Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
4. Der nngarische Reichstag.

Am 20. Mai unterschrieb der Palatinus im Namen des flüchtigen
Königs das Patent, welches den ungarischen Reichstag ans den 2. Juli
nach Pesth berief. Anßerordentliche Umstände, die Ereignisse in Wien,
die Agitation in den südlichen und östlichen Grenzgebieten des Landes
hatten diesen Entschlnß im nngarischen Cabinete gezeitigt, zn einer außer-
ordentlichen Anfgabe war der Reichstag ausersehen. So groß anch das
Bedürfniß einer Reform der Gesetzgebung sein mochte, so dringend eine
nene Organisation der Verwaltung und Justizpflege erschien: so mußte
doch Alles znrücktreten gegen die Pflicht, „die feste nnd unabhängige
Epistenz der gesährdeten Krone nnd des erschütterten Vaterlandes sicher
zn stellen." Die Beschlüsse des Reichstages sollten in der Wagschale
den Ansschlag gegen die kroatischen Malcontenten nnd die serbischen Re-
bellen geben, seine Eröfsnung dazu benutzt werden, um den Kaiser znr
Reise nach Ofen zn bewegen. Einmal hier angelangt, konnte er nicht
anders als Zeugniß geben für die Gerechtigkeit der ungarischen Sache.
Seine Anwesenheit in Pesth würde an und für sich die Behanptung, daß
der Hof es im Herzen mit den Gegnern Ungarns halte, Lügen gestraft
haben. Aus diesem Grunde bemühte stch das Ministerinm auf das Eif-
rigste, den Kaiser für die persönliche Eröffnung des Reichstages zn ge-
winnen. Batthhanh hatte bereits in diesem Sinne in Jnnsbruck ge-
wirkt. Da seine Argnmente ohne Erfolg blieben, eilte der Palatinns
selbst (23. Jnni) von Szechenhi nnd Eötvös begleitet, nach dem Hof-
lager, um eine günstige Entscheidung zu holen. Aber derselbe Grund
bestimmte anch die Umgebnng des Kaisers, die Bitte beharrlich zu ver-
weigern. Der Kaiser sollte nicht unbedingt Partei ergreifen, nicht durch
eine vorschnelle Handlnng das Vermittlnngsgeschäft nnterbrechen, abge-
 
Annotationen