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Monatsblätter für christliche Kunst, praktische Kunstfragen und kirchliches Kunsthandiuerk
V. Jahrgang, 3. Heft, Dezember 1912
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, München. — Preis des Jahrgangs inkl. Frankozustellung M3.—

DIE CHRISTLICHE KUNST IN DER
SCHULE
Von Dr. Th. J. Scherg, Freising (Lehrerseminar)
Angegangen um eine Äusserung über „die
2 \ Verwendung der christlichen Kunst in
den Schulen: Volks- und höheren Schulen,
beim Religions- und sonstigen Unterrichte“,
will ich kurz mitteilen, wie ich dies bisher hielt,
wobei dem geneigten Leser das Urteil über
die Brauchbarkeit oder Anderungsbedürftigkeit
dieses Verfahrens anheimgestellt sei.
In der Volksschule verlangt der Religions-
unterricht schon für die Kleinen und Aller-
kleinsten eine Einführung in die kirchliche
Liturgie und damit auch in die christliche
Kunst, selbstredend ohne jeden kunsttechnischen
Ausdruck. Wohl aber lässt sich da schon gar
manches hervorheben von der Schönheit der
kirchlichen Handlungen, von der Pracht der
Bilder, vom Schmuck der Altäre. Der Buch-
schmuck, der gottlob in die Schule wieder
Einzug hält, tut gute Dienste neben dem Vor-
zeigen der kirchlichen Gegenstände an Ort
und Stelle selbst. Meys Messbüchlein, Schu-
machers Illustrationen zur Eckerbibel und
Fugels Bilder in der Münchener Kinderbibel
leisten treffliche Dienste und verursachen viel
Freude, die noch erhöht werden kann durch
die zeitweise Verabreichung eines künstlerisch
gut durchgeführten Devotionsbildchens, wie
deren im Verlag der Gesellschaft für christ-

liche Kunst zu München sehr vortreffliche zu
haben sind.
Bei den grösseren Kindern der Volksschule
kann man schon auch die Hauptstilarten der
Bauformen und die wichtigsten Künstler der
allgemeinen und der heimischen Kunstgeschichte
nennen. Ich habe darin bei fähigeren Kindern
recht erfreuliche Erfahrungen gemacht, und
minderfähigen schadet es nicht.
Zwar halten nicht wenige Pädagogen und
darunter hervorragende, wie etwa Paulsen, es
noch bei Schülern der unteren Mittelschul-
klassen für Altklugheit und Wortkram, wenn
sie über Kunstausdrücke reden, und ein biederer
Tertianer des Saargebietes, der in einer Haus-
aufgabe schrieb, was ich ihm an Ort und Stelle
über die Bauarten Triers gesagt hatte, erhielt
die vierte Note, „weil er das unmöglich selbst
gemacht haben könne“.
Mag man nun bei Mittelschulen bis in die
höheren Klassen warten und dort, weil das nun
einmal so im Betriebe liegt, steif mit der grie-
chischen und ägyptisch-babylonischen Kunst be-
ginnen, der Mann und auch schon das Kind des
Volkes greift lieber hinein in das uns umgebende
volle Menschenleben; und dieses Leben haben
wir, was leider manchem Mittelschullehrer, zu-
mal wenn er dem Norden Deutschlands angehört,
aus dem Bewusstsein geschwunden ist, in den an
Kunst so reichen katholischen Gotteshäusern.
Einst führte ich die oberste Klasse der
Mädchen durch drei markante Kirchen Würz-
 
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