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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 5.1888

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Nr. 12 (1. Dezember 1888)
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https://doi.org/10.11588/diglit.29790#0096
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- 96 -

Archäologisches.
In der Südpfalz bei Lerazabern und zwar zu Dörren-
bach, Birkenhördt, Böllenborn, Erlenbach wur-
den von Referenten mehrfach Steinwerkzeuge konstatiert,
und zwar Veile, Hacken, Messer. In der Pfalz sind noch viele
solche Reste aus grauer Vorzeit, Werkzeuge und Waffen
erhalten. Im Interesse unserer ältesten Geschichte richtet nun
Referent besonders an die Herren Lehrer auf dem Lande
die dringende Bitte, solche „Donnerkeile" zu sammeln und
zu erwerben und dem Unterzeichneten mit kurzen Fundnotizen
zur Untersuchung einzusenden. Als Geschenke für das
Museum der Pollichia werden solche Praehistorische Funde
dankbar begrüßt, auf Wunsch werden jedoch die Gegenstände
nach vorgenommener Untersuchung zurückgesendet.
Dürkheim, Ende Oktober 1888.
Dr. E. Mehlis,
Vorstand der anthropol. Sektion der Pfalz.

Allerlei.
n. w. (Eine drastische Eidesverwarung aus dem 19. Hnhrhnndert.) Das
Pfalz. Museum brachte in semer Nro. 11 vom 1. November d. II. interes-
sante Miteilungen „der Lidesverwarungen vor Z Jahrhunderten" Leim
Lesen 'dieser kulturgeschichtlichen Mitteilungen fiel mir eine drastische
Eidesverwarung ein, die der gewiß noch vielen Kaiserslauterer Bürgern
in guter Erinnerung stehende, alte, wackere Landrichter Koch in Kaisers-
lautern in seiner bekannten, patriarchalischen Art auch einmal einem
Manne gegenüber, von dem er befürchtete, daß er einen Meineid leisten
würde, in durchaus wirksamer Meise angewandt hat.
Kun, lieber S., so redete der Landrichter den zur Eidesleistung
vorgcladenen an. Sie können diesen Lid also schwören!"
„Ja wohl, Lr. Landrichter, ich schwöre.
„So schnell geht es nicht, lieber Sreund, entgegnete der Landrichter
und rief dem im Gerichtssaal anwesenden Gensdarmen laut zu: „Gens-
darm, mach' Er mal das Senster auf, damit, wenn der Teufel den Kerl
holt, er wenigstens die Fensterscheiben ganz läßt!"
„Ich schwör' nicht, Lr Landrichter; ich schwöi' nicht", rief ge-
ängstigt S. und verließ flugs den Gerichtssaal.
Die, wenn auch nicht ganz gesetzliche, drastische Eidesformel hatte
ihre Wirksamkeit gethan und sie hat einen Meineid verhütet!
In Mechtersheim wurde, wie der „6p. Ztg." geschrieben wird, ein
Sund gemacht, wie er in dortiger Gegend noch selten vorkam Derselbe
dürste unsere pfälzischen Listoriker und Archäologen gewiß interessieren.
Lin dortiger Bürger wollte in seinem Acker ein Loch zur Aufbewahrung
von Dickrüben schaufeln, als er auf ein — jedenfalls römisches — Grab
stieß. Da mein Aufenthalt dort ein kurzer war, konnte ich den ausge-
grabencn Altertümern nur eine flüchtige Aufmerksamkeit schenken. Die
Ausgrabungsstätte befindet sich auf dem .Spitzhut", dem höchsten Teil
der Mechtersheimer Gemarkung, zwischen dem Dorfe und der Straße von
Leiligenstein nach Lingenfeld Der Sund besteht in einer großen, leider
zerbrochenen, meiner Schätzung nach 75 Zentimeter hohen Urne aus ge-
branntem Töpferthon, vielleicht gelingt es, sie wieder zusammenzusetzen.
Außerdem 7 kleinere Urnen, Scherben von Steinkrügen, ein thönernes
Licht von der Sorm eines Kahnes, in dessen oberer Mand zwei Löcher
zum Lingießen des Gls und für den Docht sind; viele Thongefäße, Teller,
Näpfe, manche von zrnnoberroter Sarbe, wie glasiert; ein fingerdickes und
gedrehtes Elfcnbcinstück, dem die Jahre übrigens stark zugesetzt haben;
eine viereckige Slasche von Glas mit einer schmalen Lenke, vielleicht zum
Durchziehen einer Schnur bestimmt; die Slasche mag 1 Schoppen halten,
ein stark verrosteter, eiserner Nagel, Überreste verkohlter Knochen, an
denen man noch das Knochengewebe erkennt, geschmolzene Glasstücke u.
s. w. Nach der Versicherung des Auffinders stand eine Urne in einem

Kasten aus Thonplatten. Dieselben messen etwa 40 zu 50 Zentimeter,
und waren 6 solcher Platten zusammengefügt. Dreierlei Thonsorten kamen
zur Verwendung. Nimmt man dazu noch die Verschiedenheit des Materi-
als als Thon, Glas, Elfenbein, Eisen, so wird man bekennen müssen, daß
der Sund ein interessanter ist. Die Sorm der Krüge ist sehr egal. Die
jedenfalls sehr erwünscht gewesenen Goldstücke fanden sich nicht, auch
gar keine Mafien oder vielleicht Schmuckgegenstände einer Römerin.

