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Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Editor]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Editor]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 20.1898

DOI issue:
Nr. 1-2
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Spiegelberg, Wilhelm: Die Bauinschrift Amenophis' III auf der Flinders Petrie-Stele
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https://doi.org/10.11588/diglit.12427#0066
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54 DIE BAUINSCHRIFT AMENOPHIS' III

XXXIV. Die Bedtg. von m s',hw, « in der Nâhe von1 » trifft an unsrer Stelle nicht
zu. Sollte hier etwa s',h die Bezeichnung eines Grundstùckes vorliegen? Dann wâre der
Tempel von Soleb-als Nebenheiligtum des Amonstempels zu Karnak betrachtet.

XXXV. Smswt « Gefolge » findet sich auch z. B. Recueil, 11/54 (Annalen)
J^^) f ^ (t *m ^e^°'oe meiner Majestât ». Hier steht es wie so hâufig vom Ge-
leiten der Statue in Procession. Vgl. namentlich Gayet, Louxor, pl. XLI.

XXXVI. Das folgende poetische Stûck besteht aus 4 Strophen, deren jede mit
derselben Wendung « ich wende mein Antlitz nach (einer Himmelsgegend), dass ich
Wunder fur dich thue » eingeleitet wird. Dièses Metrum, wenn ich den Ausdruck hier
anwenden darf, findet sich auch spâter wieder. So redet Amon (L., D., III, 210 a)
seinen Sohn Ramses III in âhnlicher Weise an, und fùhrt den gleichen Gedanken mit

den Worten ein '^<==:> ' ' ' @ ^Si^^V^"^' ^-usser ^en ^ Himmelsricht-

ungen, von denen der Stiden ausserhalb des Strophenbaues steht, sind an letzterer
Stelle auch Himmel und Erde einbegrifïen.

Schwerlich haben wir in dieser poetischen Kunstform eine Schôpfung des N. R.
vor uns. Sie wird ebenso, wie die Strophen des Thutmosishymnus und seiner Nachah-
mer2, in der klassischen Litteratur des M. R. ihren Ursprung haben.

Die hier mitgeteilte Bauinschrift zeigt uns ebenso wie die meisten sonst erhaltenen
Texte dieser Art, dass der Àgypter auch auf technischem Gebiet ebenso selten sachlich
zu schreiben verstand wie auf historischem. Die noch ausstehende Sammlung der
âgyptischen « Schriftquellen » zur Kunstgeschichte wird sich zwar nicht an Um-
fang aber doch an Inhalt neben der griechischen und rômischen Quellensammlung
von Overbeck stets àrmlich ausnehmen. Und gerade das gegenwârtige Beispiel ist
besonders lehrreich. Die Bauten Amenophis' III werden uns so allgemein ver-
schwommen und poetisch geschildert, dass wir an die Wunderschlôsser der Màrchen
erinnert werden. Wâren nicht die Namen der Tempel genannt, niemand vermôchte
zu sagen, welches Bauwerk der Verfasser dieser Inschrift vor Augen hatte, obwohl
doch einige der erwàhnten Bauten noch in recht stattlichen Resten auf uns gekommen
sind. Und noch eins ist charakteristisch. Unter den Tempeln fehlen u. a. gerade die-
jenigen, welche fur unser âsthetisches Empfinden die schônsten sind, der Tempel von
El-Kab und namentlich die Perlen âgyptischer Tempel, die Kapellen von Elephantine.
Ofïenbar erschienen dièse kleinen Bauten dem Verfasser der Inschrift nicht bedeutend
genug, um der Aufzeichnung neben den ùbrigen gewaltigen Tempeln teilhaftig zu wer-
den, fur den Inhalt der Architektur hatte er ebenso wenig Sinn wie die meisten seiner
Zeitgenossen, welche die Riesenhaftigkeit der Dimensionen mehr empfanden als die
reizvolle Schlichtheit und Ûbersichtlichkeit leichter Bauformen, deren Wirkung noch
durch den geschickt gewàhlten landschaftlichen Hintergrund erhoht wurde.

1. Brugsch, Wôrterbuch, VII, 1094.

2. S. Maspero, Du genre épistolaire, S. 90, und Griffith, Kahun papyri, Text, S. 3.
 
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