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staiid; dass das Wasser auf sanskr. ap, gothisch
ahva, latein. aqua; althochd. affa, awa, owa,
neben aha, achacha lautet. Wir kämen damit
zu der Urverwandtschaft zwischen aca und ata.
Doch zurück zu Ovakare. Ich sage, ovac sei
aus ov und ac zusammengesetzt, jedes für sich
komme in der Bedeutung von Wasser, Fluss
vor, wahrscheinlich jedesmal eine andere Eigen-
schaft des Wassers berücksichtigend. Ich
meinestheils denke bei der Wurzel aca, ac
an dasselbe ac, welches im lateinischen acer,
im griechischen akros steckt und scharf, hef-
tig bedeutet. Wo sich ac in acer mit ac in
aqua berührt, da scheint mir die Eigenschaft
schnell, rasch gemeint zu sein. Auf die For-
men Ag -— ara und andere ist schon auf-
merksam gemacht worden.
Ich bin überzeugt, dass die 7 Flussnamen-
endungen sich für den Wurzelschürfer auf
noch wenigere zurückführen lassen, ich bleibe
aber der thatsächlichen und sichtbaren Formen
wegen bei den sieben stehen.
Ehingen im Sept. 187'7'. Dr. Buck.
Brühl, Bruoh, Brie, Brag, Braite, Busch.
Eines der merkwürdigsten, ja geradezu
räthselhaftesten Appellative unter den Orts-
namen sowohl in Absicht auf Herkunft, als
Verbreitung ist das namentlich in Oberschwaben
häufige Wort Brühl (Brül, Briel etc.). Es
lässt sich nicht nur in allen ober- und nieder-
deutschen Mundarten nachweisen, sondern ist
auch in allen romanischen und keltischen Län-
dern, soweit Franken, Longobarden, Bayüwa-
rier, Alamannen, Angelsachsen etc. in sie ge-
kommen sind, nachweisen und überall in
derselben Bedeutung. In den alten Urkunden
begegnen wir selbstredend nur latinisirten For-
men unseres Wortes. Z. B. Briolium, Bro-
1 i u m bei Luitprand in Legat. Siehe Pertz
vol. Script. 3, 355: si vos Perivolia, id est
Brolia, vel si in Perivoliis onagros etc. habe-
retis. Cui cum vos Briolia et in Brioliis
animalia . . . habere affirraem, hier also in der
Bedeutung von Thiergarten. Daher bei Pertz
c. II, vol. Ser. III, 30G: concessit cervum,
quem in suo Brolio venaretur. Ein Kapitulare
vom Jahr 821 (Pertz vol. leg. p. 229) sagt:
nolumus, ut über homo ad nostros brolios
cogatur. Und so noch in vielen fränkischen
Urkunden. Siehe Du Gange (Glossar, med. et
inf. latinitatis p. 7'83 ff.).
Sodann: Broilus, brogilus. Das Capi-
tulare de villis c. 16 sagt: lucos nostros quos
vulgus Brogilos vocat. Dann Brugilus, dann
Broialum. —- J. 1081: Briulum, hoc est
pratum ... (in einer Urkunde Balduins von
Flandern). — quatuor falces prati in suo
Broulo. Ferner Bro 1 lum quatuor secatu-
rarum; bruillus, br ui Ui um, brullium,
alles in altfranzösischen Erkunden. Aber alte
lombardische Urkunden sprechen auch von
baumbepflanzten Plätzen in Städten, die Bro-
li um heissen. So hiessen in Mailand die
Plätze, auf denen die Basiliken zu St. Nazar
und St. Stefan stehen. Und fast jede lombar-
dische Stadt hatte vor den Thoren ihren
Broilo, auf dem sich die Jugend in den
Waffen übte, überhaupt das Volk zusammen-
kam. Fumagalli in antichitä Longobardico-
Milanesi. Solche Plätze hiessen auch Bröle-
tum und brolivus. Eine Urk. vom J. 800
aus Brescia lässt indessen schon erkennen, dass
der Broil auch als Wiese benützt wurde, denn
es heisst dort: debent quoque duos brolios . . ,
secare, fenare, carricare et ihtus mittere, also
mähen, heuen und einheimsen. Die Italiener
heissen den Brühl heutzutage Brolio, die
Franzosen breil, breuil und breuille,
Auch unsere schwäbischen Brühle sind immer
in unmittelbarer Nähe eines Wohnortes, also
extra muros oder extra sepem villae. Ganz
dieselbe Bedeutung hat Brühl in den’ nieder -
deutschen Dialecten. Es scheint mit unserem
anderen Ortsappellativ b r u c h, bruoh, ver-
wandt zu sein. Vielleicht steht letzteres zu
ihm wie unser buck == Hügel zu dem Wort
Buckel (vgl. die Flurnamen: Eulenbuck, Buss-
buckel). Also altes brug — il, brog -— il zu
altem brog, brug, Bruch, das sowohl Ge-
büsch, als Sumpf und Wiese bedeutet. Auch
dieses Bruoh ist weitum verbreitet. Eine Urk.
staiid; dass das Wasser auf sanskr. ap, gothisch
ahva, latein. aqua; althochd. affa, awa, owa,
neben aha, achacha lautet. Wir kämen damit
zu der Urverwandtschaft zwischen aca und ata.
