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B. DIE GRIECHISCH-ÄGYPTISCHEN TONGEFÄSSE.

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VIII. FORMSTEMPEL.
Die Einzelbeschreibung der Formen gibt das, was zur Erkenntnis des einzelnen
notwendig ist. Wir können uns an dieser Stelle darauf beschränken, zu berichten, was
sich über Zeit und Verwendung dieser Stempel etwa vermuten lässt.
Für einige Stücke steht ihre Verwendung unzweifelhaft fest. Aus ihnen sind Terra-
kottafiguren gepresst worden. Eine fein und anmutig bewegte Nike verrät rein griechische
Formensprache (Taf. LI, i), aber der mächtige Aufbau, den ihre Hände balancieren,
findet in lokal griechisch-ägyptischen Tonfiguren seine Analogie. Ebenso steht es mit dem
Aphroditetypus LI, 3, dessen Kopfputz in dieselbe Richtung weist. Deckt man ihn ab,
so steht die griechische Göttin vor uns, aber die Fülle
der Formen verrät schon einen neuen Geschmack.
Ein zierliches, fast noch reines Köpfchen ist LII, 4; die
Harpokratesdarstellungen dagegen LI, 8 und LII, 7
sind ebenso wie der Pygmäe LII, 3 schon griechisch-
ägyptische Mischwesen. Auf die Gegenstücke und
Parallelerscheinungen wird im Text weiter unten hin-
gewiesen. Auch die Lampenform LII, 1 trägt ihre
Bestimmung in sich selbst.
Für die Rundmedaillons dagegen können zwei
Arten der Verwendung vermutet werden. Entweder
hat man mit ihnen Tonreliefs hergestellt oder sie als
Kuchen- und Brotstempel benutzt. Wichtig, wenn auch nicht entscheidend ist der
Umstand, dass sich keiner dieser Stempel in Ton abgedrückt gefunden hat. Und das
wird bei den verhältnismässig zahlreichen uns bekannten Reliefschalen (s. o. S. 57 fr.)
kaum Zufall sein. Ferner gehen die meisten Stempel in ihren Massen über die bekannten
Tonreliefs hinaus, selbst wenn man die auffallend grossen Medaillons, welche gerade
Alexandrien geliefert hat, in Betracht zieht. Nur den kleineren Rundreliefs ähnliche
Kompositionen finden sich z. B. auf Plakettenvasen. Ich nenne L, 1.
Als Darstellungen finden wir durchgängig feierliche Szenen oder solche Gegen-
stände, welche auf festliche Opfer hinweisen. Hierzu rechne ich die Stierköpfe XLIX, 11;
L, 3, 7 und 9 und die im Text erwähnten Analogien, zu welchen ein brauner Stempel
des alexandrinischen Museums hinzutritt, auf welchem ein ganzer Stier abgebildet ist
(Abb. 171). Opfertiere sind vielleicht auch auf Tafel LII, Mitte, zu erkennen und in dem
Gänsehals XLIX, 6. Den Fruchtkorb LI, 9 möchte ich ebenfalls hierher rechnen. Wenn
wir noch die Blüte L, 9 und das einfache Ornament L, 6 hinzunehmen, sind wir vielleicht
schon etwas zu weit gegangen. Ein festliches Opfer geben jedoch die Rundreliefs XLIX, 1
und LI, 5, einen feierlichen Zug XLIX, 4. Auch die Kandelaber auf XLIX, 5 und 10
künden Festesfreude. Ebensowenig darf der Eros mit seinem Weinkrug LI, 7 und mit der


Abb. 171. Formstempel in Alexandrien.
 
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