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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 8 (1. August 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0058
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— 5
Im Tale blüh'u die Rosen schon,
Und Veilchen schimmern dort;
In Farben glänzt der wilde Mohn, —
Mich hält der Grabesort.
Des Buchwalds Dust steigt nur empor
Zu mir in stiller Nacht;
Doch ob des Kerkers dichtem Flor
Schau ich nicht Waldes Pracht.
Nur wenn die Stürme brausend ziehn,
Vernehm ich alten Klang,
Als wäie meinem Ohr verliehn
Verschollner Kampsgesaug.
Und wenn der Donner hohl und tUs
Durchrollt der Thäler Schacht,
Dann ist es mir, als ob er rief'
Hinaus mich iu die Schlacht.
8 —
O Hoffnung du, ade, ade!
Du sinkst, mein schöner Siern!
Bald lieg ich unter Waldesklee,
Der Heimat weit und seru,
Den Meinen ewig unbekannt,
Dem Freundesaug entrückt.
Kein Blümlein von der Tenern Hand
Den Grabeshügel schmückt.
Ade, mein liebes Weib und Kind,
So weit von nur getrennt!
Bald ist mein Ang von Thlänen blind,
Mein Herze flammt und brennt
Von Sehnsuchtsweh, das nie verschwand,
Nach euch, nach euch so sehr.
Ade, mein liebes Heimatland!
Ich seh dich nimmermehr!
Mes Johannes Turpüms, Erzbischofs zu Khoims,
Erzählung vom Leben Karls des Groszen und
Kolands, in einem Schreiben un den Keban Leo-
prand in Kuchen.
e>
Voreri u n e r u n g.
ls Karl der Grosze im Jahre 777 zu Paderborn einen
Landtag hielt/ baten ihn die arabisch-spanischen Stntt-
Halter von Zaragossa mrd Huesea, Ibn al Arab und
GM^seiil Sohu Uuzif, um Hilfe gegen den Dmmajahdeu
" Abdorrachman/ lvelcher niit großem Glücke diejenigen
Emire in Spanien, die sich nach dem Sturze des Hauses
Ommajah in Syrien (750) unabhängig gemacht hatten, bekriegte.
Einer Aufforderung, welche, wie diese, ebeu so sehr seinen Ruhm
als seinen Länderbesitz zu vermehren versprach, konnte der
kriegslustige Monarch nicht widerstehen. Er versammelte den
Heerbann in Aquitanien, verband sich mit den unabhängigen
christlichen Fürsten in den Gebirgen von Navarra, ging an
zwei Punkten über die Pyrenäen, ließ bei Zaragossa (Onesn-
raugewta) seine Heere sich vereinigen, eroberte Pampeluua,
Barzelona und Girona, mR erbitterte durch die Schleifung der
Mauern der erstgenannten eroberten Stadt die unabhängigen
Basken in den Pyrenäen. Karl ist siegreich gegen die Araber
unter Abdorrachman, und die voll ihm beschützten Statthalter
gelangen, gegen, das Versprechen der Treue, in den Besitz
großer Kriegsbeute und der wichtigsten Gebirgspässe. Aber die
Basken lauerten dem Heere in den waldigen Pässen von Ron-
cesvntles aus, und brillgell dem Nachtrab des Heeres, unter
dem Grafen Roland oder Nutland, einem vermutlich fabel-
haften Helden und angeblichen Neffen Karls, eine furchtbare
Niederlage bei. Das Resultat dieses Feldzugs für Karl war
die Errichtullg ciuer s p a n i s ch e n M a rk (lUarelüa lckwpamas)
vom Ebro bis all die Pyreuäeu (Catalonien lind Navarra mit
Barzeloua und später den Balearen) im Jahre 778. Der
Krieg mit den Arabern dauerte übrigeus uoch lange fort, und
obwohl im Jahre 809 ein Friede geschlossen worden sein soll,
so stellte dennoch dieser die Ruhe keineswegs her.
Dieser historische Stoff gab Anlaß zu den unzähligen
romantischen Dichtungen voll Karl dem Großen und seinen in
dem erwähnten Feldzuge gebliebenen Helden. tNüei's lUora-aute
maggiore, Uojareo'8 Orlando lnnamorato uud tA'io.8to'8 Orlanclo
km'io8o uild so viel aridere epische Gesänge spanischer, proven-
zalischer, italischer, fränkischer uud deutscher Dichter flössen aus
dieser Duelle her. Vorzüglich wurden Rolands, des Grafen
von der fränkischen Seeküste, fabelhafte Thatcn ein beliebter
Gegenstand der Dichtung. Als in dell Jahrhunderten der
Kreuzzüge der Kampf mit dell Ungläubigen das Thema des
Zeitgeistes wurde, sah mau sich nach früheren Autoritäten um,
und blieb auf die Veranlassung des erwähnten Zuges nach
Spanien um so lieber bei Karl dem Großen stehen, weit dieser,
was freilich selten der Fall war, von dem Volke eben so sehr,
als voll den Geistlichen, gefeiert wurde. So mochte tue Sage
entstanden sein, daß Karl nicht nur mit den Ungläubigen lang-
wierige Kriege geführt, sondern selbst scholl einen Kreuzzug nach
dem heiligen Lande unternommen habe. In dieser Absicht
wurde vorzüglich der Zug nach Spanien zum Stoffe eines
geistlichen Romans gemacht, welcher, obwohl wahrscheinlich erst
im zwölften Jahrhunderte geschmiedet, unter dem Namen des
Turpillus, Erzbischofs von Rheims uud eines Zeitgenossen
Karls, herausgekommen ist, und als die Duelle, aus welcher
Uulei, Uojarelo, XrloAo u. a. ihren epischen Stoff geschöpft
haben, unsere Aufmerksamkeit verdient. Er ist abgefaßt in der
Form eines Briefes des Turpiuus an den Dechant Leopraudus
ill Aachen, und wird unter dem Titel: ckoln Nurpini, Tprelüe-
pi860pi Uameiww, Ulwloria cls vlta Oaroli U. et Uolaneli ill
Johann Reubers Sammlung gefunden. (Vett. Lcrlptt. eur.
0. 6, ckoannw. Urane. ml. Noon. 17ck6.) Turpiuus wurde zu
Rheims, wo er nachher Erzbifchof war, erzogen, und von Karl
dem Großen besonders begünstigt. Die Sage, daß er diesen
auf dem Feldzuge nach Spanien begleitet habe, war dem spätcrn
Romaudichter besonders willkommen. Papyre Masson fetzt die
Abfassung der Legende kurz nach der Regierung Karls des
Kahlen, und betrachtet sie als ein Ktudermärchen, zusammen-
geschrieben voll einem müßigen Menschen. Arnaldus Oiheuart
(uotltia ulriuZgus Vmconiae) will den Roman erst im zwölften
Jahrhundert von einem Spanier verfertigt wißen. Uber des
Vofsius (els lÜ8tor. lat. I. II. e. XXXlI.) Behauptung, daß
Papst Calipt dieses Buch für autentisch erklärt habe, erhob sich
eill heftiger Streit, über welchen das Nähere bei Uavle (ckie-
tlonairs lüAorigus 8. v. Nurchn.) nachzulesen ist. Lache selcht
läßt diese Behauptung auf sich beruhen, lind sagt nur: 8'ü
 
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