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Im Todestampfe ſtaͤrlſt dır mich,
Auf Gott allein ſtets hoffe ich.

O Liebe, die uns alles gab,
Du ſiehſt voll Lieb' auf uns herab!
Du biſt's, die uns zum Himmel zieht,
Für dich mein Herz ſo heiß erglüht.
Ich liebe dich in Leidensnacht,

Im Glücke auch mit aller Macht.

© konnt ich ſterben nur für dich,
Gott über alles liebe ich.

Marie Sachs.

Allerlei.

— Andere Länder, andere Sitten Wie ganz an-
ders als bei uns begeht man in Rußland das dem Gedaͤcht-
niß der Todten gewidmete Jeſt Wer jemals einen ſolchen
Taͤg auf einem der Rieſenkirchhöfe Petersburgs verlebt hat,
der wird das, was er dort geſehen hat, niemals vergeſſen.
Das Volk pilgert ja auch mit Blumen und Kränzen, wie

die dürftige Flora es nur geſtattet, zu den Friedhöfen und
weint dort auch ſeine Thraͤnen ſchmerzlicher Exinnerung —
aber neben den Kraͤnzen führt e& Körbe mit Eßwaͤren,
Schnaͤpoͤflaſchen und den unverneidlichen Samowar mit fih,
und wenn die Thränen vergoſſen ſind, beginnt der Jubel
und das Gelage cuf den Gräbern, an den Kreuzen und
Leichenſteinen. Man will mit den Todten nicht nur trau-
ern, ſondern auch mit ihnen vergnügt ſein, und nirgends
raͤnn man vielleicht tiefer in Die Volksſeele des Ruſſen
und in die Art, wie er ſich vergnügt, hineinblicken als bei
ſolcher Gelegenheit. Förmliche Maͤhlzeiten werden da ab-
gehalten, erſt freift das Theeglas und dann die Schnaps-
fiaſche! Die Polizei gibt ſich ſeit Jahren die redlichſte
Muhe, den Leuten beim Eingang in den Kirchhof den
Schnapz abzunehmen, und er wird trotzdem in ausreichen
dem Maße immer wieder eingeſchmuggelt. Gegen Abend


heit herrſcht am Kuheplatz der Todten! Bei Einbruch der
Dunkelheit räumt die Polizei den Friedhof. Die zahlloſen
lebendigen Leichen werden auf Wagen gepackt und zu den


und zur Beſinnung bringt oder ihren Rauſch ausſchlafen

—— — —
Und da ſage noch Einer, daß Rußland nicht der Kul-

turträger nach dem Oſten iſt! *

— — SDer Sohn des Propheten und fein Ende

Der „Frankfurter Zeitung“ wird aus Philadelphia geſchrie-


Oli—Broli, Sohn SGottes), oder Graf Leon, der in den
Zoer Jahren in Deutſchlaͤnd ſolches Aufſehen erregte, daß
man ihn (in proteſtantiſchen Kreiſen) als den Wunder-
mann des Jahrhunderts bezeichnete. Müller Proli war
ſeinerzeit eine der intereſſauteſten Erſcheinungen auf dem
Gebiele der ſſektireriſchen;/Teopſophie? Er war von
ſeiner Miſſion, das „tauſendjahrige Reich zu gründen, in
einer Weiſe erſüllt, daß er in einem großen Erlaß die
Fürſten aufforderte, ihre Kronen und ihte Seepier nieder-
zulegen und ſich mit ihren Voͤlkern um ihn zu ſchaaren!!
Den Widerſpenſtſgen und Ungehorſamen drohte er mit dem
— „Dreimaligen Fluche SGotte8“, Die betreffenden Etlaſſe







unterſiegelt. Dieſes Siegel enthielt ſinnbildlich die Eigen-
ſchaften Gottes in einem Widder, einem liegendeu Löwen,
einer Schlange, einem Adler und dem gezackten Blitze.
Die einzige Antwort, die der arme „Großimperator“ von
den Fürſten erhielt, war, daß man ihn in Offenbach, wo
er febte, hinter Schloß und Riegel brachte und ihn ſchließ-
Müller ging hierauf nach

Pittsburg im Staate Ohio nach fozialiſtiſchen Ideen das
‚Dorf „Economy“ gegründet hatte, trennte ſich indeſſen bald
wieder von dieſem, 300 Anhänger mit ſich ziehend. Letztere
nahmen meiſt ein ſehr klägliches Ende.

Proli Vater, dirſes Urbild eines proteſtantiſchen, Schwärm-

Nulaoriſche⸗ *

das tteinere Nebel.


— — *

au: „Ich werde ihm was vorfingen !” —

Nann: „Um des Himmelswillen — nein ! da laß ihn lieber
S ⏑ —


lich, der Alte hat ja heu⸗ riſches Loſchpapier zeſchickt.
u Oedähtnigkfärkendes Mittel,


denn machen — ich leide ſeit einiger Zett ſo ſehr an Gedächtniß-
ſchwäche?!“ —
S dagegen weiß ich ein famoſes Mittel!“
Welches denn ?” |
„Bump’ mir 100 Mark!"
— — 3u viel verlangt.

Ihnen in unferem
Theater !“ } ——


ſetzen loͤnnt au} dem Stehplag 1“

/ *
D — Umagetehit
Wünſch guten Appetit zum Nacdhtmahl!”

Mypetit1” !
— Aug eineUnterhaltung . 1
Seh Du Sepp, hau dem Spreizer dort vane eint, daß ma
a bißl Unterhaltung: Magı —
; S , S * —
* HBeim Kafernen-Befu .
Sind Sie zufrieden mit dem Efjen ?” -


große Bortion 7 . — *
/ „Nein, Herr. General, wir kriegen alle kleine Bortionen,“
* —— BGrn .
„AÜngeklagter, maren Sie beraufcht?”


u .



/ Berantwortliher Rebakteur : &. Ieker in Heidelberg
— — — in Heidelberg. —














idelberg




























o Kirchenkalender.
— 17. Dez. 3. Adventſonntag. Evangelium. Zeugniß
des Johannes des Täufers über ſich ſelbſt u. ſein Hinweis
auf den verheißenen Erlbſer, der ſich bereits unter den

218 Der. M outag. Feſt der Ermartung der
Geburt unſeres Herrn. Dieſer Sehnſucht gibt ſie noch be-
ſonderen Ausdruck durch das heutige Feſt, wie ja die ganze


alten Teſtamentes nach dem Meſſias zu vergegenwärtigen,


wecken.

Feſt.




Dez. Mittwocdh. OQuatemberfelttag.

Dez. Donnerſtag. Feſt des hl. ApoftelS
222023 Dr fß‚uatemberféfttage, Heiligenfeſte
werden an dieſen Tagen keine gefeiert. —

Seine Chriſtfteude.
Skizze von J. v. Dirkink. ⏑
— — — Nachdruck verboten.)
Am Vorabnd vor Weihnachten war es. Der Zug,


anhielt, hatte ſich verſpätet. Ungeduldig ſchritt ein juüges
Weib in ländlicher Tracht dem Perron entlang; ſie erwaͤr⸗



 
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