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3. Der Winterseldzug in Ungarn.

Die Lage Ungarns nach der Wiederbesetzung Wiens durch die kaiser-
lichen Truppen und dem Verluste des Treffens bei Schwechat schien ver-
zweifelt. Latour's Plan, das rebellische Land vollständig zu umzingeln,
von allen Seiten gleichzeitig gegen die Hauptstadt vorzurücken und hier
am Heerde, das Feuer der Empörung zu verlöschen, nahte endlich seiner
Verwirklichung. Jn allen benachbarten Generalaten wurde gerüstet, an
der nördlichen wie an der südlichen, an der westlichen wie an der Lstli-
chen Grenze Truppen gesammelt und der Aufstand der nichtmagharischen
Stamme iu das Werk gesetzt oder wenigstens thatkräftig unterstützt. Wäh-
rend die Hauptarmee unter dem Commando des Fürsten Windischgräz
an der obern Donau zum Einbruche Lereit stand, sollten General Simo-
nich von Mähren, Schlick von Galizien aus in Ungarn einrücken. An
der steirischen Grenze organisirte Nugeut ein Armeecorps, bestimmt gegen
Esseg und die südlichen Provinzen vorzudringen, in Siebenbürgen wartete
Puchner nur auf einen günstigen Zeitpunkt, um sich übcr Großwardein
den auderen Heeressäulen zu nähern. Die serbischen Jnsurgenten, der
walachische Landsturm, die slowakischen Freischaaren konnten zwar nicht
mit jenem Erfolge in die Operationen der regulären Armee eingreifen,
welchen die Schwärmer für Volksbewafsnung hofften, immerhin beschäf-
tigten sie den Feind und zwangen ihn, seine Kräfte zu theilen. Dieser
überwältigenden österreichischen Macht — sie betrug 110000 Mann an
verfügbaren regulären Truppen und zwischen 30000 bis 40000 Mann
aufgebotenen Volkes — konnten die Magharen nur Trümmer der alten
und rohes Material einer neuen Armce, das Ganze vorläufig wenig
besser als ein ungeübter Landsturm, eutgegenstellen. Der Landesverthei-
digungsausschuß gebot über 21 Bataillone alter Jnfanterie, welche zu
 
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