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KUPFERSTICH UND RADIERUNG

den eroberten Kanonen jenes Volkes, das so
oft und so lange Deutschland knechten, ja
bis ins innerste Denken beeinflussen durfte.
Die Glocke singt und klingt. Sie begleitet
mich hinab zum Rhein, wo St. Kunibert mit
seinen drei stattlichen Türmen den Stadtteil
charakterisiert. Sehr schön aufgefasst erschei-
nen mir die Statuen Mariens und des Engels
Gabriel, aus dem Jahre 1439, die sich zwischen
Schiff und Chor an zwei Pfeilern gegenüber-
stehen. St. Kunibert, eine gewölbte Basilika
um 1247 vollendet, soll bereits im 7. Jahr-
hundert entstanden sein und hiess zuerst nach
ihrem Erbauer, dem Bischof Klemens, Klemens-
kirche. In die Zeit der normanischen Einfälle
geht auch die Gründung von St. Ursula zu-
rück, die im 12. Jahrhundert erneuert und
später mit einer gotischen Wölbung überdacht
wurde.
Die eigenartigste der romanischen Kirchen
Kölns ist St. Gereon. Es heisst, die heilige
Helena, die sich soviel um Kirchenbauten
bemühte, habe an der Stelle, wo Gereon und
seine Gefährten den Martyrertod fanden, eine
zehnseitige Rotunde erbauen lassen. Dieser
fränkisch-römische Bau ward im 11. und im
13. Jahrhundert erweitert und verändert, dem
Kuppelsaal ein Langschiff angegliedert, das zwei
machtvolle viereckige Türme beschlossen Zwan-
zig Stufen führen zu dem Bau des Erzbischofs
Anno, sechs weitere zum Hauptchor empor,
sodass das Gotteshaus in Ober- und Unter-
kirche geteilt ist. Die Verbindung zwischen
romanischem und gotischem Stil ist aufs glän-
zendste gelöst; und die Erneuerung der Male-
reien im Innern, diese goldgetönte Dämmerung,
dieses mystische Helldunkel bringt im Verein
mit den Klängen der von unsichtbarer Hand
gespielten Orgel eine wundersame und an-
dächtige Stimmung hervor.
Fast ist es ein Übermass des Schönen, am
gleichen Tag die St. Apostelkirche zu besuchen.
Sie liegt an der Westseite des Neumarktes,
ein vielgegliederter Bau mit drei Apsiden, in
die sich die Rundung der Türme wohltätig
einfügt. Über die Vierung wölbt sich wirkungs-
voll die Kuppel, deren weite Höhe den Innen-
raum hellheiter gestaltet.

Die Kleeblattform des Grundrisses der drei
Apsiden wie auch die reizvollen Zwergarkaden-
Galerien finden wir bei St. Maria im Kapitol
wieder. Gross St. Martin, ehemaliger Kloster-
und Kapellenbau auf der einstigen Rheininsel,
verrät in der zentralisierenden Behandlung die
Verwandtschaft mit der Apostelkirche und die
gleiche Zeit seiner Entstehung. Doch ragt auf
dem Kreuzesmittel ein machtvoller Viereckturm
mit zierlichen Ecktürmchen empor, den das
14. Jahrhundert dem Westbau hinzufügte.
(Fortsetzung folgt.)

KUPFERSTICH UND RADIERUNG
F. N o c k h e r - Altenbeuern
Schwarzweisskunst“ ist ein sehr dehnbarer
Begriff, und sehen wir uns hinsichtlich der
Definition unsere modernen Ausstellungen an,
z. B. vom Bunde der deutschen Illustratoren,
so müssen wir erkennen, dass dieselben all
das umfassen, was anzeichnerisch-graphischer
Darstellung das Kolorit ausschaltet, also auf
Verwendung mehrerer Farben verzichtet. Wir
haben nun zunächst zu unterscheiden zwischen
„Originalarbeiten“, die lediglich um ihrer
selbst willen entstanden sind, und jenen, die
für eine Vervielfältigung bestimmt, an Repro-
duktionstechnik gebunden, auf diese Rücksicht
zu nehmen haben. Bei dem heutigen hoch-
entwickelten Stand der Klischeefabrikation
und der hervorragenden Leistungsfähigkeit
der Drucktechnik können wir allerdings die
Behauptung aufstellen: „Jedes Original (Ge-
mälde, Zeichnung, wie graphische Vorlage)
kann mit und ohne Farbe kopiert, gedruckt
und somit auch vervielfältigt werden.“ Der
Beleg hierfür begegnet uns alltäglich ange-
sichts unserer unermesslichen Publikationen.
Es gibt aber doch bei genauerer Prüfung
einige Einschränkungen, und zwar in bezug
auf die jeweilige Bestimmung unserer Ent-
würfe und Graphiken, wenn sie zwar Original-
arbeit darstellen, aber mit einer Technik der
Drucklegung verknüpft sind. So kommen
wir zur Erwägung der massgebenden Gesichts-
punkte und haben die „praktischen wie ide-
 
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