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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Hrsg.]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 5
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Beringer, Joseph August: Gabriel von Grupello am Oberrhein
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0189

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Gabnel von Grupollo am Oborrbrin.

Pole >n der Erscheinunqen Flucbt aber wulten die mora-
lischen Gewulten, die Tugeitden der Mäßigung^ Gerechtig-
keit, Tapserkeit cmd Weisheit. Wobl entspringen aus
deil Gegensatzen der irdischen Mächte und der böberen
Gewalten beftigc Widerfttrcite^ in dencn alle Leidenscbasten
geweekP entscsselt und sichtbar werdcn. Abcr auS den
ocrzweiselten Kämpscn und dem furcbtbaren Ringen
erbcben sicli mit der Zeit die eivigen ftdeen zu leuchtcndcr
Klarbeit und werden der ?Welt kund.

K?at Grupello in
dicsem zunächft für
dcn aucb m buma-
niftischem Sinnc
glänzenden Hos be-
ftimmten Werke seine
eminente Künftler-
scbast soivobl nach
der Seite der Er-
ftndungskrast, als
nacb der Ideensülle^
wie aucb in der rech-
nischen Lösung des
Problems bewicseip
so scbus cr in dem
gewaltigen Wappen
an der Stadtsront
des Mannbcimer
Scblosses ein groß-
artiges Werk der Gieß-
kunft. Das Wappcn
ift allerdings niclu
sür Mannbeim be-
ftimmr gewesen. Es
lollte die Fronr von
Scbloß Bensberg
zieren. Als aber Earl
Pbilipp die großarti-
gen Scbloßbaupläne
m Mannbeim ver-
wirklicbte und kcine
Neigung sür den
Niedcrrhein bezeugte^
kam das vier Metcr
ins Geviert messcnde
Wappcn 1721 nach
Mannheim; ivabr-
scheinlicli ivurde da-
mals auch der präch-
tige Pankops als
Schlußftcin des mitt-
leren Bogcns gcgos-
jen, der sicli unter
dem Wappen befindct.

Derdankr Mannbeim dic Bronzewerke Grupcllos
dem Macbtsprucb Carl Pbilipps, so sind gcwiß auch
depen lecbs Niarmoriverkc zu Sclnvetzingen insolge dcr
Initiativc dieses Kursürftcn dortbin gekommen. Wabr-
Icheinlich haben sic damals im „Sclüoßgärtel" Carl
Pbilipps eine von den setzigen Standortcn abiveicliende
Ausstellung gebabt. Die sechs Stücke Grupellos gebören
zum Beften, was der Schwetzinger Garten an Plastik

entbält. Vorab die „Galatca", dic aus dem klcinen
Bassin dcs Haines in dcr blendendcn Pracbt ibrer weißen
Glieder sich emporbebt. Mit schambaster Gcbärde drückt
sie das tricsendc Wasser auS dem Haar und wendet
sicb mit jung-bolder Verschämrheit von der Begcbrlich-
keit des alten Tritonen binweg, der sie mit dem Gc-
bänge von Muscheln und Perlen in scin feuchtes Reich
zurücklocken will. Prachtvoll ist der Fluß der Linicn
in diesem seinen Marmorgebildc, meiftcrlich die Arbeit

an HalS und Rüekeip
keusch und sinnig dic
ganze Aussassimg und
Aussührung^ einc Ar-
beP die — den Zeit-
charakter im Auge
bebalten — in Ebrcn
neben hcutigcn Mci-
ft- eri v e r k' e n b e ft' c h e 11
k'önnte. Man k'ann
dieseS Werk' im gutcn
Sinne heute noch
eine modcrne Schöp-
sung nennen. Nur
das allzu zicrliche
Köpschen läßt die
k'ommendc Rok'okozeit
ahnen.

Faftt gleichwertig
dieser Meifterarbeit
iftt die ziemlich ver-
ftteekt ausgcfttcllte
P alla s, die bobc
Schützerin der Künfte
und Wissenschasten,
gekennzeichnet durch
Palette^ Eule und
Helm. Herrlich wie
die Wahrheit iftt das
Ebenmaß ihrer Glic-
der, die sie in gött-
lich - sreier Nacktheit
zeigt. Diese Figur
iftt gan; Gegenwarft
ruhcnd im Sein^
schauend und erwä-
gend. — Gesclnneidig
und in ruhiger Be-
wcgtheit ift dic gegcn-
überfttehende Mar-
mor-Figur des Mcr-
kur ausgesaßft der
mit schauendem Aus-
druck' über die Gegenwart hinaussiehC jcden Augenblick'
bcreit, zur Tat zu schreiten. In der lcisen Bewegung,
die dcn genannten drei Figuren innewohnft kündet sich dic
zierliche und graziösc Kunft an^ dic dann im Porzcllan
ihre seinftteip ausdruck'svollftteip aber auch ertremlten
Bewegungsniorive erreiclit.

Einer srüberen ZeiC die dcn Zusammenhang mit
dcm wuchtigeren Barock noch nicht gelöftt haft gehören
die drei Gewandfiguren Grupellos an^ die im Schwetzinger

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