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Quatremère de Quincy, Antoine Chrysostôme
Geschichte der berühmtesten Architekten und ihrer Werke: vom 11. bis Ende des 18. Jahrhunderts (Band 2) — Darmstadt, Leipzig: Leske, 1831

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https://doi.org/10.11588/diglit.65665#0334

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284

Servandom»

schwerlich eine positive Kenntniß haben konnte. Es liegt in
der That in den scharf behauenen Cannelirungen seiner Säu-
len, in der freien und kräftigen Manier seines Capitäls, sei-
ner Dreischlitze, seiner viereckigen Sparrenköpfe etwas Gran-
dioses, was man in keiner der neueren dorischen Säulenord-
nungen seiner und der früher» Zeit findet.
Die zweite Etage dieses schönen Portals besteht aus einer
Galerie in Arkaden, deren Pfeiler mit jonischen Wandsäulen,
nicht mit eingemauerten, geziert sind. Es scheint gewiß, daß
Servandoni über dieser Etage einen Giebel angebracht, welcher
den Raum zwischen den, an den beiden Ecken der Vorder-
seite sich erhebenden zwei Thürmen ausgefüllt. Man behauptet,
daß dieser Giebel, im Jahre 1770 vom Blitze getroffen, den
Einsturz gedroht. Man brach ihn gänzlich ab und stellte über
dem Gebälke der jonischen Säulenordnung, auf Sockeln, welche
stehen geblieben, Bildsäulen, welche später wieder weggenom-
men worden. Vielleicht hat man den Giebel zwischen den
Massen der beiden Thürme, die seinem Effekte schaden muß-
ten, eben nicht zu bedauern; aber es wäre zu wünschen, daß
man die Bildsäulen wieder aufftellen möchte, die sehr schicklich
den Zwischenraum zwischen den beiden Thürmen einnehmen
und vielleicht die durch denselben verursachte Leere verbessern
könnten.
Uebrigens wurden diese Thürme, welche einen Theil des
Gesammtganzen des Portals ausmachen, demselben sehr ge-
schickt beigefügt, ohne die Einheit zu zerstören. In der An-
ordnung ihrer beiden oberen Etagen wurde schon mehr als
eine Veränderung vorgenommen. Die Letzte, viel glücklicher
als die Erste, ist von Chalgrin, dessen Projekt nur an einem
Thürme zur Ausführung kam. Der Andere ist nach der näm-
lichen Zeichnung noch zu beendigen.
Zu dem allgemeinen Plane Servandonis gehörte ein gro-
ßer Platz vor der Kirche. Nach dem einzigen Hause, das
 
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