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B. DIE GRIECHISCH-ÄGYPTISCHEN TONGEFÄSSE.

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Einige vereinzelte Reliefgefässe seien hier noch angefügt.
Unter diesen sind die Barbotinetöpfchen die wichtigsten, von denen wir ein aus
der Sammlung Herold stammendes Dresdener Exemplar abbilden können. Auf den
dunklen Tongrund sind entweder aus demselben Ton flüssig Tüpfchen oder Ranken
aufgesetzt, oder diese Ranken und Blätter sind weiss bemalt. Hier und da sind an den
Henkeln noch Tonringe erhalten, welche zum Teil auch an den Griffen der Deckel
vorhanden sind, so an einem interessanten Töpfchen der Kairener Sammlung, auf dem
die Barbotineranken ihrerseits wieder durch schwarze Malerei ersetzt sind. Die Form
ist in der Regel die eines Bechers mit zwei Henkeln, niedrigem Fuss und absetzendem
Rand, doch kommen auch Formen vor, welche sich mehr der Pyxis nähern. Aus Kairo
nenne ich die noch recht feinen Stücke Tafel XXVI, 26322—26325 des EöGARschen
Kataloges. In Alexandrien befinden sich ebenfalls einige Becher, unter welchen ich einen
besonders hervorhebe. Er ist nämlich mit kreuzförmig angeordneten Barbotineblättern
verziert und stellt dadurch die Verbindung
mit einer früheren, sehr feinen Keramik her,
von denen sich seltene Proben z. B. in Heidel-
berg befinden, welche aus Rom stammen.
Es handelt sich um besonders feine, dünn-
wandige Gefässe, welche ebenfalls Barbotine-
verzierungen tragen, und in die Glasperlen ein-
gelassen sind. Es scheint, dass einerseits diese
Tonbecher Metallgefässe nachbilden sollen,
in die Edelsteine eingelegt waren, und dass
sie andererseits Glasgefässen zum Vorbild
gedient haben, wie ja gerade die römische Keramik nicht selten grosse Verwandtschaft
mit der Glasindustrie aufzuweisen hat, welche durch Übertragung der Glasur auf den
Ton ja schon äusserlich dokumentiert wird. Kisa hat dieses Verhältnis eingehend
behandelt. Er leitet in seinem Hauptwerke „Das Glas im Altertum“ I, 2241 die
Tonbarbotine sogar aus Ägypten her, wie mir scheint, auf Grund unserem Becher
ähnlicher Stücke (vgl. II, 472fr.). Die Priorität der ägyptischen Funde — wenn es
sich anders um die hier besprochenen Gefässe handelt — kann ich keineswegs für
erwiesen halten; denn die Ware ist roh und hält den Vergleich mit rheinischen Arbeiten
und den erwähnten römischen Funden in keiner Weise aus. Die Kairener Becher
stammen aus Theben und Koptos; alexandrinische Entstehung werden wir für sie nicht
anzunehmen haben.
Zu einer anderen Vase der SlEGLlNschen Sammlung — in Tübingen, Archäo-
logisches Institut (Abb. 1 14) — bietet sich aus der Fayence eine annähernde Analogie.
Es ist ein ziemlich roher, henkelloser Topf aus braunem Ton ohne Überzug. Der Hals
ist abgebrochen. Vier Reliefs sind als Attachen aufgepresst und werden von gewellten
aufgetragenen Tonbändern unregelmässig umschlossen. Die Medaillons stellen zweimal


Abb. 1 13. Barbotinebecher in Dresden.
 
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