Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Institut Français d'Archéologie Orientale <al-Qāhira> [Hrsg.]; Mission Archéologique Française <al-Qāhira> [Hrsg.]
Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'archéologie égyptiennes et assyriennes: pour servir de bullletin à la Mission Française du Caire — 35.1913

DOI Heft:
Nr. 3-4
DOI Artikel:
Spiegelberg, Wilhelm: Zwei Kaufverträge aus der Zeit des Königs Harmachis: (Papyrus Carnarvon I und II)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12746#0166
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ZWEI KAUFVERTRÀGE AUS DER ZEIT DES KÔNIGS HARMACIIIS

sich unter ihren Schutz stellte1? In der That handelt es sich in fast allen Urkunden
um Verâusserungen von Land « in dem Tempelland des Amon », und so lange hier der
âthiopische Herrscher anerkannt wurde, musste die betreffende Urkunde sein Pro-
tokoll tragen. Es wàre also môglich — mehr als eine Vermutung soll das nicht sein —
dass die Âthiopenkonige Harmachis und Anchmachis lediglich in Theben als Priester-
kônige anerkannt wurden und in gewissem Sinne die Nachfolger der « Gottesverehre-
rinnen » waren, jener Priesterfûrstinnen, die sich seit Pianchi der besonderen Gunst
der Âthiopenherrscher erfreuten2.

Die beiden zusammen gefundenen Urkunden hàngen auch inhaltlich auf das engste
zusammen, denn sie betrefïen eine Familie, deren Stammbaum3 der folgende ist :

Tachnumis -\- Paos I, der Altère

Senamunis -\- Pachnumis -(- Senminis Pa-Neit I -f- Senesis

[II, 1,7)

Senobastis Pa-Neit II Paos II, der Altère Paos III Psenesis

(1,1) (II, 8) (11,7) (1, 4; 11,1) (1,1).

Es handelt sich in den beiden Vertràgen, die von demselben Notar geschrieben und
deren Zeugenunterschriften grôsstenteils die gleichen sind4, um Verkàufe innerhalb
derselben Familie. Das in Frage stehende Land ist Tempelland des Amon und liegt bei
einem auch sonst bekannten Orte5.

In Pap. Carnarvon I verkauft Senobastis dem Psenesis 1 V2 Landellen (etwa
41 □ m) Baugrund (^iXôç tôtoç), wâhrend in II Pachnumis, vielleicht der Vater der Seno-
bastis0, an seinen NefEen Paos 3 Aruren (etwa 8286 □ m) Ackerland verkauft. Der Zu-
satz 11,7, betrifft vermutlich eine Erbschaft. Wahrscheinlich war Pa-Neit I vor seinem
Vater Paos I gestorben, und dieser hinterliess daher seinen Besitz dem Pachnumis als
dem einzig ûberlebenden Sohne und seinen Enkeln Paos III und Psenesis, den beiden
Sôhnen seines bereits verstorbenen Sonnes Pa-Neit I. Die Erbschaftsteilung regelte

1. Auf den mutmassliches Zusammenhang mit der thebanischen Priesterschaft hat bereits Bouché-Le-
clercq, Histoire des Lagides, I, 365, hingewiesen. Vielleicht darf auch daran erinnert werden, dass ein Hoher-

priester des Amon von Theben Namens Harmachis (Armâtes du Sero., S. 188 fï.) bekannt ist, der

als Sohn des Schabaka der Àthiopendynastie angehôrte. Der Name war also unter den Àthiopen gebrânchlich
und mag sich als Name eines Hohenpriesters unter dessen Nachkommen oder Nachfolgern wiederholt haben.

2. In diesem Zusammenhang môchle ich auch auf den Namen Karnak hiavveisen. Da er weder âgyptisch
noch arabisch ist, so ist Enno Littmauns Vermutung, er kônnte nubisch und. mit Karanog identisch sein, nicht
von der Hand zu weisen. Sollte sie richtig sein, so kônnte man annehmen, dass der Name Karnak zur Zeit
der Àthiopenherrschaft in Theben hier Eingang gefunden hat.

3. Die Koutrabentennamen sind durch besonderen Druck hervorgehoben.

4. Von den 16 Zeugen sind 11 in beiden Urkunden identisch.

5. Siehe No. III des Kommentars.

6. Senamunis war vielleicht Kebsweib (yuvïi Tpoçiriç) des Pachnumis. Es ist wenigstens aufîallend, dass in
II, 7-8, Paos II seine beiden Eltern Pachnumis und Senminis, dagegen Pa-Neit II nur seinen Vater Pa-
chnumis nennt. Freilich bleibt auch die Môglichkeit, dass Senminis die zweite Frau war, die Pachnumis nach
dem Tode der Senamunis heiratete.
 
Annotationen