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Vasari, Giorgio; Schorn, Ludwig [Editor]; Förster, Ernst [Editor]
Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567 (2. Band, 1. Abtheilung) — Stuttgart, Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1837

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https://doi.org/10.11588/diglit.54684#0016

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6 Einleitung.
sey ein Künstler in Allem vollkommen gewesen und habe das
Ziel erreicht, zu welchem wir nunmehr in der Erfindung, wie
in Zeichnung und Färbung, gelangt find; habe bei den Gestal-
ten die dunkeln Schatten so zart zu verschmelzen gewußt, daß
das Licht nur auf den erhobenen Theilen blieb, und Marmor-
werke so zu durchbrechen und mit allen den Feinheiten auszu-
führen vermocht, wie man solches nunmehr an Statuen und
Bildhauereien sieht. Dieß Lob kommt sicherlich nur dem drit-
ten Zeitalter zu, von welchem mit Zuversicht, scheint mir,
gesagt werden kann, die Kunst habe darin gethan, was in
Nachbildung der Natur zu leisten vergönnt ist, und sey so
hoch gestiegen, daß man eher befürchten müsse, sie werde
wieder sinken, als daß man hoffen dürfe, sie könne zu noch
höherer Vollendung gelangen. Wenn ich dieß alles genau
erwäge, so scheint mir, es liege in der Eigenthümlichkeit und
innersten Natur jener Künste, daß sie von niederem Anfang
sich nach und nach veredeln und endlich den Gipfel der Voll-
kommenheit erreichen. Wir sehen fast dasselbe bei andern
ähnlichen Dingen, und da zwischen allen freien Künsten eine
Art Verwandtschaft besteht, ist zu glauben, daß jene Ansicht
die richtige sey. In der Maler - und Bildhauerkunst sonder-
Gleicher Ent, ^ch geschah zu anderen Zeiten so Gleiches, daß, wenn man
Wicklung-- die Namen vertauschen wollte, die Begebenheiten dieselben
Kunst im m- ftyn würden. Denn ist denen zu glauben, welche damals
t«r,hum. ^bten, und die Leistungen der Alten sehen und beurtheilen
konnten, so waren die Statuen von Kanachus hart, ohne
Leben und Bewegung und der Wahrheit noch sehr fern, und
dasselbe ward von den Bildwerken des Kalamis gesagt, ob-
schon sie etwas mehr Weichheit hatten, als die vorhin genann-
ten. Nach jenen Meistern kam Myron, der die Natur nicht
ganz getreu nachahmte, seinen Werken aber so viel Verhält-
niß und Anmuth gab, daß man sie mit Recht schön nennen
konnte. Im dritten Grade endlich folgte Polykletus, mit
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