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B. DIE GRIECHISCH-ÄGYPTISCHEN TONGEFÄSSE.

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gefunden. Seine Ansetzung in das 6. Jahrhundert ist entschieden verfehlt (Journal Hellenic
Studies 1905, S. 81, Fig. 1). Nach dem Stil der Ornamente gehört es in denselben Kreis;
jünger dürfte es kaum sein, denn nach der Unterwerfung Apuliens durch die Römer ist
ägyptischer Import nicht mehr sehr wahrscheinlich. Die Funde im Lande hören mit
diesem Zeitpunkt nahezu ganz auf; die Schale von Canosa ist in einem Grabe des
3. Jahrhunderts gefunden, und die Ptolemäerkanne spricht für sich selbst. Als sicher
hellenistisch ist ferner auch der aus Tanagra stammende herrliche Fayencekantharos der
Sammlung SABOUROFF anzusehen, den bereits Furtwängler richtig datiert hat.
Gemeinsam ist diesen nachweisbar hellenistischen Stücken — auszunehmen ist
nur ein Teil der Ptolemäerkannen — eine sehr helle Farbengebung. Am beliebtesten
sind Hellblau und Hellgrün; auch Hellgelb und Braun treten auf, häufig ist Weiss. (Ein
schönes Exemplar bei Spiegelberg, Ägyptische Sammlung zu Strassburg, Taf. XIV, 53.)
Diese hellen Töne und die feinere Glasur verschwinden in römischer Zeit. Wenigstens
beobachtet man an den ägyptischen glasierten Sachen aus Pompeji eine sehr kräftige
starke Glasur und meistens dunklere Farben.
Dass wir dem Schachbrettmuster begegnen, kann uns nicht wundernehmen, denn
es gehört auch sonst zu den verbreitetsten Ornamenten der hellenistischen Keramik. Die
schwarzgefirnissten, oben besprochenenVasen bieten die allernächsten Analogien, und mit
ihnen gehören die ebenso verzierten Eayencegefässe in den Anfang des 3. Jahrhunderts.
Ein schönes Fragment des Kairener Museums gibt ein Schachbrett, zu den Seiten ruhig
schreitende Greife und darunter vom Boden aulsteigende, lanzettförmige Blätter. Der
Bildfries ist von Flechtbändern eingerahmt. Die Ornamente stehen matt-hellgrün auf
graublauem Grund (Bissing, a. a. O. S. 18030, gibt eine ungenaue Zeichnung, welche
18030 und 18031 vermischt. Richtig bei WALLIS, Egyptian ceramic art, The Mac
Gregor Collection, S. 85, Fig. 186). Zwei Gazellen sind neben dem gleichen Muster
auf einer Schale wohl gleicher Form erhalten (WALLIS, a. a. O. big. 187). Zwei
sehr ähnliche Bruchstücke kenne ich aus Alexandrien. Aul beiden ist zur Linken
das Hinterteil eines Tieres erhalten, vielleicht eines Greifen oder eines Hahnes. Die
Farben sind Grün, beziehungsweise Weiss auf Blau. Unter dem letzten Bildstreifen
ziehen sich die von Hadravasen und megarischen Bechern her bekannten Ranken hin.
Zwei weitere Bruchstücke ermangeln der figürlichen Dekoration, entsprechen vielmehr
ganz der Kotyle von Canosa, indem sie einen Schachbrettfries aufweisen. Das erste
Stück hat darunter ein Netzmuster und Reste von Blättern, welche vom Boden aufsteigen
(dunkel- und hellblau), das zweite entspricht noch mehr dem Canosiner Exemplar: unter
dem weissen Rand zieht sich ein weisser „laufender Hund“ auf blauem Grund hin, darauf
folgt ein weisser Streifen und dann weisses und braunschwarzes Schachbrettmuster.
Die charakteristische Form dieser Gefässe ist die fusslose, fast halbkugelförmige
Schale, dieselbe Form, die uns die megarischen Becher und die polychromen Relief-
schalen, alexandrinische Erfindungen, bieten (Wallis, Typical examples II, pl. IV).
Wir dürfen also wiederholen, dass diese tiefen Fayenceschalen der hellenistischen Zeit
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