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DIE BAUKUNST DER VORZEIT

Die früheste Zeit des Paläolithikums scheint nur das Wohnen in
Felshöhlen gekannt zu haben. Zeltartige Behausungen sind auf den Wänden
mehrerer Höhlen in der zweiten Hälfte der alten Steinzeit abgezeichnet: ein
Mittelpfeiler stützt das offensichtlich gerundete, oben spitz zulaufende Dach,
— entweder gleichförmig schräg aufstrebend oder erst mit Einwärtsbiegung
nach anfänglichem steileren Aufstreben.
Die jüngere Steinzeit knüpfte ihre Zeitgenossen an feste Sied-
lungen, da sie den Ackerbau und die Viehzucht einleitete. Im Gebiete großer
Seen scheint man im Übergange zu dieser Epoche ein Floß zur Unterlage
genommen zu haben. Später ward dann der Packbau und der eigentliche
Pfahlbau ins Werk gesetzt. Diese Siedlungen an den Seen im Norden der
Alpen und in Polen, Pommern tragen dorfartigen Charakter und waren durch
eine lange Brücke mit dem Ufer verbunden. Der Einzelbau selbst war vier-
eckig und hatte einen oder zwei Räume, — einen Schlafraum und einen
Koch- und Wohnraum.
Andersartige Anlagen von Wohnbauten, die nicht durch die Form des
Langholzes zur Viereckigkeit genötigt waren, wählen manchmal andere
Grundrisse. So haben Burgen mehrfach einen ovalen Grundriß, und ihre
Häuser sind über verschobenem Viereck oder über dem Oval geformt. Da-
neben finden sich auch runde Wohngebäude, die sich zur Feuerstelle hin
öffnen und die wahrscheinlich überwölbt waren. Man möchte mit Schuch-
hardt meinen, daß solche Anlagen, die nicht zugleich Herdhäuser sind, auf
westlichen Ursprung deuten, während das nordische Haus durch seine ganze
Lage im feuchteren, kälteren Klima genötigt ist, die Feuerstelle in sich zu
bergen. Und so ließe sich wohl das Rundhaus dem Westen und Süden, das
rechteckige, mit einer Vorhalle versehene Haus aber dem Norden zuweisen.
Deutlicher wird das Bild des Hausbaus in der Bronzezeit. Im süd-
lichen Westen Europas trifft man noch regelmäßige Rundhäuser mit einer
starken Mittelsäule als Stütze an. Solche Häuser schließen sich bei größeren
Anlagen zu einem großen Rundbau zusammen, so daß die kreisförmig zu-
sammengelegten Rundbauten einen offenen Mittelhof umstellen. Außer-
dem kennen wir aus jener Zeit noch ovale Bauten, die vielleicht auf die Zu-
sammenschweißung zweier Rundbauten zurückgehen, so z. B. auf Malta.
Die großen kretischen Paläste haben dann lauter rechtwinklige Räume, die
sich um einen großen, ebenfalls viereckigen Hof gruppieren.

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