Der historische Verein der Pfalz hat in diesen Tagen ein neues Lest
seiner „Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz" (XIII. Speier 1888.
208 Seiten. Met einer Tafel und Z Plänen) an seme Mitglieder ausge-
geben. Dasselbe enthält eine Anzahl größerer und kleinerer Arbeiten aus
dem Gebiete der pfälzischen Geschichte, welche zum Teile auch die Auf-
merksamkeit eines weiteren Leserkreises verdienen. Karl Lmich Graf zu
Leiningen Mesterburg in Breslau gibt außer den Zunftgcsetzen der Krämer-
Zunft zu Grünstadt vom Jahre 1731 und wertvolle Erläuterungen dazu
unter der Überschrift: „Listorische Blätter aus dem alten Leininger Lande",
I. Teil, verschiedene Nachrichten aus der Geschichie seines Geschlechtes und
des ehedem von demselben regierten, pfälzischen Gebietes. Daran schließen
sich zwei Abhandlungen von Amtsrichter Groß in Grünstadt, deren erste
sich mit der von Dr. Mehlis bekannt gemachten Leidelsburg bei Maldsischbach,
einem unzweifelhaft zum Schutze eines Straßenzuges angelegten, römischen
Kastelle, beschäftigt, während die zweite unter Berichtigung älterer Irrtümer
die Lage zweier verschollener Ortschaften m der Nordpfalz, Staudenheim und
Rothenburg, feststellt. Der unermüdliche Konservator und Schrfiiführer
des Vereins, Professor Dr. Larster in Speier. gibt drei Beiträge, welche
das Interesse der Geschichtsfreunde auch außerhalb der Pfalz erwecken
dürften. Der erste derselben enthält den Albdruck eines vor drei Jahren
in den Besitz des historischen Vereins der Pfalz gelangten Griginalberichts,
welchen der Kommandant der damals seit Monaten von den Schweden
belagerten, bischöflich speierischen Sestung Philippsburg, Gbristlieutenant
Kaspar Baumberger, am 16. Juli 163Z an den am Gberreihn komman-
dierenden General Grafen Alldringen richtete In demselben bittet Baum-
berger aufs dringendste um baldige Lilfe, da die höchste Not vorhanden
sei. Iii einer zweiten Abhandlung gibt Dr. Larster den Speierer Slur-
plan von 1715 und eine Darstellung der Gemarkungsstreitigkeiten der
nach der furchtbaren Zerstörung von 1689 sich allmählich wieder erheben-
den Stadt mit den benachbarten, bischöflichen Dörfern, sowie des soge-
nannten „Speierer Bauernkrieges", in welchem der Bischof Leinrich
Laitard von Rötlingen sich unter offenem Landfriedensbruche der Stadt
bemächtigte. Die dritte Abhandlung desselben Verfassers enthält eine
genaue Zusammenstellung und Beschreibung der „Medaillen und Gedenk-
blätter auf die Belagerung von Srankenthal und Landau im 17. und 18.
Jahrhundert", welche namentlich die Beachtung der Numismatiker finden
wird. Der Jahresbericht liefert den Beweis der regen und fruchtbaren
Thätigkeit, welche der seit siebzehn Jahren von dem k Regierungspräsi-
denten v. Braun trefflich geleitete historische Verein der Pfalz entfaltet,
und schildert namentlich die seit dem Erscheinen des auch m diesen Blättern
angezcigten Katalogs des historischen Museums in Speier durch den Ver-
ein in Altrip und Bliesdalheim veranstalteten Ausgrabungen. Dem Lefte
ist als Titelblatt die Abbildung einer der beiden merkwürdigen, in einem
Stcinbruche bei Breitfut aufgefundenen und jetzt vor dem Speierer
Museumsgebäude aufgestellten, großen, römischen Reiterstatuen bcigegeben.
Schließlich sei noch bemerkt, daß das Lest Sr. k. Loheit dein Prinz-
Regenten gewidmet ist, welcher durch huldvolle Annahme der Ividmung
sein Interesse an den Bestrebungen des Vereins an den Tag legt. — Aus-
führlicker Bericht soll in der nächsten Zeit noch erfolgen.

Durch Herrm. Kaysers Verlagshand-, Durch die Verlagsexpedition des
lang in Kaiserslautern ist zu beziehen: „Pfäsz. Museums" in Kaiserslautern
H GfzMlMlM, ika-m bezogen werden
W-n'sch- WsMfN' M Muffst

WoselLhate
mit einem Anhänge:
Dichterklänge aus dem Moselthale
von
P. Chr. Plein.
Kleinoktav (308 Seite). Mark 2,50.

nebst einen!
Führer für Spanien-Fahrer
von
Ott»
Preis, eleg. gebunden mit Goldpressung,
Mark 4,5V

Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Hüll, Llr. 11. Neustadt a. d. H.
Truck und Verlag von H. K a y s e r in Kaiserslautern.
 
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