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Verband der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein [Editor]
Die Rheinlande: Vierteljahrsschr. d. Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 13.1907

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Heft 6
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Schäfer, Wilhelm: Zwei Landschafter: (Wilhelm Kalb, Julius Bretz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.26231#0223

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Awei Landschafter.

möchten, die alle Hudelei verleugncn nnd jedes Ding
zn Ende bringcn, in sorgsamfter Sachlichkeit, und dennoch
die Poesie, die Geschlossenheit des erften Eindrucks nicht
verlieren. Und Julius Bretz darf uns von deit Jüngcren
getroft alS einer der beften gelten.

Noch eineS möchte ich als Schlußbemerkung nicht
vergessen: Als Oltechnik scheinr die Malweise von Brctz
barr und trockcn. Jch wüßte einen Grund hiersür zu
nennen, der fast ein wenig mcnschtich ist: Jn scincm
Studienkaftcn sah ich saft lauter Pastelle, weiche, nach
Natureindrücken niedergeschricbene Eindrücke, meist Er-
innerungen, seltsam sarbige Dinge in jener Struktur,
die der weiche Pastellstift aus dem rauben Papier cr-
zeugt, wo der Grund teilweis fteben bleibt und der
Strich sich eigentlich in kleine Farbbäufchen auslöft.
Das ift natürlich ein andercr Eindruck, als wcnn cine
ölgetrankte Leinwand die Farben im glatten Email odcr
»n „scbmaddrigcn" Strich zeigt. Aber weil diese Studicn
bei Bretz von zartem Zauber sind, ganz ungcbinderte

Niederschriften aus dein farbigen Wunderbucb der Natur:
so könntc ich mir dcnken, cS habe diese Art aus seine
Dlmalerei eingewirkt, so daß seine Bilder also eigentlich
init Olfarbe gemalte Paftelle seien. DaS kann natürlich
nun ebensowobl eine richtige, wie eine falsche Bemerkung
sein. Sie ändert jedenfalls an dem eigentlichen Vorzug
der Bretzschen Malcrei nichts, daß er einen solchen Ein-
druck bis ins letzte zum Bild zu verarbeitcn vcrmag,
ohne den Zauber und die Frische einer erften Nicder-
schrift zu verliercn. Wobei gerade die mosaikartige
Feftigkeit der Flächen und die ftreng geschriebene Zeich-
nung durch den Kontraft die Frische und Kraft der
Wirküng noch erhöhen.

Die Frankfurter haben die zarten, wcnn auch spröden
Schildereien von Wilhelm Kalb gern aufgenonunen und
rcichlich gekauft. Jch fürchtc, für Julius Bretz ift bei
seinen niedcrrheinischcn Landsleuten die Stunde noch
nicht gekommen; aber mir scheint auch, cr habe Acit,
sie abzuwarten. W. Schäfer.

Fulius Bretz: Wandershof.
 
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