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Leben des florentinischen Malers
ShMiInder tet, Eine Geburt Christi, so mühsam und fleißig ausgeführt,
Annunziata, daß man die Aehren und Halme des Strohes in der Hütte
zählen könnte. In demselben Bilde stellte er ein verfallenes
Haus dar, vermoderte von Regen und Eis verzehrte und zer-
fressene Steine mit einer dicken Epheuranke, wobei zu bemer-
ken ist, daß er mit unendlicher Geduld der obern Seite der
Blatter ein anderes Grün gab, als der untern, gerade so
verschieden wie in der Natur, nicht mehr und nicht minder.
Die Hirten in jenem Bilde sind schön, und eine Schlange,
welche die Mauer hinankriecht, ist sehr tauschend abgebildet. §)
Man sagt Alesso habe sich viel bemüht, das wahre Verfahren
beim Musaik zu finden, nie aber erreicht was er suchte, bis
er endlich auf einen Deutschen traf, der um Ablaß nach Rom
Lernt von ging und, in seinem Hause ausgenommen, ihn Weise und
Vergl. das Leben des Antonello da Messina, letzte Anmerkung.
S. 377. Die Beschreibung, welche Vasari gibt, wird durch das
zwar etwas ausgeblichene, aber sonst noch wohl erhaltene Bild
bestätigt, an welchem man die niederländische Richtung erkennt.
Was Vasari von der Vorliebe Alesso's für die Landschaft sagt,
stimmt damit überein, da diese zuerst und hauptsächlich von den
Niederländern ausgebildet wurde, wie denn auch Tizian, nach Va-
sari's Bericht, bei niederländischen Malern Unterricht in der Land-
schastmalerei nahm. Eine Abbildung des erwähnten Gemäldes findet
sich in der Etruria Pittrice. — Interessant ist der Vergleich dieses
Bildes mit der eben daselbst abgebildeten ähnlichen Composition eines
Gemäldes von Fra Filippo Lippi, das von Prato nach Paris kam.
Das wohlerhaltenste Gemälde, welches von Alesso übrig ist,
befindet sich im westlichen Corridor der großherzogl. Gallerte zu
Florenz, eine Tafel mit der Madonna, welche das Kind auf
dem Schooße hält, drei Heiligen zu jeder Seite und dem heiligen
Dominicus, welcher vor ihr kniet. Auch in diesem sind Blumen, Grä<
ser und andere Beiwerke äußerst fleißig und genau gemalt. Es
befand sich ehemals in der Capelle der großherzogl. Villa zu Cafag-
giolo. Andere Werke des Alesso, welche die von Manni erwähnte
Handschrift des Francesco Baldovinetti nennt, ein Christus an
der Säule im Kreuzgang von Sta Croce, eine Madonna an der
Ecke der Carnesecchi u. A., sind zu Grunde gegangen.
Leben des florentinischen Malers
ShMiInder tet, Eine Geburt Christi, so mühsam und fleißig ausgeführt,
Annunziata, daß man die Aehren und Halme des Strohes in der Hütte
zählen könnte. In demselben Bilde stellte er ein verfallenes
Haus dar, vermoderte von Regen und Eis verzehrte und zer-
fressene Steine mit einer dicken Epheuranke, wobei zu bemer-
ken ist, daß er mit unendlicher Geduld der obern Seite der
Blatter ein anderes Grün gab, als der untern, gerade so
verschieden wie in der Natur, nicht mehr und nicht minder.
Die Hirten in jenem Bilde sind schön, und eine Schlange,
welche die Mauer hinankriecht, ist sehr tauschend abgebildet. §)
Man sagt Alesso habe sich viel bemüht, das wahre Verfahren
beim Musaik zu finden, nie aber erreicht was er suchte, bis
er endlich auf einen Deutschen traf, der um Ablaß nach Rom
Lernt von ging und, in seinem Hause ausgenommen, ihn Weise und
Vergl. das Leben des Antonello da Messina, letzte Anmerkung.
S. 377. Die Beschreibung, welche Vasari gibt, wird durch das
zwar etwas ausgeblichene, aber sonst noch wohl erhaltene Bild
bestätigt, an welchem man die niederländische Richtung erkennt.
Was Vasari von der Vorliebe Alesso's für die Landschaft sagt,
stimmt damit überein, da diese zuerst und hauptsächlich von den
Niederländern ausgebildet wurde, wie denn auch Tizian, nach Va-
sari's Bericht, bei niederländischen Malern Unterricht in der Land-
schastmalerei nahm. Eine Abbildung des erwähnten Gemäldes findet
sich in der Etruria Pittrice. — Interessant ist der Vergleich dieses
Bildes mit der eben daselbst abgebildeten ähnlichen Composition eines
Gemäldes von Fra Filippo Lippi, das von Prato nach Paris kam.
Das wohlerhaltenste Gemälde, welches von Alesso übrig ist,
befindet sich im westlichen Corridor der großherzogl. Gallerte zu
Florenz, eine Tafel mit der Madonna, welche das Kind auf
dem Schooße hält, drei Heiligen zu jeder Seite und dem heiligen
Dominicus, welcher vor ihr kniet. Auch in diesem sind Blumen, Grä<
ser und andere Beiwerke äußerst fleißig und genau gemalt. Es
befand sich ehemals in der Capelle der großherzogl. Villa zu Cafag-
giolo. Andere Werke des Alesso, welche die von Manni erwähnte
Handschrift des Francesco Baldovinetti nennt, ein Christus an
der Säule im Kreuzgang von Sta Croce, eine Madonna an der
Ecke der Carnesecchi u. A., sind zu Grunde gegangen.