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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiuerk
V.Jahrgang, t.Heft, Oktober 1912
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—


KUNST UND FRIEDHOFSANLAGE
Von Dr. Andreas Hupper tz
Eine seiner Aufgaben erblickt „Der Pionier“
in der Förderung der noch jungen Be-
strebungen zugunsten einer geschmackvollen
Gestaltung unserer Friedhöfe. Zweierlei ist
dabei zu beachten: Die Anlage des Fried-
hofes an sich und seine Ausgestaltung im
einzelnen. Für die letztere, nämlich für den
Hauptschmuck des einzelnen Grabes, das reli-
giös gedachte, künstlerische Grabdenkmal, hat
der „Pionier“ schon früher Anregungen mit
Illustrationen gebracht. (Vgl. I. Jahrg. S. 59—63,
II. Jahrg. S. 2—8, 40.) Die nachstehenden
Ausführungen geben vorwiegend neue Ge-
sichtspunkte für die Gesamtanlage des Fried-
hofes.
Der Eindruck der allermeisten Friedhöfe
ist fast der gleiche: ein geschmackloses und
langweiliges Schema. In grösseren Orten mit
wohlhabenden Einwohnern etwas mehr Pomp,
auf dem Lande meist mehr Einfachheit, aber
vielleicht doch oder gerade darum mehr Reiz-
volles. Dieser Reiz beruht jedoch manchmal
weniger auf Plan und Absicht denn auf Ver-
nachlässigung, wenn nämlich über dem an
einem alten, malerischen Kirchlein gelegenen
Dorffriedhof ein Schimmer von ruinenhafter
Romantik ausgebreitet liegt, etwa so, wie auf
einem bekannten Bilde des Jakob van Ruis-
dael, dem sog. Judenfriedhof. Wie in diesem

Falle, so mag auch bei jenen der Anblick
dem rein künstlerischen Empfinden des einen
oder anderen oder aber der Gleichgültigkeit
vieler genügen; für die Sache selbst aber
genügt’s nicht, und diese Art von Schönheit
sollte nicht zur Nachahmung dienen. Für
unsere neuen Friedhöfe müssen wir schon
auf solche Romantik verzichten. Aber schön
und geschmackvollem Empfinden angepasst
müssen sie doch sein, so gut wie die Kirche
selbst, und das mit zu verwirklichen ist das
Ziel unserer Bestrebungen.
Unsere Friedhöfe sollen also nicht mehr
Plätze sein, die mit ihren schachtelartigen,
nach den Bestimmungen des Metermasses
schematisch aneinandergereihten Grabhügeln
langweilen, auch nicht Ausstellungen von
geschmacklos nebeneinander postierten Grab-
denkmälern, die sich weniger durch künst-
lerische Form als durch protziges Material
auszeichnen; unsere Friedhöfe sollen nicht
mehr ein Gradmesser für die Wohlhabenheit
trauernder Hinterbliebener sein, vielmehr von
ihrem Geschmack zeugen.
Die Besucher der Düsseldorfer Ausstellung
für christliche Kunst 1909 hatten Gelegenheit,
im Obergeschosse des Kunstpalastes das Mo-
dell eines Ausschnittes aus der geplanten Er-
weiterung des Stoffeier Friedhofes zu Düssel-
dorf zu sehen. Der Plan stammte von dem
Städtischen Gartendirektor Freiherrn von Engel-
hardt. Die Hauptzüge der Anlage seien kurz
 
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