1879.1
DIE MATTER DES LYSIMACHOS.
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hatte kein Interesse für einen Tempel, der einer für ihn viel zu jungen
Zeit angehörte, und ich kann sagen, nachdem ich einen grossen Theil
der Stücke noch gesehen habe: ich bezweifle, wenn sie zusammen-
gebracht worden wären, oh für die Kunstgeschichte oder die Wissen-
schaft ein wesentlicher Gewinn dadurch erreicht wäre. Ich gestehe zu,
es ist das eine Art von Sacrilegium gewesen; Herr Schliemann hat den
Tempel mitten durchschnitten, die Baustücke sind auf die Seite gewor-
fen und zum Theil wieder verschüttet worden, und es wird nicht leicht
jemand in die Lage kommen, auch mit den grössten Aufwendungen,
sie wieder zusammenzubringen. Aber unzweifelhaft, wenn Herr Schlie-
mann in der Weise vorgegangen wäre, dass er von oben her Schicht
um Schicht abgeräumt hätte, würde er bei der Grösse der Aufgabe
heute noch nicht auf den Schichten sein, in denen die Hauptsachen
gefunden sind. Er hat sie nur erreicht, indem er aus dein grossen
Hügel gewissermassen den Kern ausgeschält hat.
„Der Hügel von Hissarlik ist nämlich im Laufe der Zeit nicht blos
Nr. 17. Troja von tler Südostaeite gesehen. Biese Ansicht ist von der Hochebene zwischen dein
Siaioeis und dem Thymbrios, oberhalb des griechischen Theaters von Novnm Ilinni aus aufgenommen.
in die Höhe gewachsen, sondern er ist auch in die Breite und Dicke
gewachsen durch diejenigen Schuttmassen, welche die nachfolgenden
Geschlechter, um ihrerseits bauen zu können, wegräumten und beiseite-
warfen, um sich eine Baufläche herzustellen. Jetzt, nachdem die
Grabungen in dieser Richtung in einer gewissen planmässigen Ordnung
vorgenommen sind, kann man aus dem Aufbau dieses Abraums, der
auf senkrechten Durchschnitten eine Reihe von übereinanderliegenden,
schief abfallenden Stratincationen bildet, mit grösster Bestimmtheit
chronologische Schlüsse machen. Schwerlich würde man solche Schlüsse
machen können, wenn man einfach die aneinanderliegenden Schichten,
die doch nicht immer in demselben Niveau fortlaufen, abgetragen hätte.
„In der Oberfläche sehen wir an einer Stelle die Tempelfundamente;
an andern die aus regelmässigen Quadern zusammengesetzte Mauer der
alexandrinischen Zeit, die sogenannte lysimachisehe Mauer. Ihr Ver-
hält niss ist höchst charakteristisch. An senkrechten Durchschnitten,
welche durch die peripherischen Theile des Bügels gemacht sind, er-
blickt man Aufschüttungen von Abraummasse, eine über der andern,
DIE MATTER DES LYSIMACHOS.
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hatte kein Interesse für einen Tempel, der einer für ihn viel zu jungen
Zeit angehörte, und ich kann sagen, nachdem ich einen grossen Theil
der Stücke noch gesehen habe: ich bezweifle, wenn sie zusammen-
gebracht worden wären, oh für die Kunstgeschichte oder die Wissen-
schaft ein wesentlicher Gewinn dadurch erreicht wäre. Ich gestehe zu,
es ist das eine Art von Sacrilegium gewesen; Herr Schliemann hat den
Tempel mitten durchschnitten, die Baustücke sind auf die Seite gewor-
fen und zum Theil wieder verschüttet worden, und es wird nicht leicht
jemand in die Lage kommen, auch mit den grössten Aufwendungen,
sie wieder zusammenzubringen. Aber unzweifelhaft, wenn Herr Schlie-
mann in der Weise vorgegangen wäre, dass er von oben her Schicht
um Schicht abgeräumt hätte, würde er bei der Grösse der Aufgabe
heute noch nicht auf den Schichten sein, in denen die Hauptsachen
gefunden sind. Er hat sie nur erreicht, indem er aus dein grossen
Hügel gewissermassen den Kern ausgeschält hat.
„Der Hügel von Hissarlik ist nämlich im Laufe der Zeit nicht blos
Nr. 17. Troja von tler Südostaeite gesehen. Biese Ansicht ist von der Hochebene zwischen dein
Siaioeis und dem Thymbrios, oberhalb des griechischen Theaters von Novnm Ilinni aus aufgenommen.
in die Höhe gewachsen, sondern er ist auch in die Breite und Dicke
gewachsen durch diejenigen Schuttmassen, welche die nachfolgenden
Geschlechter, um ihrerseits bauen zu können, wegräumten und beiseite-
warfen, um sich eine Baufläche herzustellen. Jetzt, nachdem die
Grabungen in dieser Richtung in einer gewissen planmässigen Ordnung
vorgenommen sind, kann man aus dem Aufbau dieses Abraums, der
auf senkrechten Durchschnitten eine Reihe von übereinanderliegenden,
schief abfallenden Stratincationen bildet, mit grösster Bestimmtheit
chronologische Schlüsse machen. Schwerlich würde man solche Schlüsse
machen können, wenn man einfach die aneinanderliegenden Schichten,
die doch nicht immer in demselben Niveau fortlaufen, abgetragen hätte.
„In der Oberfläche sehen wir an einer Stelle die Tempelfundamente;
an andern die aus regelmässigen Quadern zusammengesetzte Mauer der
alexandrinischen Zeit, die sogenannte lysimachisehe Mauer. Ihr Ver-
hält niss ist höchst charakteristisch. An senkrechten Durchschnitten,
welche durch die peripherischen Theile des Bügels gemacht sind, er-
blickt man Aufschüttungen von Abraummasse, eine über der andern,