunklen Punkt, und
immer wurde es Licht bei dieſen Fragen; die Antwort gab
davon Zeugniß. Und die Empfindung des geiſtigen Waͤch-
ſens beherrſchte uns ſo vollſtändig, daß für Nichls anderes
Raum blieb. Kein Blick für den Nachbar, keine von den
ſonſt ſo beliebten Bemerkungen. Der Körper richtete von
ſelbſt ſich gerade, und unſere Augen wurden hell, als ſei
die ſchwarze Wandtafel voll krauſer algebraiſcher Zeichen
plötzlich in eine blühende Frühblingslandſchaft verwandelt
worden. Der Geiſt beherrſcht den Menſchen, daß er darü-
ber Alles vergißt, ſogar ſich ſelbſt. Wenn plötzlich die
Nebel zerreißen und als leichte Wolken auf Windesflügeln
entſchweben, dann ſteht der Wanderer auf einſamer Höhe
und ſchaut trunkenen Blickes ins lachende Thal, ohne au
ſeine beſtaubten Kleider zu denken. So iſt es auch, wenn
vor unſerem Geiſte das Dunkel ſich lichtet. Gedanke reiht
ſich an Gedanken, wir fühlen uus wachſen zu höherer Er-
kenntniß und — der Körper iſt vergeſſen, wir wiffen nicht,
was wir thun!

Die Aufgabe war gelöſt, der Lehrer verließ ſeinen
Platz, und bald hatte einer der Unſeren die Kreide in der
Hand. Die Anderen wurden in bunter Folge aufgerufen,
um dem Kanieraden die Löſung zu diktiren, und einige Au-
genblicke ging Alles gut. Plötzlich aber fing es in den Ge-
ſichtern an zu zucken wie von gewaltſam unterdrücktem La-
chen, und während uuſer Freund eifrig Wurzelzeichen ſchrieb,
mußten ſich die Aufgerufenen immer erſt raͤuſpern, ehe ſie
Worte fanden, und auch dann ging es nur ſtockend und mit
niedergeſchlagenen Augen. Der Blick des Lehres überflog
die Klaſſe, und ſo wurde der Ausbruch noch einige Augens
blicke verzögert, als jedoch das Auge des trefflichen Mannes
an unſerem ſchreibenden 5 haften blieb und ein La-
cheln bekundete, daß die Urſache unſerer Heiterkeit entdeckt
war, da brach dieſelbe unwiderſtehlich hervor, und ein
ſchallendes Gelächter erfüllte den Raum, das ſich noch fteis
gerte, als der Schreibende innehielt und uns mit verwun-
derten Blicken auſah.

Einige Augenblicke durften wir unſerer Heiterkeit die
Zügel ſchießen laſſen, dann genuͤgte ein Blich die Ruhe
wieder herzuſtellen. Was war's geweſen? Ganz von der
ungewohnten Arbeit in Anſpruch genommen, begleitete unſer
Freund jede Bewegung ſeiner Hand mit ſo wunderbaͤren
Mundſtellungen, daß es jeden Äugenblick ſchien, als wolle
er niederknien und die ſchwarze Wandtafel küſſen. Natür-
lich wußte er ſelbſt nicht das Geringſte von ſeiner mimi-
ſchen Darßellung, und gerade dieſes Unbewußte und an-
ſcheinend Zwangloſe des ganzen Vorganges ‚erhöhte die
unwiderſtehliche Komik deſſelben um ein Bedeulendes

Mir waxen damals derartige Erſcheinungen völlig:
neu, jetzt freilich habe ich ſie vielfach auch an anderen Orten
heybachtet Der Billardſaal oder noch beſſet die Kegelbahn
liefern dem Zuſchauer vorzüglichen Stoff, und ich habe mich
oft gewundert, daß dieſe Fundgruben von den Zeichneru
unſerer Witzblaͤtter ſo wenig ausgebeutet werden Oder
gibt es wirklich Jemand, dem die ſchrecklichen Arm: und
Beindrehungen, die fabelhaften Ruͤckgratsbiegungen alter


 
Annotationen