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Verein Historisches Museum der Pfalz [Editor]; Historischer Verein der Pfalz [Editor]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 2.1885

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Nr. 9 (15. September 1885)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29787#0065
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Das „Pfälzische Museum" erscheint monatlich einmal.
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geliefert: I Mark 10 Pfg.

Monatsschrift


für heimatliche Litteratur und Kunst,


und Volkskunde.

Nr. 9.

Neustadt a/Dart, fö. September.

1885.

Inhalt: Dle Verwünschte, Gedicht von H. — Des Schulmeisters Töchterlein, Erzählung von I. Cordius (Fortsetzung). — Der 16. deutsche
Authropologeu-Kougreß in Karlsruhe, von vr. Schmitt. — Die wallonischen nnd französischen Kolonien in der Pfalz ans dem 16., 17. nnd 18. Jahr-
hundert, von Jusp. Th. Gümbel. — Archäologisches, von Ur. C. Mehlis. — Pfälzische Litterarur. — Allerlei. — Pfälzischer Schriftstellerverein. —Briefkasten.

Am Wasser ging das Mädchen
Dahin auf grüner Au,
Ging zu dem tieien Brunnen,
Das Rad kann sie nicht drehen
Vor lauter kühlem Th au.
Die Mutter rief ihr zornig:
„Du träges TöchterUin,
O, daß Du wärst ein Stein!"

Da ward des Mädchens Flusche
Ein Marmor auf der Stell',
Das Mädchen aber grünte
Empor als Ahorn schnell.

Da kamen just zwei Bursche,
Spielleute waren sie:

Die Uerwünlchte.
Aus dem Slowakischen.
II.
„Wir zogen weit, mein Brnder,
Solch einen schönen Ahorn
Den fanden wir noch nie.
Komm, schneiden wir eine Geige
Uns jeder, ich und Du,
Zwei FidelLogcn dazu!"
Sie schnitten in den Ahorn,
Es spritzte Blut heraus,
Die Bursche, sie erschracken,
Und fielen hin vor Graus.
Da sprach der Ahorn also:
„Wozu erschrecket ihr?
So schneidet euch zwei Geigen,
Dazu die Fidelbogen

Ganz ohne Furcht aus mir.
Daun geht nnd spielt recht traurig
Vor meiner Mutter Thür,
Und singt ihr vor die Worte:
Hier ist dein Töchterlein,
Das du verwünscht Zu Stein!"
Die beiden Bursche gingen
Und spielten traurig sehr;,
Kaum hörte sic die Mutter
Lief sie zum Fenster her.
„O Bursche, liebe Bursche,
Vermehrt nicht meine Pein,
Bin ja genug gepeinigt
Seit hin mein Töchterlein!"

Des Schulmeisters Töchterlein.
Erzählung von I. Vortnus.
Nachdruck verboten.
(Fortsetzung.)
„Es ist heute ein schöner Tag gewesen, Herr Nachbar!"
begann der Schulmeister die Unterhaltung.
„Ein schöner Tag gewesen!" sagte Kunz und blickte dabei
nach Lisbeth hinüber.

„Ihr habt diesen Tag wohl recht ansgenutzt, habt fleißig
ans dem Felde gearbeitet?" fuhr der Schulmeister fort.
„Fleißig auf dem Felde gearbeitet!" sagte das lebendige
Echo, nnd abermals traf die Näheiin ein sehnsüchtiger Blick.
„Es giebt wohl eine tüchtige Ernte Heuer, Eure Scheuer
und Euer Speicher werden gefüllt?" meinte der Schulmeister.
„Scheuer und Speicher werden gefüllt!" kam es vom Ofen
her, und wieder schoß ein Blick nach dem Fenster.
 
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