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VON KÖLN ÜBER AACHEN NACH TRIER
Papst Leo III. eingeweiht. Sie bildet das heutige
Schiff der Kirche (Abb. unten). Einst war die
Wölbung mit Mosaiken geschmückt. Nur eine
konnte wieder hergestellt werden, eine Majestas
Domini mit den 24 Ältesten der Apokalypse.
Dass schon damals beliebt war, aus Italien Kunst-
schätze nach Deutschland zu bringen, beweisen
die Abschlussgitter der doppelt übereinander-
gestellten Säulenemporen; sie sollen einem
königlichen Grabmal zu Ravenna entstammen.
An das Oktogon grenzt der Glockenturm einer
späteren Zeit, zu dessen Rechten und Linken
zwei runde, noch karolingische Treppentürme
stehen, durch die der Weg nach der im Mittel-
alter entstandenen Reliquienkammer führt. Hier
sind der Karlsschrein und das angebliche Hift-
horn Karls des Grossen und jene grosse Menge
Reliquien und Altertümer aufbewahrt, die zu
sehen mir die Ungunst des Tages nicht er-
laubte. Äusser der Grabstätte Karls, die durch
eine Steinplatte und durch einen darüber
schwebenden Kronleuchter zwar bezeichnet,
aber nicht erwiesen ist, befindet sich auch die
Ottos III. im Münster. Nach Osten zu strebt
ein gewaltiger Chor empor mit auffallend breiten
und hohen gemalten Fenstern. Dieser zweit-
älteste Teil der Kirche ist um die Mitte des
14. Jahrhunderts hinzugekommen. Später noch
wurde der Bau planlos und geschmacklos er-
weitert, verziert und übermalt. Viele dieser
unnötigen Zutaten hat die neuere Zeit glück-
licherweise entfernt. Interessant ist die „Wolfs-
pforte“, die Bronzetüre an der Westseite, eine
griechische Arbeit des 8. Jahrhunderts. Nahe-
bei liegt der Fischmarkt mit dem zierlichen
Fischbrünnlein und dem alten verwitterten
Baptisterium.
Von den übrigen 41 Kirchen Aachens sind
vier, die aus dem Mittelalter stammen und
zweckmässig erneuert sind. Es sind dies die
schon erwähnte Foillans-Pfarrkirche mit ihren
reichen Altären und einer prächtigen Madonna
unter dem holzbraunen Baldachin, in ihrer Ein-
heitlichkeit mit ihrem spitzen, wie Filigran-
Das Oktogon des Münsters zu Aachen, Inneres. — Text oben
arbeit anmutenden Turme tut
sie dem Dom fast Abbruch;
die Nikolauskirche mit der
schön erneuerten Kassetten-
decke ; die Adalbertkirche
an der Heinrichsallee, und
dicht bei der neuen, in goti-
schem Stil erbauten Chri-
stuskirche mit mächtigem
Turm, und nahe beim Suer-
mondt-Museum; die Pauls-
kirche an der Jakobstrasse,
durch ein Gemälde der Him-
melfahrt von Schadow aus-
gezeichnet.
Das Museum birgt eine
reiche Sammlung von Alter-
tümern, Gemälden, Kupfer-
stichen und Handmalereien
in Gebetbüchern. Rheinland
und Westfalen, aber auch
Franken und das nah ge-
legene Frankreich sind mit
interessanten Holzplastiken
vertreten. Besonders häufig
ist die Darstellung von Anna
VON KÖLN ÜBER AACHEN NACH TRIER
Papst Leo III. eingeweiht. Sie bildet das heutige
Schiff der Kirche (Abb. unten). Einst war die
Wölbung mit Mosaiken geschmückt. Nur eine
konnte wieder hergestellt werden, eine Majestas
Domini mit den 24 Ältesten der Apokalypse.
Dass schon damals beliebt war, aus Italien Kunst-
schätze nach Deutschland zu bringen, beweisen
die Abschlussgitter der doppelt übereinander-
gestellten Säulenemporen; sie sollen einem
königlichen Grabmal zu Ravenna entstammen.
An das Oktogon grenzt der Glockenturm einer
späteren Zeit, zu dessen Rechten und Linken
zwei runde, noch karolingische Treppentürme
stehen, durch die der Weg nach der im Mittel-
alter entstandenen Reliquienkammer führt. Hier
sind der Karlsschrein und das angebliche Hift-
horn Karls des Grossen und jene grosse Menge
Reliquien und Altertümer aufbewahrt, die zu
sehen mir die Ungunst des Tages nicht er-
laubte. Äusser der Grabstätte Karls, die durch
eine Steinplatte und durch einen darüber
schwebenden Kronleuchter zwar bezeichnet,
aber nicht erwiesen ist, befindet sich auch die
Ottos III. im Münster. Nach Osten zu strebt
ein gewaltiger Chor empor mit auffallend breiten
und hohen gemalten Fenstern. Dieser zweit-
älteste Teil der Kirche ist um die Mitte des
14. Jahrhunderts hinzugekommen. Später noch
wurde der Bau planlos und geschmacklos er-
weitert, verziert und übermalt. Viele dieser
unnötigen Zutaten hat die neuere Zeit glück-
licherweise entfernt. Interessant ist die „Wolfs-
pforte“, die Bronzetüre an der Westseite, eine
griechische Arbeit des 8. Jahrhunderts. Nahe-
bei liegt der Fischmarkt mit dem zierlichen
Fischbrünnlein und dem alten verwitterten
Baptisterium.
Von den übrigen 41 Kirchen Aachens sind
vier, die aus dem Mittelalter stammen und
zweckmässig erneuert sind. Es sind dies die
schon erwähnte Foillans-Pfarrkirche mit ihren
reichen Altären und einer prächtigen Madonna
unter dem holzbraunen Baldachin, in ihrer Ein-
heitlichkeit mit ihrem spitzen, wie Filigran-
Das Oktogon des Münsters zu Aachen, Inneres. — Text oben
arbeit anmutenden Turme tut
sie dem Dom fast Abbruch;
die Nikolauskirche mit der
schön erneuerten Kassetten-
decke ; die Adalbertkirche
an der Heinrichsallee, und
dicht bei der neuen, in goti-
schem Stil erbauten Chri-
stuskirche mit mächtigem
Turm, und nahe beim Suer-
mondt-Museum; die Pauls-
kirche an der Jakobstrasse,
durch ein Gemälde der Him-
melfahrt von Schadow aus-
gezeichnet.
Das Museum birgt eine
reiche Sammlung von Alter-
tümern, Gemälden, Kupfer-
stichen und Handmalereien
in Gebetbüchern. Rheinland
und Westfalen, aber auch
Franken und das nah ge-
legene Frankreich sind mit
interessanten Holzplastiken
vertreten. Besonders häufig
ist die Darstellung von Anna