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Quatremère de Quincy, Antoine Chrysostôme
Geschichte der berühmtesten Architekten und ihrer Werke: vom 11. bis Ende des 18. Jahrhunderts (Band 2) — Darmstadt, Leipzig: Leske, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.65665#0250

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Le Mercier.

Zu diesen gehört Le Mercier, bei seinen Lebzeiten ein sehr
berühmter Architekt, welcher viele schöne Werke hinterlassen,
die geeignet sind, sein Andenken zu verewigen und zu empfeh-
len. Wir wissen nicht, in welchem Jahre er geboren worden.
Alles was man hinsichtlich seiner Geburt und seines Todes
weiß, ist, daß er zu Pontoise zu Ende des sechzehnten Jahr-
hunderts geboren wurde und im Jahre 1660 zu Paris ohne
einiges Vermögen zu hinterlassen, mit Tod abging.
Es scheint, daß Le Mercier lange in Italien gewesen; und
alles beweist, daß er dort in dem Studium der Denkmäler
des Alterthums die Grundsätze des guten Geschmacks und der
schönen Architektur geschöpft.' Man weiß, daß er schon im
Jahre 1607 zu Rom war. Wir ersehen dieß aus einem
Kupfer, das er dort gestochen, und welches das von Michel
Angelo ausgeführte Modell der St. Johanneskirche der Flo-
rentiner darstellt. Im Jahre 1620 stach er auf gleiche Weife
auch den Katafalk Heinrichs III., wozu er die Zeichnungen
entworfen. Diese architektonische Composition stellt eine dorische
Säulenordnung ohne Basis dar.
Bei seiner Zurückkunft nach Paris fand Le Mercier in
dem Kardinal Richelieu einen eben so aufgeklärten als mäch-
tigen Protektor, der ihm wie es scheint, die Ausführung von
zwei großen Gebäuden zugleich übertrug.
Das Erste, welches im Jahre 1629 begonnen worden,
war der Palast dieses Kardinals, zunächst nach ihm der Pa-
last Richelieu, später der Palast Orleans, aber in der Zwi-
schenzeit das Palais Royal genannt, nachdem nämlich der
Kardinal denselben dem König geschenkt und die Regentin
Anna von Oestreich und der König ihr Sohn ihre Residenz
aus dem Louvre dahin verlegt. Die zahllosen Umgestaltun-
gen, welche dieser Palast seitdem fast in allen seinen Theilen
erfuhr, haben das Werk Le Mercier's so verändert, daß kaum
noch eine Spur davon übrig ist. Man will dieselbe allge-
 
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