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3. Der Agramer LaudLag.

Jm Hochsommer 1848 saßen nicht allein die Landtage der verschie-
denen kleinen Provinzen nnd der Reichstag in Wien in eifriger Berathung:
auch in Agram, auch in Pesth hatten sich nationale Parlamente versam-
melt, um den revolutionären Gewinn dauernd ihrer Heimat zu sichern
und die neue Staatsordnung endgiltig festzustellen. Jn Wirklichkeit dienten
sreilich diese beiden Parlamente nur dazu, den Bürgerkrieg zu schü-
ren und den blutigen Kampf zwischen Bewohnern desselben Reiches vor-
zubereiten. Dem Agramer Landtage fehlte sogar die gesetzliche Grund-
lage. Sowohl das ungarische Ministerium wie der österreichische Hof
hatten gegen seine Einberufung protestirt, seinen Beschlüssen alle Rechts-
giltigkeit abgesprochen. Nirgends herrschte aber auch der voraussetzungs-
lose Radicalismus in so unumwundener Weise, wie in der Agramer Ver-
sammlung. Dieselbe bekämpfte alle bestehenden Verfassungszustände, rich-
tete sich gegen jede überlieserte politische Sitte, verwarf überhaupt die
bisher giltige Gliederung des Staates und verlangte nichts weuiger als
eine vollständige Aenderung der Karte Oesterreichs. Wenn die Mitglie-
der des Landtages trotzdem ihre lohale Gesinnung behaupteten, da sie ja
die persönliche Macht des Monarchen nicht mindern wollten, wenn schließ-
lich die conservativen Jnteressen ihre Rettung den Kroaten zn verdanken
glaubten, so zeigt dieses nur die ganz merkwürdige Verschiebung der Ver-
hältnisse und läßt unwillkürlich den ironischen Ton in der Schilderung
der Ereignisse anschlagen.

Der Banus nahm an demselben Tage (14. April) von seinem Amte
Besitz, an welchem das ungarische Ministerium in Pesth seine Thätigkeit
eröffnete. Er fand das Land dem Aufruhr nahe, den Gefahren der Anar-
chie preisgegeben. Ein Nationalcomits, auf die kroatische Jugend gestützt,
 
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