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und im Felde, bis er in Ulrichs von Würtemberg Dienste trat, dessen Mifsgeschick
der Anfang seiner Leiden wurde. Seit dieser Zeit drückte ihn der mächtige
schwäbische Bund nieder, in welchem Städte und Fürsten vereint, jene Alles
störende Eigenmacht zu vernichten gelobt hatten.
Der Bauern-Aufstand (1525) führte ihn in neue Verlegenheit : gerne hätte er
für die Erhaltung der Ordnung gekämpft, er erwartete nur die Befehle des Pfalz-
grafen von Heidelberg. Allein seine Gattin und ihre Mutter, mit weibischer
Aengstlichkeit besondere Gefahr für den Kühnen besorgend, unterschlugen die
fürstliche Anweisung; von den Rebellen gedrängt, und geschreckt durch das
Loos der unglücklichen Opfer in Weinsberg, wo achtzig Edle von den Bauern
jämmerlich ermordet wurden, gab Götz den drohenden Bitten nach, und wurde
der Anführer der zügellosen Schaar. Ob er sich gleich bald wieder von ihr los-
gesagt, wurde er doch von dem siegenden schwäbischen Bunde in Verhaft genom-
men , und auch nach vierjähriger Gefangenschaft noch sechzehn andere Jahre auf
den Hornberg und dessen Gemarkung gebannt: denn unter seinen Richtern safsen
Geistliche, die sich mit dieser langen Bufse für die vielfach erlittene Noth an ihm
rächten. Die Kriegslust war geblieben, und kaum seiner Urfehde entlassen, folgte
er dem Dienste des Kaisers in dem Zuge nach Ungarn, und ein Jahr später
nach Frankreich. Dann aber wohnte er, müde der Welt, auf der hohen Burg,
beschäftigt seine Denkwürdigkeiten niederzuschreiben. Sie sind eine der merk-
würdigsten Urkunden der Zeit : theils durch die Darstellung des gesammten
Lebens, theils durch das Eigenthümliche des Verfassers, der Gutes und Schlimmes
mit gleicher Biederkeit erzählt. Es sind die Erinnerungen seiner Thatenlust, eine
Rechtfertigung des Geschehenen5 im Ganzen Züge, welche in den Nachkommen
das Andenken der hingeschwundenen Ritterwelt erhalten sollten. Götz starb
1562, den 23sten Julius : er wurde begraben in dem Kreuzgang des Klosters
Schönthal, wo sein Bild in Stein gehauen in der langen Reihe der Berlichingen
sich findet.
' . . 1 ’’ . ' • I • ■'1 ....
Ehe wir von dem Hornberge scheiden, lassen wir uns in der Wohnung des
Pächters den schmucklosen Harnisch des Ritters weisen, den er in spätem Jahren
seinem Freunde Feyerabend in Heilbronn zurückgelassen hat: derselbe, dem er
auch seine Denkwürdigkeiten gewidmet. Lange war er als ein Heiligthum dieser
Familie bewahrt, bis ihn vor etwa zwanzig Jahren der Besitzer des Hombergs
und der Edle von Berlichingen zu Jaxthausen erworben und hier aufgestellt
haben. Ein Enkel des Ritters veräufserte nämlich die Burg an die Heusenstamm,
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und im Felde, bis er in Ulrichs von Würtemberg Dienste trat, dessen Mifsgeschick
der Anfang seiner Leiden wurde. Seit dieser Zeit drückte ihn der mächtige
schwäbische Bund nieder, in welchem Städte und Fürsten vereint, jene Alles
störende Eigenmacht zu vernichten gelobt hatten.
Der Bauern-Aufstand (1525) führte ihn in neue Verlegenheit : gerne hätte er
für die Erhaltung der Ordnung gekämpft, er erwartete nur die Befehle des Pfalz-
grafen von Heidelberg. Allein seine Gattin und ihre Mutter, mit weibischer
Aengstlichkeit besondere Gefahr für den Kühnen besorgend, unterschlugen die
fürstliche Anweisung; von den Rebellen gedrängt, und geschreckt durch das
Loos der unglücklichen Opfer in Weinsberg, wo achtzig Edle von den Bauern
jämmerlich ermordet wurden, gab Götz den drohenden Bitten nach, und wurde
der Anführer der zügellosen Schaar. Ob er sich gleich bald wieder von ihr los-
gesagt, wurde er doch von dem siegenden schwäbischen Bunde in Verhaft genom-
men , und auch nach vierjähriger Gefangenschaft noch sechzehn andere Jahre auf
den Hornberg und dessen Gemarkung gebannt: denn unter seinen Richtern safsen
Geistliche, die sich mit dieser langen Bufse für die vielfach erlittene Noth an ihm
rächten. Die Kriegslust war geblieben, und kaum seiner Urfehde entlassen, folgte
er dem Dienste des Kaisers in dem Zuge nach Ungarn, und ein Jahr später
nach Frankreich. Dann aber wohnte er, müde der Welt, auf der hohen Burg,
beschäftigt seine Denkwürdigkeiten niederzuschreiben. Sie sind eine der merk-
würdigsten Urkunden der Zeit : theils durch die Darstellung des gesammten
Lebens, theils durch das Eigenthümliche des Verfassers, der Gutes und Schlimmes
mit gleicher Biederkeit erzählt. Es sind die Erinnerungen seiner Thatenlust, eine
Rechtfertigung des Geschehenen5 im Ganzen Züge, welche in den Nachkommen
das Andenken der hingeschwundenen Ritterwelt erhalten sollten. Götz starb
1562, den 23sten Julius : er wurde begraben in dem Kreuzgang des Klosters
Schönthal, wo sein Bild in Stein gehauen in der langen Reihe der Berlichingen
sich findet.
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Ehe wir von dem Hornberge scheiden, lassen wir uns in der Wohnung des
Pächters den schmucklosen Harnisch des Ritters weisen, den er in spätem Jahren
seinem Freunde Feyerabend in Heilbronn zurückgelassen hat: derselbe, dem er
auch seine Denkwürdigkeiten gewidmet. Lange war er als ein Heiligthum dieser
Familie bewahrt, bis ihn vor etwa zwanzig Jahren der Besitzer des Hombergs
und der Edle von Berlichingen zu Jaxthausen erworben und hier aufgestellt
haben. Ein Enkel des Ritters veräufserte nämlich die Burg an die Heusenstamm,
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