40 WETTSTREIT DER MALEREI MIT DER BILDHAUEREI.
heit der Malerei gleichfalls gegeben werden, wenn man mit
Glasfarben auf Metall oder gebranntem Thon malt und das im
Ofen schmelzen lässt und mit verschiedenerlei Instrumenten
polirt, so eine glatte und glänzende Oberfläche herstellend, wie
man es heutigentags an verschiedenen Orten in Frankreich und.
Italien machen sieht, sonderlich zu Florenz in der Familie della
Robbia, wo sie eine Methode erfunden haben, jedes noch so grosse
Werk in glasirter Terracottamalerei auszuführen. Es ist wahr,
dass dieselbe der Beschädigung durch Stoss und Bruch ausgesetzt
ist, gleich der Marmorsculptur, und nicht wie Bronzefiguren den
Zerstörern trotzt. Sie schliesst sich aber in der Dauerhaftigkeit
an die Sculptur an, und an Schönheit übertrifft sie dieselbe
ganz ohne Vergleich, denn sie vereinigt die beiden Perspectiven,
während in der Sculptur keine von diesen vorkommt, ohne
dass Natur selbst sie herstellte.
Der Bildhauer, indem er eine runde Figur macht, macht nur
zwei Figuren und nicht etwa zahllose, der zahllosen Ansichten
halber, von denen aus die Figur gesehen werden kann; von
diesen Figuren ist die eine von vorn gesehen und die andere
von hinten. Und das dem so sei, erweist sich daraus, dass,
wenn du eine Figur in halberhabener Arbeit machst, von vorn
gesehen, du nimmer sagen wirst, du habest mehr Arbeit zu
Tag gefördert, als ein Maler in einer Figur in der näm-
lichen Ansicht, und ganz das Gleiche tritt ein bei einer Figur
von hinten.
Das Basrelief ist aber, was scharfsinnige Ueberlegung an-
langt, der runden Sculptur ohne Vergleich überlegen und nähert
sich an Grösse der Speculation der Malerei einigermassen, denn
es benöthigt der Perspective; die Rundsculptur dagegen macht
sich mit dieser Kenntniss nichts zu schaffen, denn sie bringt
nichts zur Ausführung als die (realen) Maasse, einfach, wie sie
dieselben am Lebenden vorfand. Und was das anlangt, so erlernt
der Maler rascher die Bildhauerei als ein Bildhauer die Malerei.
Um aber auf das, was ich vom Basrelief bemerken wollte,
zurückzukommen, so sage ich, dasselbe nimmt weniger Körper-
anstrengung in Anspruch, als die Rundsculptur, dagegen weit
mehr Ueberlegung und Aufmerksamkeit, denn man hat dabei
das Verhältniss der Abstände in Betracht zu ziehen, die sich
heit der Malerei gleichfalls gegeben werden, wenn man mit
Glasfarben auf Metall oder gebranntem Thon malt und das im
Ofen schmelzen lässt und mit verschiedenerlei Instrumenten
polirt, so eine glatte und glänzende Oberfläche herstellend, wie
man es heutigentags an verschiedenen Orten in Frankreich und.
Italien machen sieht, sonderlich zu Florenz in der Familie della
Robbia, wo sie eine Methode erfunden haben, jedes noch so grosse
Werk in glasirter Terracottamalerei auszuführen. Es ist wahr,
dass dieselbe der Beschädigung durch Stoss und Bruch ausgesetzt
ist, gleich der Marmorsculptur, und nicht wie Bronzefiguren den
Zerstörern trotzt. Sie schliesst sich aber in der Dauerhaftigkeit
an die Sculptur an, und an Schönheit übertrifft sie dieselbe
ganz ohne Vergleich, denn sie vereinigt die beiden Perspectiven,
während in der Sculptur keine von diesen vorkommt, ohne
dass Natur selbst sie herstellte.
Der Bildhauer, indem er eine runde Figur macht, macht nur
zwei Figuren und nicht etwa zahllose, der zahllosen Ansichten
halber, von denen aus die Figur gesehen werden kann; von
diesen Figuren ist die eine von vorn gesehen und die andere
von hinten. Und das dem so sei, erweist sich daraus, dass,
wenn du eine Figur in halberhabener Arbeit machst, von vorn
gesehen, du nimmer sagen wirst, du habest mehr Arbeit zu
Tag gefördert, als ein Maler in einer Figur in der näm-
lichen Ansicht, und ganz das Gleiche tritt ein bei einer Figur
von hinten.
Das Basrelief ist aber, was scharfsinnige Ueberlegung an-
langt, der runden Sculptur ohne Vergleich überlegen und nähert
sich an Grösse der Speculation der Malerei einigermassen, denn
es benöthigt der Perspective; die Rundsculptur dagegen macht
sich mit dieser Kenntniss nichts zu schaffen, denn sie bringt
nichts zur Ausführung als die (realen) Maasse, einfach, wie sie
dieselben am Lebenden vorfand. Und was das anlangt, so erlernt
der Maler rascher die Bildhauerei als ein Bildhauer die Malerei.
Um aber auf das, was ich vom Basrelief bemerken wollte,
zurückzukommen, so sage ich, dasselbe nimmt weniger Körper-
anstrengung in Anspruch, als die Rundsculptur, dagegen weit
mehr Ueberlegung und Aufmerksamkeit, denn man hat dabei
das Verhältniss der Abstände in Betracht zu ziehen, die sich