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kircli im 17. Jhdte. zur Ableitung des Hoch-
wassers der Eschach gegraben hat.
3) Viel wurde bisher über den Sinn des
Wortes „Roth“ geschrieben x), das einfach und
in Zusammensetzungen, wie Rottach, Röthen-
bach, sehr häufig zu Flussnamen verwendet
ist. Unläugbar ist es, dass bei einer grossen
Menge dieser also benannten Bäche die rostige,
rothbraune Farbe ihres Moor- oder Sumpf-
wassers namengebend war. Ich gebe sogar-
zu, obwohl ich kein mhd. oder ahd. röt =
Sumpf kenne, dass dennoch in Oberschwaben
in früherer Zeit Rot, Rat, Synonym von Sumpf
und Ried war2). Ich glaube aber nicht, dass
damit der Flussname Roth in allen Fällen ge-
deutet ist. Gerade die beiden der Iller parallel
laufenden Bäche d. N. in Wirtenberg und
Baiern haben meines Wissens kein rothes
Sumpfwasser, noch weniger aber sind die bei-
den Rottach im bair. Allgäu Moorgewässer, sie
sind im Gegentheil recht wilde Gebirgsflüsse.
Wie mir scheint, war man mit der Heran-
ziehung des irischen sruth, des cymrischen frwt
irrend auf der rechten Fährte zur Erfassung
unseres Namens. Roth ist nämlich schwerlich
keltischer Abkunft, wohl aber ein echt deut-
sches, mit gen. sruth, frwt stammverwandtes
Wort.
Das Germanische duldet bekanntlich kein
anlautendes sr, deshalb wurde * in ihm die
Wurzel „sru, fliessen“, die wir z. B. im sansc.
sravati, im litth. sraveti, im griech. pew-, pvaig
haben, stru, wie im Altslavischen, denn struja
(altslav. Strömung) und unser Strom gehören
zu dieser Wurzel sru. Von derselben bildete
schon die indogermanische Ursprache ein Part.
Praet. Pass, sru-ta mit der Bedeutung; „ersros-
sen, fliessend“. Wir finden dieses Particip
im sanscr. sruta fliessend (srötas Fluss), im
griech. ?vtoq fliessend, im ir. sruth, im cymr.
frwt. Aus dem litth. sruta Jauche ferner folgt,
dass auch die slavoger manische Sprache dieses
Bacmeister und. Hartmann, die wirt. Ortsnamen
in den wirt. Jahrbüchern 1874, II, 106 und 1875, II, 120.
2) Buck, R., Hohenzell. Namen in den Mittheil, des
hohenzoll. hist. Vereins V, 98.
Particip noch besass, und deshalb dürfen wir
wohl ohne allzugrosse Vermessenheit annehmen,
dass unser Roth ahd. Rota (wie litth. sruta
fern.) die deutsche Form dieses Particips ist.
Der Umstand, dass hier anlautendes s ge-
schwunden ist, macht mir kein Bedenken, denn
dieser Schwund erscheint auch in andern Fäl-
len, z. B. Dach, litth. stögas, und in unserm
Falle mochte aus euphonischen Gründen st
vermieden werden. Demnach halte ich Roth
für ein kostbares Überbleibsel der indogerma-
nischen Urzeit, das seinen ursprünglichen all-
gemeinen Sinn „fliessendes, Fluss“- verloren
und nur in Einzelnamen von Gewässern sich
erhalten hat. Sollte dasselbe mit Vorliebe an
Gewässern, die Sümpfen und Mooren ent-
quellen, hängen geblieben sein?
4) Die Rottum im O.-A. Biberach aber
zeigt so viele Ähnlichkeit mit dem mhd. und
heute noch im deutschen Wallis lebenden
„Rotten“', dem umgewandelten Rhodanus, dass
ich ihren Namen kaum für ein deutsches Wort
halten kann, sondern, wenn auch zögernd, für
ein Anleihen aus dem keltischen Idiome, dem
ich sonst sehr gerne aus dem Wege gehe, er-
klären möchte.
Donaueschingen. Baumann,
Briefkasten.
Mengen. Neueste Aufdeckungen römischer
Baureste im Heimgarten. Bei den im September
und Oktober- v. J. hier auf der westlichen Hälfte eines
Ackers in oben bezeichneter Flur vorgenommenen Nach-
grabungen nach Alterthümern wurde ein Zimmer mit
Mosaik — richtiger das Hypokaustum davon mit Mosaik-
bodenresten — von 15,82 Qm. Bodenfläche vollständig
blossgelegt. Allen vier Seiten dieses Gelasses lagen
andere Räume an, wovon der nördliche und südliche
7 m. Länge hatte, der östliche 3,50 m.; vom westlichen
ist sie nicht bekannt, dürfte jedoch, wenn die zuerst
genannten Nebengelasse in der Breite einander ent-
sprechen, wohl 10—11 m. betragen haben. Diese Länge
bei einer Breite von etwa 3 m. und eine, hier noch auf
der ursprünglichen Stelle vorgefundene steinerne Thor-
schwelle lassen einen Hausgang oder Vorhalle erkennen.
Ob jenseits dieses Gebäudes theils gegen Westen hin
die eben beschriebenen Räumlichkeiten ihre Wieder-
holung fanden, ist eine Frage, die man gerne bejahen
kircli im 17. Jhdte. zur Ableitung des Hoch-
wassers der Eschach gegraben hat.
