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nur an das Grab Rudolfs des Stifters und an das berühmte Friedrichsgrab,
an die Baumeistersbüsten, von den Skulpturen am Riesentor ganz zu
schweigen), ausgezeichnet ist, als durch seine Gemälde. Vielleicht kommt
es daher, daß die Altarbilder bei Sankt Stephan von der Literatur recht
stiefmütterlich behandelt werden.
Der Stephansdom »ist mit vielen höchst wertvollen alten und neuen
Glasmalereien ausgestattet, deren Studium ich nun freilich unterlassen
mußte, da die Anlage meiner Augen keine eingehende Beschäftigung mit
den grellen Farben zuläßt.
Domherrenhof, Hauskapelle. Dort malte um 1840 L. Kupelwieser
zwei Wandbilder (vgl. „Leopold Kupelwieser, Erinnerungen seiner Tochter“
1902, S. 13). Diese Bilder, die Kupelwiesers reinliche, liebenswürdige Art
sehr gut vertreten, sind die etwas unterlebensgroßen Halbfiguren des Heiligen
Stephan, der die Steine hält, und des Heiligen Johannes Baptist mit dem Lamm.
Beide Bilder sind als Zierstreifen (nicht Medaillons) aufgefaßt, die zu beiden
Seiten eines kleinen Rokokoaltars an die Wand gemalt sind. Das kleine
Altarbild stellt die Krönung der Maria dar und ist die Arbeit eines Spät-
barockisten von mittlerer Güte. Schief gegenüber ein altes gemaltes Epitaph
aus der Stephanskirche. Es ist eine Tafel, die bald nach 1440 gemalt sein
muß. Denn die Inschrift gibt als Sterbejahr des Professors Johannes" Geus,
zu dessen Ehren die Tafel gemacht ist, 1440 an, und der Stil weist uns
aufs mittlere 15. Jahrhundert. Die Malerei ist augenscheinlich nur Gesellen-
arbeit, aber durch die gesicherte Entstehungszeit von Bedeutung. Man er-
blickt links Christus mit der großen Seitenwunde aufrecht stehend. Rechts,
gegen Christum gekehrt und von Johannes Bpt. beschützt, kniet der Würden-
träger mit gefalteten Händen.
Dominikanerkirche, 1., Postgasse. Alte Stiftung, Bau wiederholt er-
weitert, erneuert und wesentlich umgestaltet. (Zur Geschichte der Kirche
besonders P. Edmund M. Pranter, „Die Dominikanerkirche in Wien“ [ohne
Jahreszahl etwa 1911 erschienen].) De Luca gab schon 1779 ein brauch-
bares Verzeichnis der Bilder: Diesem entspricht De Freddy (1800, I, 155),
und zwar sagt er: „II quadro rappresentante il S(anto) P(adre) Domenico
e di Bock, quello della Nativitä, di Nostro Signore coli’ adorazione de Pasfori
e di Spielberger, quello del Martirio di S. Catterina e del sudetto Spiel-
berger, quello di S. Catterina di Siene e di Rothiers, quello di S. Vincenzo
Ferreri e del sudetto, quello di S. Tommaso d’Acquino e di Bachmann.“
De Luca erwähnt noch Freskomedaillons von „Denzala“ (Tencala)
und die Kuppel von Pozzo. Heute: Auf dem Hochaltar ein großes Gemälde
von L. Kupelwieser (1839): Das Christuskind, auf dem Schoß Mariens
sitzend, reicht dem Heiligen Dominikus den Rosenkranz. Eine kleine Aus-
führung desselben Bildes war 1897 in der Wiener Schubert-Schwind-Kupel-
wieser-Ausstellung als Nr. 722 zu sehen, ausgestellt durch Herrn Christian
Edlen von Streinsberg. — Das große Bild bei den Dominikanern ist vier-
seitig. Die Lünette mit Gottvater erst hoch über der breiten Umrahmung.
Das große Bild leidet an der Stimmungslosigkeit der Färbung, die der sonst
bedeutenden Kunst Kupelwiesers so oft anhängt.
