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als gegeben angesehen. Hans Kunze 1 , der 1912 in
den Querhausportalen die für eine irrste ^ertfassade
geplanten Portale archäologisch nachgewiesen hat,
stellte die Behauptung auf, die Lokalheiligen seien
ursprünglich für das Mittelportal bestimmt gewesen;
Gerichtsportal und ein Marienportal (in der ikono-
graphischen Tradition von Senlis, Laon und Chartres/
Nordcuerhaus) hätten als Seitenportale dienen sollen.
Gegen diese Ansicht hatte sich 1914 Vöge gewandt
und erklärt, jene sechs Propheten seien für das Mit-
tel^ortal der ersten äestfaseado bestimmt gewesen:
sie seien nicht unbeträchtlich grösser als die Ge-
wändefiguren des Querhauses. Panofsky hat in seinem
Aufsatz über die Reihenfolge der vier Geister von
Reims 1927 diese Frage offen gelassen; er konnte den
Grössenunterschied nicht nachweisen und schlug als
Alternativlösung eine lanänderung innerhalb des
ersten ixonographischen Programms vor.
Gemessen hat diese Figuren, soweit wir sehen
können, bisher niemand.
Die so verschiedenartigen Skulpturen der Reimser
Vestnortale hat die Forschung stilgeschichtlich geord-
net, wobei der Einfluss der Portalfiguren von Amiens
vor allem von den französischen Forschern betont wor-
den ist. Lie Datierungen der französischen und der
deutschen Forschung klaffen für die Reimser Portal-
figuren weit auseinander. Die deutsche Forschung ge-
wann durch die Vergleiche mit den Bamberger Skulpturen
in ihrer Chronologie schon früh einen Fixpunkt. Sie
geht noch heute selbst mit den späten Figuren der
Vestfasrade nur wenig über die Mitte des 13. Jahrhun-

1) Hans Kunze: D.Fassadenproblem der französischen
Früh- u. Hochgotik, Lpzg 1912; 1m folg, zitiert
als "Kunze".

2) Vilhelm Vöge: Die Bahnbrecher des Naturstudiums
um 1200, Zschr.f.bild.Kst. N.F. (XXV) 1914, H.8,
p. 193 ff., im folg, zitiert als "Vöge, Bahnbrecher".
 
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