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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandwerk
V. Jahrgang, 2. Heft, Nouember 1912
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

DIE NEUESTEN TECHNISCHEN
ERRUNGENSCHAFTEN FÜR
KIRCHEN- UND SCHULBAU
(Schluss)
ie Leichtigkeit des Schwemmsteines bietet
folgende Vorteile: i. Die Transportkosten
sind namentlich auf weite Entfernungen und in
gebirgiger Gegend verhältnismässig am niedrig-
sten, weil man mit der gleichen Kraft ein
grösseres Raummass Schwemmsteine als von
anderen Baustoffen befördern kann. 2. Grund-
mauern, Balken und Träger können schwächer
und daher billiger sein. 3. Bei wenig trag-
fähigem Baugrunde, z. B. Moorboden, sind
sonst unausführbare Massivbauten möglich.
Die Herstellung eines Kubikmeters Mauer-
steinwerk erfordert 280 Schwemmsteine (Nor-
malformat) und 200 1 Mörtel, dagegen 380
Ziegel (Reichsformat) mit 280 1 Mörtel. Die
Schwemmstein Verwendung bedeutet mithin eine
Ersparnis an Steinstückzahl, Mörtel, Zeit und
Arbeitslohn. Von besonderer Bedeutung ist
das vorzügliche Haftvermögen des porösen
Steines für den Putz, der direkt als Feinschicht
unter Ersparnis des Rauhputzes aufgetragen
werden kann. Die Druckfestigkeit desSchwemm-
steines beträgt zirca 30 kg/qcm und genügt
nach tausendfältiger Erfahrung und nach stati-
scher Berechnung für mehrgeschossige Bauten.
Eine Wand von 10 m Höhe belastet z. B. das
Sockelmauerwerk nur mit 1 kg/qcm, sodass bei

3° kgj'qcm Druckfestigkeit eine 3ofache Sicher-
heit vorhanden ist. Schliesslich ist darauf hin-
zuweisen, dass das Schwemmsteinmauerwerk
nagelbar ist, ein ganz entschiedener Vorteil
gegenüber anderen Mauerwerksarten; der
Schwemmstein kann zu Massiv- und Fach-
wänden verwendet, beliebig verputzt, bekleidet
oder verblendet werden. Die Schwemmstein-
bauweise gewährt die Möglichkeit, die ver-
schiedensten Stilarten auszuführen und mit
verhältnismässig geringen Mitteln architek-
tonische Wirkung zu erzielen.
Schliesslich sei noch gesagt, dass rheinische
Schwemmsteine in manchen Gegenden irrig
auch Tuffstein genannt werden. Die weissen,
leichten, porösen Vollsteine, die im Gebiete
des Neuwieder Bodens (Regierungsbezirk Cob-
lenz, Rheinprovinz) hergestellt werden, be-
stehen aus Bimssand (Bimskies) und Kalk. Der
Bimssand ist ein glasiges, hauptsächlich aus
unlöslicher Kieselsäure bestehendes, poröses
Produkt, das vor Jahrtausenden als Schaum
glühend flüssiger Massen von dem im vorbe-
zeichneten Bezirke befindlichen Laacher Vul-
kane emporgeschleudert wurde und die Um-
gegend deckte.
In neuester Zeit ist ein Baumaterial auf dem
Markt gekommen, das wegen seiner vielseitigen
Verwendbarkeit in der Bau weit Beachtung ver-
dient und den Namen „Tekton“ führt. Das
Material besteht hauptsächlich aus künstlicher
Steinmasse mit Holzeinlage, welches, je nach
 
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