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IO2

und wendeten sich an ihn mit der Sprache eines
fühlenden Herzens, wenn es Unglückliche findet.
Auf eine bescheidene Art fragten sie denselben, ob
sie ihm worin dienen, oder seine weitere Reise
durch ihre Gesellschaft weniger beschwerlich ma-
chen könnten.
„Mein Mädchen," — sagte die Mar-
quise, — „kann sich hinten auf den Wagen
setzen, bis wir zu einer andern Station kommen,
und ihr Maulthier steht Ihnen zu Diensten."
„Madam," —- erwiederte der ehrwürdige
Greis, — „ich sage Ihnen den verbindlichsten
Dank für Ihr großmüthigcs Anerbieten, aber
leider kann ich nicht von Ihrer Güte Gebrauch
machen! Ein vom Elend Erniedrigter darf nicht
auf den Balsam des Trostes Anspruch machen.
Vertraut geworden mit Detrübniß und Jammer,
würd' ich kaum die-Vertilgung meines Kummers
ertragen können. Ich habe keinen Freund, der
über meine Abwesenheit trauert, keine Verwand-
ten, die sich über mein Elend betrüben. Der
Frost des Alters hat die wilden Leidenschaften
meiner frühcrn Jahre gedämpft. Dürftigkeit
hat mir schon längst alle Bequemlichkeiten entzo-
gen, und ewige Reue kany allein die Verirrun-
gen meines Lebens aussöhnen."
Bey diesen Worten drehte er sich um, die
unwillkührliche Thrane wegzuwischcn, die ein
Schuld,
 
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