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Volkelt, Johannes
Der Symbol-Begriff in der neuesten Ästhetik — Jena, 1876

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https://doi.org/10.11588/diglit.23192#0034

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Bedeutung. Zeigt uns das Bild, wie bei den griechiscben
Göttern, die klare menschliche Gestalt, so muß die Bedeutung
desselben in einem ebenso klaren menschlichen Jnhalte bestehen,
und selbstverständlich muß dieser rein menschliche Jnhalt anch
von den Griechen aus der Gestalt herausgefnhlt worden sein.
Jene dunkle Verwechselung von Bild und Bedeutung, die
Vischer früher für den Mittelpunkt des Symbolbegriffs er-
klärte, ist hier also völlig verschwunden. Allerdings findet auch
in der Göttergestalt des Mythus eine gewisse Verwechselung
statl. Allein diese Verwechselung besteht nicht zwischen Bild
und Bedeutung, also nicht innerhalb des eigentlich ästhetischen
Verhältnisses, sondern darin, daß die aus Bild und Seele in
durchaus angemessener Weise in Eins zusammengefühlte Menschen-
gestalt zugleich auch als göttlich angeschaut wird. Nur insosern
kann hier von einer Verwechselung die Rede sein, als den
Griechen die vollkommene Zusammenstimmung der beiden Glieder
(Form und Jnhalt, Bild uud Seele) des ästhetischen Grund-
verhältnisses in ihrer unmittelbaren sinnlichen Menschlichkeit
auch als göttlich gilt. Junerhalb des ästhetischen Grundver-
hältnisses selber herrscht volle Klarheit und Jneinsbildung.
Jeue naive Gleichsetzung des natürlich Menschlichen und Gött-
lichen ist zwar ein unfreies religiöses Verhalten, das jedoch,
im Gegensatze zu dem unsreien Berhalten der orieutalischen
Religionen, die Klarheit und Harmonie des ästhetischen Grund-
verhältnisses nicht stört, sondern nur eine in Eins zusammen-
sallende Doppelheit in der Anschauung dieserHar-
monie herbeiführt.

Jst es nun nicht eine in der Natur der Sache liegende
Forderung, für die dunkle Verwechselung und Unangemessenheit
innerhalb des ästhetischen Grundverhältnisses einen eigenen
Namen aufzusparen? Vischer macht auch jetzt noch, wenn auch
in abgeschwächter Weise, diese Unangemessenheit zum Haupt-
merkmal des Symbolischen. Es dürfen, sagt er, im Sym-
 
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