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Archäologische Gesellschaft zu Berlin. Sitzung vom 31. März 1925

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reicht. Ein verdickter Ansatz auf den
Schultern scheint kein Haar zu sein, sondern
der lange hintere Zipfel der Mütze; die
Unterbrechung ist als Beschädigung anzu-
sehen. Die Wangen sind von breiten Zipfeln
bedeckt, die in schmale auf die Brust herab-
fallende Bänder auslaufen.
Die Mütze gehört zur Gattung der »phry-
gischen« Mütze. In den drei Zipfeln er-
innert sie an die Mütze der Amazone Furt-
wängler-Reichhold, Gr. V. Taf. 113, doch


Abb. 3. Hockender Silen.

fällt hier die Spitze nach vorn. Das herab-
fallende Band andererseits gleicht der hethi-
tischen Helmlocke und dem Band der spitzen
Mütze des Reiters aus Vroulia; es handelt
sich aber bei unserem Stück nicht um einen
Helm, weswegen auch die Kopfbedeckung
des von Boehlau veröffentlichten Reiters
aus Samos anders ist *). Die ähnlichsten
Mützen finde ich bei den Persern z. B.
Dalton, Treasure of the Oxus Taf. XIII
Nr. 48; nur sind die Bänder um das Kinn
gelegt und der Zipfel ist kürzer. Dieser ist
etwas länger bei den Saken, die den Thron
1) Poulsen, Orient, und frühgriech. Kunst ß2, 81.
Kinch, Vroulia 12 f Taf. XIII. Boehlau, Aus ion. u.
ital. Nekropolen 160 Taf. XIV Nr. 4.

Artaxerxes' III. tragen (Sarre-Herzfeld,
Iran. Felsreliefs 37 Abb. 7), doch vermutet
H., daß die Spitze nur aus Raummangel
umgebogen sei, weil nach Herodot die Saken
eine aufrechte Spitze getragen hätten. Wir
haben es daher wohl mit einer neuen Vari-
ante dieser formenreichen Gattung zu tun,
die man vielleicht dann am besten mit
>>arischer Mütze« bezeichnen sollte.
Den Reiter selbst haben wir demnach als
einen Vertreter eines arischen Reitervolks
i anzusehen oder als einen Griechen in
dieser fremden Tracht; denn der
»Perserreiter«, der Miltiadesteller und
andere Denkmäler beweisen, daß diese
Tracht von den Griechen übernommen isp).
3. Abb. 3. Inv. E $0. Erw. in Athen.
H. 8 cm. Heller gelblicher Ton. Überzug
von ursprünglich roter Farbe, die jetzt fast
ganz braun ist; Sinter. Hockender Silen
vom Typus Winter I 215 Nr. 5 ; ithyphallisch


mit Loch darunter, wohl zur Veranschau-
lichung des apotropäischen ^flatus ventris«
(vgl. Jahn, sächs. Ber. 7, 1855, 48 f).
4. Abb. 4. Inv. E 60. Erw. in Paris. H.
5 cm. Heller gelblicher Ton; Reste roter
Farbe in den Vertiefungen des Gesichts
und Gesäßes. Affe, der Kunststücke macht;
er steht auf drei Händen und hebt die rechte
Vorderhand triumphierend hoch; auf dem
Kopf balanziert er einen Teller mit Belag,
auf dem Gesäß einen zylindrischen Napf.
Bei Winter 222—5 nichts Gleiches; für das

i) Vgl. Helbig, Les Hippeis atheniens — Mem.
Ac. inscr. Bell. Lettr. 37 1902, 46 ff.; weiter R.
Zahn, Darstellung d. Barbaren 4$ ff, Arch. Anz. 1916
200 Nr. 28; Wolters, Festschrift f. H. Wölfflin 12 ff.

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