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Rooses, Max
Geschichte der Malerschule Antwerpens: von Q. Massijs bis zu den letzten Ausläufern der Schule P. P. Rubens — München, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.20661#0482
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XIII. Die Periode des Verfalls.

1741 war die Antwerpener Akademie von der St. Lucasgilde unab-
hängig geworden und der damit eingetretene oder befiegelte Zuftand des
Siechthums der letzteren hatte natürlich auch den Verfall des unter ihrer
Leitung flehenden Kunftunterrichts zur Folge gehabt. Nach einem vergeblichen
Verfuch, ihr Anfehen als Zeichenfchule herzuftellen, verzichtete fie daher
1749 auf alle Anfpriiche der Art und feit diefer Zeit wurde der Unterricht
nur mehr an der Akademie durch das uneigennützige Zufammenwirken einiger
Künftler gegeben. Es herrfchte mehr Regelmässigkeit im Unterricht und
mehr Eifer bei den Lehrern als diefs im vorigen Jahrhundert der Fall war.
und diefe Erscheinungen kamen in fpäteren Jahren der Kim ft zu Gute. Die
Invafion der Franzofen wirkte zunächft unglücklich auf die Zeichenfchule, in-
dem 1794 alle Curfe mit Ausnahme jener der Architektur und Perfpektive
eingeftellt wurde. Zwei Jahre fpäter jedoch kam es zu einer Reorganifation
auf viel fefteren Grundlagen, was vorzugsweise dem Eingreifen Dargonne’s
des damaligen nationalen Agenten und Repräfentanten der franzöfifchen
Republik in Antwerpen zu danken war. Noch mehr Eifer als dieser legte
d'Herbouville der 1800 zum Präfekten des Departements der beiden Nethen
ernannt worden war, an den Tag, und es gelang ihm 1804 unterer Akademie
ihre gegenwärtige Geftaltung zu verfchaffen.

Von 1765 an, unter der Oefterreichifchen Regierung, dann unter
Dargonne und d’Herbouville, endlich unter Napoleon und Wilhelm I. war
Herreyns immer raftlos bemüht, den Kunftunterricht Antwerpens in Bltithe
zu bringen. Hatte er gethan, was er konnte, um die Gemälde, welche die
Franzofen der Scheldeftadt entführt hatten, zurückzuerhalten, fo that er auch
was er konnte, um den Ueberlieferungen der alten vlämifchenMalerfchule über
die damals hochgehaltene falfche Lehre der Parifer Schule zum Siege zu verhelfen
und er that es in der That nicht ohne guten Erfolg. Herreyns war der einzige
aus feiner Zeit, an welchem man noch den vlämifchen Maler von früher erkennt,
und deffen Farbe und Zeichnung noch an die Rubens’fche Schule erinnert.

Von den Hiftorienmalern diefer Periode haben wir fchliefslich noch
Andreas Bernardus de Quertenmont, geboren am 1. März 1750,
geftorben am 3. Juli 1835, der Maler und Ivupferftecher war, und feinen
Schüler LODEWYK ADRIAAN Frans Moons, geb. den 11 Mai 1769 und ge-
ftorben am 25. December 1844 zu erwähnen, von welchen es jedoch
genügt anzugeben, dafs fie beide im franzöfifchen klaffifchen Styl jener Zeit
arbeiteten.

In den kleinen Fächern ift nur eine verhältnifsmäfsig geringe Zahl von
Künftlern untergeordneten Ranges zu verzeichnen.

Karel Breydel (1677—1744) beigenannt der Ritter, Schüler des
Peeter Ijkens und abwechfelnd Nachfolger des Vloeren Brueghel und des van
der Meulen, malte Landfchaften, Thiere und Reitergefechte und machte fich
befonders in den letzteren einen Namen. Er wufste feine Pferde und Reiter auf
lebendige Weife durcheinander zu werfen, fie ernergifch zu coloriren und
lebendig auszuführen.

Ein anderer Breydel, Franz, (1679— 1750) der fich auf das Malen
von Bildniffen und Feftlichkeiten verlegte, verbrachte, wie Karel, einen grofsen
Theil feines Lebens aufferhalb Antwerpens.

Gaspar Broers, der 1694/95 bei Jan Baptist Vermeire lernte,
1703/4 Meifter wurde und fchon zwölf Jahre fpäter ftarb, ift vielleicht noch
der befte Schlachtenmaler feiner Zeit, wie aus einem grofsen Bild im Mufeum
Plantin-Moretus, die »Schlacht bei Eekeren«, hervorgeht, in welchem die
 
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