Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I IO

VI. Die erften Nachfolger der Italiener.

hältnifs zwifchen den Figuren des Vor- und jenen des Hintergrundes. All
diefe fchwachen Seiten, welche übrigens diefes Werk mit der ganzen Schule
gemein hat, hindern nicht, dafs es doch auch wirkliche Verdienfte in Hinficht
auf Zeichnung und Ausdruck aufweift, und dafs es mit Leben und Empfindung
befeelt ift. Die St. Rombalduskirche von Mecheln befitzt von ihm eine Auf-
erftehung Chrifti die ebenfo hell und voll gemalt ift, wie das Stück des Mu-
feums in Antwerpen.

Adriaan Key, von welchem wir nichts wiffen, als dafs fein Vater
Thomas hiefs, dafs er 155S bei Jan Hack lernte, 1568 in die Gilde trat, und
1582 wie 1588 Schüler annahm, kam wahrfcheinlich auch von auswärts nach
Antwerpen, nemlich von Breda, dem Geburtsorte feines Oheims Willem Key, der
nach Lampfonius ein guter Porträtmaler war und 1568 in Antwerpen ftarb. Nach
dem Stück zu urtheilen, welches das Mufeum zu Antwerpen von Adriaan befitzt
(Nr. 228—231) war auch er ein gefchickter Porträtmaler. Befagtes Werk ftellt
uns in der einen Hälfte Gillis Desmedt und einen feiner lieben Söhne, in der
anderen Maria Dedecker, deffen zweite Frau und eine ihrer Töchter vor. In
betender Stellung gegeben haben fie zwar kein betendes Ausfehen, befitzen
jedoch wohl den Ausdruck von Leben und Wahrheit, indem fie getreu aufge-
fafst und fchlicht wiedergegeben find, alle in fchwarzem Gewand, die Männer
in weifsen Halskraufen, die Frauen mit weifsen Hauben. Charakteriftifch ift
die blaffe Fleifchfarbe, die zwar etwas kalt ift aber doch weich bleibt und die
fprechende Lebendigkeit der Figuren nicht beeinträchtigt.

Wir fahen, dafs verfchiedene von den Meiftern diefer Schule eine grofse
Zahl von Schülern befafsen. Was wir auch an ihrer Richtung zu bemängeln
finden, fo dürfen wir doch nicht vergeffen, dafs fie es waren, welche Antwerpen
zum Hauptfitze der vlämifchen und eine Zeit lang der niederländifchen Schule
machten.

Unter den Schülern von Frans Floris finden wir die zwei Gebrüder
VAN CLEEF verzeichnet. Diefer Name wird von vielen Künftlern des 15. und
16. Jahrhunderts in Antwerpen getragen.

Wir fprachen bereits vonjooft van Cleef, welcher ein Zeitgenoffe der Ge-
brüder van Cleef war, die bei Frans Floris lernten. Jene Brüder aber waren drei,
Hendrik, 1534 als Meifter aufgenommen, der als gefchickter Landfehafter die
Hintergründe auf den Stücken von Frans Floris malte; Marten, der, feit 1550
Meifter, kleine Figuren in die Landfchaften feines Bruders, des Gillis van
Coninxloo und Anderer malte, und Willem, deffen Schiilerfchaft bei Floris
nicht gewifs ift, der gleichfalls 155° *n die Gilde trat, ein guter Maler von
grofsen Figuren wurde und jung ftarb.

Noch zahlreicher als die van Cleefs find die FRANCKENS,* welchen
wir in der Antwerpen’fchen Malerfchule begegnen. Drei von ihnen, Ambroos
der Aeltere, Frans der Aeltere und Hieronymus der Aeltere waren wie die
Gebrüder van Cleef Schüler des Frans Floris. Sie kamen alle drei vonHeren-
thals, wo fie zwifchen 1540 und 1550 geboren wurden, mit ihrem Vater
Nicolaas nach Antwerpen, in welcher Stadt fich der letztere niederliefs und
am 12. März 1596 ftarb.

Ambroos FRANCKENder Aeltere wurde 1573 Meifter der St. Lucasgilde,

1 577 Bürger und ftarb am 16. Oktober 1618. Wir wiffen, dafs er in feiner Jugend
nach dem Süden ging; 1570 war er in Fontainebleau, fpäter fand ihn van
Mander bei dem Bifchof von Tournay. Von ihm befitzt das Antwerpen’fche
Mufeum eine fehl' grofse Zahl von Gemälden. Eines von diefen (Nr. 135) ftellt

* Catalogue du Musee d’Anvers,
 
Annotationen