3) Viel wurde bisher über den Sinn des
Wortes „Roth“ geschrieben x), das einfach und
in Zusammensetzungen, wie Rottach, Röthen-
bach, sehr häufig zu Flussnamen verwendet
ist. Unläugbar ist es, dass bei einer grossen
Menge dieser also benannten Bäche die rostige,
rothbraune Farbe ihres Moor- oder Sumpf-
wassers namengebend war. Ich gebe sogar-
zu, obwohl ich kein mhd. oder ahd. röt =
Sumpf kenne, dass dennoch in Oberschwaben
in früherer Zeit Rot, Rat, Synonym von Sumpf
und Ried war2). Ich glaube aber nicht, dass
damit der Flussname Roth in allen Fällen ge-
deutet ist. Gerade die beiden der Iller parallel
laufenden Bäche d. N. in Wirtenberg und
Baiern haben meines Wissens kein rothes
Sumpfwasser, noch weniger aber sind die bei-
den Rottach im bair. Allgäu Moorgewässer, sie
sind im Gegentheil recht wilde Gebirgsflüsse.
Wie mir scheint, war man mit der Heran-
ziehung des irischen sruth, des cymrischen frwt
irrend auf der rechten Fährte zur Erfassung
unseres Namens. Roth ist nämlich schwerlich
keltischer Abkunft, wohl aber ein echt deut-
sches, mit gen. sruth, frwt stammverwandtes
Wort.
Das Germanische duldet bekanntlich kein
anlautendes sr, deshalb wurde * in ihm die
Wurzel „sru, fliessen“, die wir z. B. im sansc.
sravati, im litth. sraveti, im griech. pew-, pvaig
haben, stru, wie im Altslavischen, denn struja
(altslav. Strömung) und unser Strom gehören
zu dieser Wurzel sru. Von derselben bildete
schon die indogermanische Ursprache ein Part.
Praet. Pass, sru-ta mit der Bedeutung; „ersros-
sen, fliessend“. Wir finden dieses Particip
im sanscr. sruta fliessend (srötas Fluss), im
griech. ?vtoq fliessend, im ir. sruth, im cymr.
frwt. Aus dem litth. sruta Jauche ferner folgt,
dass auch die slavoger manische Sprache dieses
Bacmeister und. Hartmann, die wirt. Ortsnamen
in den wirt. Jahrbüchern 1874, II, 106 und 1875, II, 120.
2) Buck, R., Hohenzell. Namen in den Mittheil, des
hohenzoll. hist. Vereins V, 98.
Particip noch besass, und deshalb dürfen wir
wohl ohne allzugrosse Vermessenheit annehmen,
dass unser Roth ahd. Rota (wie litth. sruta
fern.) die deutsche Form dieses Particips ist.
Der Umstand, dass hier anlautendes s ge-
schwunden ist, macht mir kein Bedenken, denn
dieser Schwund erscheint auch in andern Fäl-
len, z. B. Dach, litth. stögas, und in unserm
Falle mochte aus euphonischen Gründen st
vermieden werden. Demnach halte ich Roth
für ein kostbares Überbleibsel der indogerma-
nischen Urzeit, das seinen ursprünglichen all-
gemeinen Sinn „fliessendes, Fluss“- verloren
und nur in Einzelnamen von Gewässern sich
erhalten hat. Sollte dasselbe mit Vorliebe an
Gewässern, die Sümpfen und Mooren ent-
quellen, hängen geblieben sein?
4) Die Rottum im O.-A. Biberach aber
zeigt so viele Ähnlichkeit mit dem mhd. und
heute noch im deutschen Wallis lebenden
„Rotten“', dem umgewandelten Rhodanus, dass
ich ihren Namen kaum für ein deutsches Wort
halten kann, sondern, wenn auch zögernd, für
ein Anleihen aus dem keltischen Idiome, dem
ich sonst sehr gerne aus dem Wege gehe, er-
klären möchte.
Donaueschingen. Baumann,
Briefkasten.
Mengen. Neueste Aufdeckungen römischer
Baureste im Heimgarten. Bei den im September
und Oktober- v. J. hier auf der westlichen Hälfte eines
Ackers in oben bezeichneter Flur vorgenommenen Nach-
grabungen nach Alterthümern wurde ein Zimmer mit
Mosaik — richtiger das Hypokaustum davon mit Mosaik-
bodenresten — von 15,82 Qm. Bodenfläche vollständig
blossgelegt. Allen vier Seiten dieses Gelasses lagen
andere Räume an, wovon der nördliche und südliche
7 m. Länge hatte, der östliche 3,50 m.; vom westlichen
ist sie nicht bekannt, dürfte jedoch, wenn die zuerst
genannten Nebengelasse in der Breite einander ent-
sprechen, wohl 10—11 m. betragen haben. Diese Länge
bei einer Breite von etwa 3 m. und eine, hier noch auf
der ursprünglichen Stelle vorgefundene steinerne Thor-
schwelle lassen einen Hausgang oder Vorhalle erkennen.
Ob jenseits dieses Gebäudes theils gegen Westen hin
die eben beschriebenen Räumlichkeiten ihre Wieder-
holung fanden, ist eine Frage, die man gerne bejahen