Am Dominikusaltar das Gemälde von Tob. Bock: Der Heilige erblickt
die Dreifaltigkeit. Stark nachgedunkelte große Leinwand.
nur an das Grab Rudolfs des Stifters und an das berühmte Friedrichsgrab,
an die Baumeistersbüsten, von den Skulpturen am Riesentor ganz zu
schweigen), ausgezeichnet ist, als durch seine Gemälde. Vielleicht kommt
es daher, daß die Altarbilder bei Sankt Stephan von der Literatur recht
stiefmütterlich behandelt werden.
Der Stephansdom »ist mit vielen höchst wertvollen alten und neuen
Glasmalereien ausgestattet, deren Studium ich nun freilich unterlassen
mußte, da die Anlage meiner Augen keine eingehende Beschäftigung mit
den grellen Farben zuläßt.
Domherrenhof, Hauskapelle. Dort malte um 1840 L. Kupelwieser
zwei Wandbilder (vgl. „Leopold Kupelwieser, Erinnerungen seiner Tochter“
1902, S. 13). Diese Bilder, die Kupelwiesers reinliche, liebenswürdige Art
sehr gut vertreten, sind die etwas unterlebensgroßen Halbfiguren des Heiligen
Stephan, der die Steine hält, und des Heiligen Johannes Baptist mit dem Lamm.
Beide Bilder sind als Zierstreifen (nicht Medaillons) aufgefaßt, die zu beiden
Seiten eines kleinen Rokokoaltars an die Wand gemalt sind. Das kleine
Altarbild stellt die Krönung der Maria dar und ist die Arbeit eines Spät-
barockisten von mittlerer Güte. Schief gegenüber ein altes gemaltes Epitaph
aus der Stephanskirche. Es ist eine Tafel, die bald nach 1440 gemalt sein
muß. Denn die Inschrift gibt als Sterbejahr des Professors Johannes" Geus,
zu dessen Ehren die Tafel gemacht ist, 1440 an, und der Stil weist uns
aufs mittlere 15. Jahrhundert. Die Malerei ist augenscheinlich nur Gesellen-
arbeit, aber durch die gesicherte Entstehungszeit von Bedeutung. Man er-
blickt links Christus mit der großen Seitenwunde aufrecht stehend. Rechts,
gegen Christum gekehrt und von Johannes Bpt. beschützt, kniet der Würden-
träger mit gefalteten Händen.
Dominikanerkirche, 1., Postgasse. Alte Stiftung, Bau wiederholt er-
weitert, erneuert und wesentlich umgestaltet. (Zur Geschichte der Kirche
besonders P. Edmund M. Pranter, „Die Dominikanerkirche in Wien“ [ohne
Jahreszahl etwa 1911 erschienen].) De Luca gab schon 1779 ein brauch-
bares Verzeichnis der Bilder: Diesem entspricht De Freddy (1800, I, 155),
und zwar sagt er: „II quadro rappresentante il S(anto) P(adre) Domenico
e di Bock, quello della Nativitä, di Nostro Signore coli’ adorazione de Pasfori
e di Spielberger, quello del Martirio di S. Catterina e del sudetto Spiel-
berger, quello di S. Catterina di Siene e di Rothiers, quello di S. Vincenzo
Ferreri e del sudetto, quello di S. Tommaso d’Acquino e di Bachmann.“
De Luca erwähnt noch Freskomedaillons von „Denzala“ (Tencala)
und die Kuppel von Pozzo. Heute: Auf dem Hochaltar ein großes Gemälde
von L. Kupelwieser (1839): Das Christuskind, auf dem Schoß Mariens
sitzend, reicht dem Heiligen Dominikus den Rosenkranz. Eine kleine Aus-
führung desselben Bildes war 1897 in der Wiener Schubert-Schwind-Kupel-
wieser-Ausstellung als Nr. 722 zu sehen, ausgestellt durch Herrn Christian
Edlen von Streinsberg. — Das große Bild bei den Dominikanern ist vier-
seitig. Die Lünette mit Gottvater erst hoch über der breiten Umrahmung.
Das große Bild leidet an der Stimmungslosigkeit der Färbung, die der sonst
bedeutenden Kunst Kupelwiesers so oft anhängt.
Am Dominikusaltar das Gemälde von Tob. Bock: Der Heilige erblickt
die Dreifaltigkeit. Stark nachgedunkelte große Leinwand.