Doch zurück zu Ovakare. Ich sage, ovac sei
aus ov und ac zusammengesetzt, jedes für sich
komme in der Bedeutung von Wasser, Fluss
vor, wahrscheinlich jedesmal eine andere Eigen-
schaft des Wassers berücksichtigend. Ich
meinestheils denke bei der Wurzel aca, ac
an dasselbe ac, welches im lateinischen acer,
im griechischen akros steckt und scharf, hef-
tig bedeutet. Wo sich ac in acer mit ac in
aqua berührt, da scheint mir die Eigenschaft
schnell, rasch gemeint zu sein. Auf die For-
men Ag -— ara und andere ist schon auf-
merksam gemacht worden.
Ich bin überzeugt, dass die 7 Flussnamen-
endungen sich für den Wurzelschürfer auf
noch wenigere zurückführen lassen, ich bleibe
aber der thatsächlichen und sichtbaren Formen
wegen bei den sieben stehen.
Ehingen im Sept. 187'7'. Dr. Buck.
Brühl, Bruoh, Brie, Brag, Braite, Busch.
Eines der merkwürdigsten, ja geradezu
räthselhaftesten Appellative unter den Orts-
namen sowohl in Absicht auf Herkunft, als
Verbreitung ist das namentlich in Oberschwaben
häufige Wort Brühl (Brül, Briel etc.). Es
lässt sich nicht nur in allen ober- und nieder-
deutschen Mundarten nachweisen, sondern ist
auch in allen romanischen und keltischen Län-
dern, soweit Franken, Longobarden, Bayüwa-
rier, Alamannen, Angelsachsen etc. in sie ge-
kommen sind, nachweisen und überall in
derselben Bedeutung. In den alten Urkunden
begegnen wir selbstredend nur latinisirten For-
men unseres Wortes. Z. B. Briolium, Bro-
1 i u m bei Luitprand in Legat. Siehe Pertz
vol. Script. 3, 355: si vos Perivolia, id est
Brolia, vel si in Perivoliis onagros etc. habe-
retis. Cui cum vos Briolia et in Brioliis
animalia . . . habere affirraem, hier also in der
Bedeutung von Thiergarten. Daher bei Pertz
c. II, vol. Ser. III, 30G: concessit cervum,
quem in suo Brolio venaretur. Ein Kapitulare
vom Jahr 821 (Pertz vol. leg. p. 229) sagt:
nolumus, ut über homo ad nostros brolios
cogatur. Und so noch in vielen fränkischen
Urkunden. Siehe Du Gange (Glossar, med. et
inf. latinitatis p. 7'83 ff.).
Sodann: Broilus, brogilus. Das Capi-
tulare de villis c. 16 sagt: lucos nostros quos
vulgus Brogilos vocat. Dann Brugilus, dann
Broialum. —- J. 1081: Briulum, hoc est
pratum ... (in einer Urkunde Balduins von
Flandern). — quatuor falces prati in suo
Broulo. Ferner Bro 1 lum quatuor secatu-
rarum; bruillus, br ui Ui um, brullium,
alles in altfranzösischen Erkunden. Aber alte
lombardische Urkunden sprechen auch von
baumbepflanzten Plätzen in Städten, die Bro-
li um heissen. So hiessen in Mailand die
Plätze, auf denen die Basiliken zu St. Nazar
und St. Stefan stehen. Und fast jede lombar-
dische Stadt hatte vor den Thoren ihren
Broilo, auf dem sich die Jugend in den
Waffen übte, überhaupt das Volk zusammen-
kam. Fumagalli in antichitä Longobardico-
Milanesi. Solche Plätze hiessen auch Bröle-
tum und brolivus. Eine Urk. vom J. 800
aus Brescia lässt indessen schon erkennen, dass
der Broil auch als Wiese benützt wurde, denn
es heisst dort: debent quoque duos brolios . . ,
secare, fenare, carricare et ihtus mittere, also
mähen, heuen und einheimsen. Die Italiener
heissen den Brühl heutzutage Brolio, die
Franzosen breil, breuil und breuille,
Auch unsere schwäbischen Brühle sind immer
in unmittelbarer Nähe eines Wohnortes, also
extra muros oder extra sepem villae. Ganz
dieselbe Bedeutung hat Brühl in den’ nieder -
deutschen Dialecten. Es scheint mit unserem
anderen Ortsappellativ b r u c h, bruoh, ver-
wandt zu sein. Vielleicht steht letzteres zu
ihm wie unser buck == Hügel zu dem Wort
Buckel (vgl. die Flurnamen: Eulenbuck, Buss-
buckel). Also altes brug — il, brog -— il zu
altem brog, brug, Bruch, das sowohl Ge-
büsch, als Sumpf und Wiese bedeutet. Auch
dieses Bruoh ist weitum verbreitet. Eine Urk.