Aenderungm im Ministerium.
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war thöricht genug, schlimmer aber uoch die täglich stärkere Verwechseluug
und Vermischuug der Commuualaugelegenheiteu mit den Jnteresseu des
Staates. Bereits am 15. März hatte sich, um den verhaßten Bürger-
meister*) und den uubrauchbareu alten Magistrat zu ersetzen, ein pro-
visorischer Bürgerausschuß gebildet, an welchem Ständemitglieder, her-
vorrageude Stützeu des juridisch-politischen Lesevereius und Repräseutan-
ten der Uuiversität theiluahmeu. Die Noth des Augeublickes rechtfertigte
diese Usurpatiou. Gerade so einflußreiche Mäuner wie Dobblhof, Horn-
bostl, A. Bach konnten aber auf der auderu Seite sich keiue feste Grenze
ihrer Wirksamkeit setzeu; sie griffen zu, wo die Furcht oder Rathlosigkeit
der Regierung ihre Hilfe aurief, und bildeten so die Gewohnheit aus,
daß sich die städtischen Vertreter gleichzeitig als Staatsmäuuer betrach-
teteu, daß das Wiener Volk die Befriediguug seiuer localeu Wünsche als
die Hauptaufgabe des constitutiouelleu Miuisteriums behauptete und Wien
und Oesterreich, die Stadt uud den Staat gleichbedeutend wähnte. Ver-
häuguißvoll sür das Verfassuugslebeu bot doch diese Mouate lang ge-
nährte Täuschuug augenblicklich den Vortheil, daß sie der Regierung das
politische Leben und Athmen erleichterte. Hätte das Ministerium sich
eine sreie Uebersicht der Lage der eiuzelnen Provinzen verschaffen köu-
nen, wäre seiu Blick nicht stets auf das Weichbild von Wien gebannt
gewesen, so hätte es sick> schwerlich vor Verzweifluug retten köunen. Der
gewaltige Lärm, welcher unmittelbar vor den Fenstern der Minister ver-
sührt wurde, hiuderte diese, auf das Nollen des Douuers in den eut-
legeneren Provinzen zu achteu, sie uahmeu Alles, was außerhalb des
Weichbildes von Wieu vor sich giug, verhältuißmäßig leicht uud hielten
ihre wichtigste Ausgabe gelös't, gelang es ihuen, in ihrer uächsteu Um-
gebuug deu Schein der Ruhe zu schafseu.
Das erste verantwortliche Miuisteriulu, am 21. März officiell ver-
küudigt, erfuhr bereits nach wenigeu Tagen manuigfache Veräuderuugeu.
Kolowrat, seiner Schwäche Lewußt, trat am 3. April zurück und über-
ließ den Vorsitz im Ministerrathe dem Grafeu Ficquelmont. Gleichzeitig
nahm auch Kübeck, durch die jüngsteu Ereiguisse in hohcm Grade an-
gegrifseu, seiue Eutlassuug. Jhn ersetzte ein in der galizischen Beamten-
schule gebildeter Admiuistrator, Philipp Krauß. Eiuige Wochen läuger
Leharrte Graf Taaffe auf seiuem Posten (22. April); seine eigeutliche
Wirksamkeit hatte aber schon uach dem Erlasse des Preßgesetzes uud nach
der Bekanutmachuug seiuer Jnstructioueu au die Justizbehördeu, wie sie
jenes haudhaben sollten, ihr Ende erreicht. Gegen das Preßgesetz erhob
sich auf der Universität (1. April) ein gewaltiger Sturm. Der Redestrom
Derselbe, Nitter Czapka, hatte stch den Haß der untercn Volkvclafscn Lesonders
dadurch zugezogen, daß er in dem Nvthjahre 1847 lant äußerte, cr glaube nicht andir
Theuerung, denn die Gasthauser Wiens wären nach wie vvr mit Bcsuchern gefüllt.
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war thöricht genug, schlimmer aber uoch die täglich stärkere Verwechseluug
und Vermischuug der Commuualaugelegenheiteu mit den Jnteresseu des
Staates. Bereits am 15. März hatte sich, um den verhaßten Bürger-
meister*) und den uubrauchbareu alten Magistrat zu ersetzen, ein pro-
visorischer Bürgerausschuß gebildet, an welchem Ständemitglieder, her-
vorrageude Stützeu des juridisch-politischen Lesevereius und Repräseutan-
ten der Uuiversität theiluahmeu. Die Noth des Augeublickes rechtfertigte
diese Usurpatiou. Gerade so einflußreiche Mäuner wie Dobblhof, Horn-
bostl, A. Bach konnten aber auf der auderu Seite sich keiue feste Grenze
ihrer Wirksamkeit setzeu; sie griffen zu, wo die Furcht oder Rathlosigkeit
der Regierung ihre Hilfe aurief, und bildeten so die Gewohnheit aus,
daß sich die städtischen Vertreter gleichzeitig als Staatsmäuuer betrach-
teteu, daß das Wiener Volk die Befriediguug seiuer localeu Wünsche als
die Hauptaufgabe des constitutiouelleu Miuisteriums behauptete und Wien
und Oesterreich, die Stadt uud den Staat gleichbedeutend wähnte. Ver-
häuguißvoll sür das Verfassuugslebeu bot doch diese Mouate lang ge-
nährte Täuschuug augenblicklich den Vortheil, daß sie der Regierung das
politische Leben und Athmen erleichterte. Hätte das Ministerium sich
eine sreie Uebersicht der Lage der eiuzelnen Provinzen verschaffen köu-
nen, wäre seiu Blick nicht stets auf das Weichbild von Wien gebannt
gewesen, so hätte es sick> schwerlich vor Verzweifluug retten köunen. Der
gewaltige Lärm, welcher unmittelbar vor den Fenstern der Minister ver-
sührt wurde, hiuderte diese, auf das Nollen des Douuers in den eut-
legeneren Provinzen zu achteu, sie uahmeu Alles, was außerhalb des
Weichbildes von Wieu vor sich giug, verhältuißmäßig leicht uud hielten
ihre wichtigste Ausgabe gelös't, gelang es ihuen, in ihrer uächsteu Um-
gebuug deu Schein der Ruhe zu schafseu.
Das erste verantwortliche Miuisteriulu, am 21. März officiell ver-
küudigt, erfuhr bereits nach wenigeu Tagen manuigfache Veräuderuugeu.
Kolowrat, seiner Schwäche Lewußt, trat am 3. April zurück und über-
ließ den Vorsitz im Ministerrathe dem Grafeu Ficquelmont. Gleichzeitig
nahm auch Kübeck, durch die jüngsteu Ereiguisse in hohcm Grade an-
gegrifseu, seiue Eutlassuug. Jhn ersetzte ein in der galizischen Beamten-
schule gebildeter Admiuistrator, Philipp Krauß. Eiuige Wochen läuger
Leharrte Graf Taaffe auf seiuem Posten (22. April); seine eigeutliche
Wirksamkeit hatte aber schon uach dem Erlasse des Preßgesetzes uud nach
der Bekanutmachuug seiuer Jnstructioueu au die Justizbehördeu, wie sie
jenes haudhaben sollten, ihr Ende erreicht. Gegen das Preßgesetz erhob
sich auf der Universität (1. April) ein gewaltiger Sturm. Der Redestrom
Derselbe, Nitter Czapka, hatte stch den Haß der untercn Volkvclafscn Lesonders
dadurch zugezogen, daß er in dem Nvthjahre 1847 lant äußerte, cr glaube nicht andir
Theuerung, denn die Gasthauser Wiens wären nach wie vvr mit Bcsuchern gefüllt.